Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Da er vorher doch den Himmel gesehn. Noch stärker
ergrif ihn

Wüthender Neid, beym plötzlichen Anblick des herrli-
chen Weltbaus.

Ningsum schaut er, (und kont' es auch wohl, indem er
erhaben

Unter dem runden Gewölbe des weiten Schattens der
Nacht stand,)

Von dem östlichen Punkt der Wage i) zum Sternbild
des Widders,

Das
i) Die Wage, eines der zwölf himmlischen Zeichen
steht dem Fließgestirne, dem Aries oder Widder
erade gegenüber, das ist von Osten nach Westen:
denn wenn die Wage in Osten aufgeht, geht das
Fließgestirne in Westen unter. Es wird gesagt,
daß es die Andromeda trägt, weil dieses Gestirn
als eine Weibesperson über dem Widder vorge-
stellt wird, und er also, wenn er untergeht, Andro-
meden fern in die Atlantischen Fluthen in das
grosse westliche Meer zu tragen scheint, über die
westlichen Kreise der Luft. Er schauet her-

nachmals

Das verlohrne Paradies.
Da er vorher doch den Himmel geſehn. Noch ſtaͤrker
ergrif ihn

Wuͤthender Neid, beym ploͤtzlichen Anblick des herrli-
chen Weltbaus.

Ningsum ſchaut er, (und kont’ es auch wohl, indem er
erhaben

Unter dem runden Gewoͤlbe des weiten Schattens der
Nacht ſtand,)

Von dem oͤſtlichen Punkt der Wage i) zum Sternbild
des Widders,

Das
i) Die Wage, eines der zwoͤlf himmliſchen Zeichen
ſteht dem Fließgeſtirne, dem Aries oder Widder
erade gegenuͤber, das iſt von Oſten nach Weſten:
denn wenn die Wage in Oſten aufgeht, geht das
Fließgeſtirne in Weſten unter. Es wird geſagt,
daß es die Andromeda traͤgt, weil dieſes Geſtirn
als eine Weibesperſon uͤber dem Widder vorge-
ſtellt wird, und er alſo, wenn er untergeht, Andro-
meden fern in die Atlantiſchen Fluthen in das
groſſe weſtliche Meer zu tragen ſcheint, uͤber die
weſtlichen Kreiſe der Luft. Er ſchauet her-

nachmals
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0286" n="286"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Da er vorher doch den Himmel ge&#x017F;ehn. Noch &#x017F;ta&#x0364;rker<lb/><hi rendition="#et">ergrif ihn</hi></l><lb/>
          <l>Wu&#x0364;thender Neid, beym plo&#x0364;tzlichen Anblick des herrli-<lb/><hi rendition="#et">chen Weltbaus.</hi></l><lb/>
          <l>Ningsum &#x017F;chaut er, (und kont&#x2019; es auch wohl, indem er<lb/><hi rendition="#et">erhaben</hi></l><lb/>
          <l>Unter dem runden Gewo&#x0364;lbe des weiten Schattens der<lb/><hi rendition="#et">Nacht &#x017F;tand,)</hi></l><lb/>
          <l>Von dem o&#x0364;&#x017F;tlichen Punkt der Wage <note xml:id="f82" next="#f83" place="foot" n="i)">Die <hi rendition="#fr">Wage,</hi> eines der zwo&#x0364;lf himmli&#x017F;chen Zeichen<lb/>
&#x017F;teht dem <hi rendition="#fr">Fließge&#x017F;tirne,</hi> dem <hi rendition="#aq">Aries</hi> oder Widder<lb/>
erade gegenu&#x0364;ber, das i&#x017F;t von O&#x017F;ten nach We&#x017F;ten:<lb/>
denn wenn die Wage in O&#x017F;ten aufgeht, geht das<lb/>
Fließge&#x017F;tirne in We&#x017F;ten unter. Es wird ge&#x017F;agt,<lb/>
daß es die <hi rendition="#fr">Andromeda tra&#x0364;gt,</hi> weil die&#x017F;es Ge&#x017F;tirn<lb/>
als eine Weibesper&#x017F;on u&#x0364;ber dem Widder vorge-<lb/>
&#x017F;tellt wird, und er al&#x017F;o, wenn er untergeht, Andro-<lb/>
meden <hi rendition="#fr">fern in die Atlanti&#x017F;chen Fluthen</hi> in das<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e we&#x017F;tliche Meer zu tragen &#x017F;cheint, <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber die<lb/>
we&#x017F;tlichen Krei&#x017F;e der Luft. Er &#x017F;chauet her-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">nachmals</hi></fw></note>  zum Sternbild<lb/><hi rendition="#et">des Widders,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0286] Das verlohrne Paradies. Da er vorher doch den Himmel geſehn. Noch ſtaͤrker ergrif ihn Wuͤthender Neid, beym ploͤtzlichen Anblick des herrli- chen Weltbaus. Ningsum ſchaut er, (und kont’ es auch wohl, indem er erhaben Unter dem runden Gewoͤlbe des weiten Schattens der Nacht ſtand,) Von dem oͤſtlichen Punkt der Wage i) zum Sternbild des Widders, Das i) Die Wage, eines der zwoͤlf himmliſchen Zeichen ſteht dem Fließgeſtirne, dem Aries oder Widder erade gegenuͤber, das iſt von Oſten nach Weſten: denn wenn die Wage in Oſten aufgeht, geht das Fließgeſtirne in Weſten unter. Es wird geſagt, daß es die Andromeda traͤgt, weil dieſes Geſtirn als eine Weibesperſon uͤber dem Widder vorge- ſtellt wird, und er alſo, wenn er untergeht, Andro- meden fern in die Atlantiſchen Fluthen in das groſſe weſtliche Meer zu tragen ſcheint, uͤber die weſtlichen Kreiſe der Luft. Er ſchauet her- nachmals

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/286
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/286>, abgerufen am 09.06.2024.