Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Die Jungfrau. Auch läßt sie, die blutige Jagd, dem härtern Geschlechte;Stürzt nicht mit wüthendem Bley die fliehende Hindin im Walde, Und überhohlt nicht mit Donner den Flug der steigenden Lerche. Sie besteigt nicht das muthige Roß; der drohende Mannshut Deckt nicht die offene Stirn. Warum soll weibliche Sanstmuth Furchtbar den Augen erscheinen, und glänzend in Waf- fen daherziehn? Jst ihr Reiz nicht mächtig genug? Was sollen ihr Waffen? Jhr bescheidnes Gewand erhebt die weibliche Schönheit Mehr, als der drohende Huth mit Straußengefieder bedecket. So mit Tugend geschmückt, im stillen sittsamen Anstand Sieht sie ein edelmüthiger Jüngling, die einzige Hofnung Eines glänzenden Hauses. Er fühlt die süsse Bezaubrung Jhres siegenden Augs. Jn seinen anbetenden Blicken Redet
Die Jungfrau. Auch laͤßt ſie, die blutige Jagd, dem haͤrtern Geſchlechte;Stuͤrzt nicht mit wuͤthendem Bley die fliehende Hindin im Walde, Und uͤberhohlt nicht mit Donner den Flug der ſteigenden Lerche. Sie beſteigt nicht das muthige Roß; der drohende Mannshut Deckt nicht die offene Stirn. Warum ſoll weibliche Sanſtmuth Furchtbar den Augen erſcheinen, und glaͤnzend in Waf- fen daherziehn? Jſt ihr Reiz nicht maͤchtig genug? Was ſollen ihr Waffen? Jhr beſcheidnes Gewand erhebt die weibliche Schoͤnheit Mehr, als der drohende Huth mit Straußengefieder bedecket. So mit Tugend geſchmuͤckt, im ſtillen ſittſamen Anſtand Sieht ſie ein edelmuͤthiger Juͤngling, die einzige Hofnung Eines glaͤnzenden Hauſes. Er fuͤhlt die ſuͤſſe Bezaubrung Jhres ſiegenden Augs. Jn ſeinen anbetenden Blicken Redet
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Die Jungfrau.
Auch laͤßt ſie, die blutige Jagd, dem haͤrtern Geſchlechte;
Stuͤrzt nicht mit wuͤthendem Bley die fliehende Hindin
im Walde,
Und uͤberhohlt nicht mit Donner den Flug der ſteigenden
Lerche.
Sie beſteigt nicht das muthige Roß; der drohende
Mannshut
Deckt nicht die offene Stirn. Warum ſoll weibliche
Sanſtmuth
Furchtbar den Augen erſcheinen, und glaͤnzend in Waf-
fen daherziehn?
Jſt ihr Reiz nicht maͤchtig genug? Was ſollen ihr
Waffen?
Jhr beſcheidnes Gewand erhebt die weibliche Schoͤnheit
Mehr, als der drohende Huth mit Straußengefieder
bedecket.
So mit Tugend geſchmuͤckt, im ſtillen ſittſamen
Anſtand
Sieht ſie ein edelmuͤthiger Juͤngling, die einzige
Hofnung
Eines glaͤnzenden Hauſes. Er fuͤhlt die ſuͤſſe Bezaubrung
Jhres ſiegenden Augs. Jn ſeinen anbetenden Blicken
Redet
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