Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Zweyter Gesang. Endlich sein horchendes Ohr ein allgemeines GetümmelVon verwirrten Tönen und Stimmen, vermischt durch einander, Die mit der heftigsten Wuth durch die hohle Finster- niß schallen. Dahin wandt er sich kühn, hier mit Gewißheit zu for- schen, Welche geistige Macht im Lärm des untersten Abgrunds Jhre Wohnung genommen; und nach dem Wege zu fragen, Wo der Finsterniß näheste Küsten zuletzt an des Lichtes Gränzen stossen. Als plötzlich der Thron des Chaos erscheinet, Und sein dunkles Gezelt, weit über die wüste Tiefe Ausgespreitet. Das ältste der Dinge, die ewige Nacht saß Auf dem Throne mit ihm, in ihrem dunkeln Gewande. Or- O 4
Zweyter Geſang. Endlich ſein horchendes Ohr ein allgemeines GetuͤmmelVon verwirrten Toͤnen und Stimmen, vermiſcht durch einander, Die mit der heftigſten Wuth durch die hohle Finſter- niß ſchallen. Dahin wandt er ſich kuͤhn, hier mit Gewißheit zu for- ſchen, Welche geiſtige Macht im Laͤrm des unterſten Abgrunds Jhre Wohnung genommen; und nach dem Wege zu fragen, Wo der Finſterniß naͤheſte Kuͤſten zuletzt an des Lichtes Graͤnzen ſtoſſen. Als ploͤtzlich der Thron des Chaos erſcheinet, Und ſein dunkles Gezelt, weit uͤber die wuͤſte Tiefe Ausgeſpreitet. Das aͤltſte der Dinge, die ewige Nacht ſaß Auf dem Throne mit ihm, in ihrem dunkeln Gewande. Or- O 4
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Zweyter Geſang.
Endlich ſein horchendes Ohr ein allgemeines Getuͤmmel
Von verwirrten Toͤnen und Stimmen, vermiſcht durch
einander,
Die mit der heftigſten Wuth durch die hohle Finſter-
niß ſchallen.
Dahin wandt er ſich kuͤhn, hier mit Gewißheit zu for-
ſchen,
Welche geiſtige Macht im Laͤrm des unterſten Abgrunds
Jhre Wohnung genommen; und nach dem Wege zu
fragen,
Wo der Finſterniß naͤheſte Kuͤſten zuletzt an des Lichtes
Graͤnzen ſtoſſen. Als ploͤtzlich der Thron des Chaos
erſcheinet,
Und ſein dunkles Gezelt, weit uͤber die wuͤſte Tiefe
Ausgeſpreitet. Das aͤltſte der Dinge, die ewige Nacht
ſaß
Auf dem Throne mit ihm, in ihrem dunkeln Gewande.
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