Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Gesang.
Sammelte. Seine Stimme vernahm die wüste Ver-
wirrung,

Und bezähmt, stand der Aufruhr, begränzt, das un-
endliche Leere.

Bis er zum zweytenmal sprach, und die Finsterniß
floh, und das Licht schien,

Und aus Unordnung Ordnung entstand p) . Dann
eileten plötzlich

Alle verwickelten Elemente, die Erde, das Wasser,
So wie Feuer und Luft, nach ihren verschiednen Be-
zirken.

Nur die ätherische Quintessenz des Himmels erhub sich
Jn verschiednen geistgen Gestalten; in sphärische Ku-
geln

Rollten sie sich, und wurden unzählige Sterne; du
siehst es,

Wie sie umher sich bewegen. Jedweder hat seine Be-
stimmung,

Jeder
p) So sagt Plato im Timäus: Eis taxin auto egagen
ek tes ataxias, welches Tullius so im Lateinischen
ausdruckt: Id ex inordinato in ordinem adduxit.
Thyer.

Dritter Geſang.
Sammelte. Seine Stimme vernahm die wuͤſte Ver-
wirrung,

Und bezaͤhmt, ſtand der Aufruhr, begraͤnzt, das un-
endliche Leere.

Bis er zum zweytenmal ſprach, und die Finſterniß
floh, und das Licht ſchien,

Und aus Unordnung Ordnung entſtand p) . Dann
eileten ploͤtzlich

Alle verwickelten Elemente, die Erde, das Waſſer,
So wie Feuer und Luft, nach ihren verſchiednen Be-
zirken.

Nur die aͤtheriſche Quinteſſenz des Himmels erhub ſich
Jn verſchiednen geiſtgen Geſtalten; in ſphaͤriſche Ku-
geln

Rollten ſie ſich, und wurden unzaͤhlige Sterne; du
ſiehſt es,

Wie ſie umher ſich bewegen. Jedweder hat ſeine Be-
ſtimmung,

Jeder
p) So ſagt Plato im Timaͤus: Εις ταξιν αυτο ηγαγεν
εϰ της αταξιας, welches Tullius ſo im Lateiniſchen
ausdruckt: Id ex inordinato in ordinem adduxit.
Thyer.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0301" n="301"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
          <l>Sammelte. Seine Stimme vernahm die wu&#x0364;&#x017F;te Ver-<lb/><hi rendition="#et">wirrung,</hi></l><lb/>
          <l>Und beza&#x0364;hmt, &#x017F;tand der Aufruhr, begra&#x0364;nzt, das un-<lb/><hi rendition="#et">endliche Leere.</hi></l><lb/>
          <l>Bis er zum zweytenmal &#x017F;prach, und die Fin&#x017F;terniß<lb/><hi rendition="#et">floh, und das Licht &#x017F;chien,</hi></l><lb/>
          <l>Und aus Unordnung Ordnung ent&#x017F;tand <note place="foot" n="p)">So &#x017F;agt Plato im Tima&#x0364;us: &#x0395;&#x03B9;&#x03C2; &#x03C4;&#x03B1;&#x03BE;&#x03B9;&#x03BD; &#x03B1;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF; &#x03B7;&#x03B3;&#x03B1;&#x03B3;&#x03B5;&#x03BD;<lb/>
&#x03B5;&#x03F0; &#x03C4;&#x03B7;&#x03C2; &#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;&#x03BE;&#x03B9;&#x03B1;&#x03C2;, welches Tullius &#x017F;o im Lateini&#x017F;chen<lb/>
ausdruckt: <hi rendition="#aq">Id ex inordinato in ordinem adduxit.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Thyer.</hi></fw></note> . Dann<lb/><hi rendition="#et">eileten plo&#x0364;tzlich</hi></l><lb/>
          <l>Alle verwickelten Elemente, die Erde, das Wa&#x017F;&#x017F;er,</l><lb/>
          <l>So wie Feuer und Luft, nach ihren ver&#x017F;chiednen Be-<lb/><hi rendition="#et">zirken.</hi></l><lb/>
          <l>Nur die a&#x0364;theri&#x017F;che Quinte&#x017F;&#x017F;enz des Himmels erhub &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Jn ver&#x017F;chiednen gei&#x017F;tgen Ge&#x017F;talten; in &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;che Ku-<lb/><hi rendition="#et">geln</hi></l><lb/>
          <l>Rollten &#x017F;ie &#x017F;ich, und wurden unza&#x0364;hlige Sterne; du<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ieh&#x017F;t es,</hi></l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;ie umher &#x017F;ich bewegen. Jedweder hat &#x017F;eine Be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;timmung,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jeder</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0301] Dritter Geſang. Sammelte. Seine Stimme vernahm die wuͤſte Ver- wirrung, Und bezaͤhmt, ſtand der Aufruhr, begraͤnzt, das un- endliche Leere. Bis er zum zweytenmal ſprach, und die Finſterniß floh, und das Licht ſchien, Und aus Unordnung Ordnung entſtand p) . Dann eileten ploͤtzlich Alle verwickelten Elemente, die Erde, das Waſſer, So wie Feuer und Luft, nach ihren verſchiednen Be- zirken. Nur die aͤtheriſche Quinteſſenz des Himmels erhub ſich Jn verſchiednen geiſtgen Geſtalten; in ſphaͤriſche Ku- geln Rollten ſie ſich, und wurden unzaͤhlige Sterne; du ſiehſt es, Wie ſie umher ſich bewegen. Jedweder hat ſeine Be- ſtimmung, Jeder p) So ſagt Plato im Timaͤus: Εις ταξιν αυτο ηγαγεν εϰ της αταξιας, welches Tullius ſo im Lateiniſchen ausdruckt: Id ex inordinato in ordinem adduxit. Thyer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/301
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/301>, abgerufen am 15.05.2024.