Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Leitet dich nicht zu sträflicher Neugier,
Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr es tadelns-
werth scheinet,

Was von den himmlischen Höhn so allein hieher dich
geleitet,

Diese Wunder allhier mit eigenen Augen zu sehen,
Da im Himmel so viel bloß mit der Erzehlung ver-
gnügt sind.

Alle seine Werke fürwahr sind wunderbar; alle
Lieblich zu sehn, und zu kennen; und sie verdienen es
alle,

Daß man entzückt sie beschau. Doch welcher erschafue
Verstand kan

Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, be-
greifen,

Welche hervor sie gebracht, die Ursach aber von ihnen
Tief verborgen. -- Jch sahs, als dieser unförmliche
Klumpen,

Als der Grundstof der Welt, auf seinen Befehl, sich
in Haufen

Sam-

Das verlohrne Paradies.
Leitet dich nicht zu ſtraͤflicher Neugier,
Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr es tadelns-
werth ſcheinet,

Was von den himmliſchen Hoͤhn ſo allein hieher dich
geleitet,

Dieſe Wunder allhier mit eigenen Augen zu ſehen,
Da im Himmel ſo viel bloß mit der Erzehlung ver-
gnuͤgt ſind.

Alle ſeine Werke fuͤrwahr ſind wunderbar; alle
Lieblich zu ſehn, und zu kennen; und ſie verdienen es
alle,

Daß man entzuͤckt ſie beſchau. Doch welcher erſchafue
Verſtand kan

Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, be-
greifen,

Welche hervor ſie gebracht, die Urſach aber von ihnen
Tief verborgen. — Jch ſahs, als dieſer unfoͤrmliche
Klumpen,

Als der Grundſtof der Welt, auf ſeinen Befehl, ſich
in Haufen

Sam-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0300" n="300"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Leitet dich nicht zu &#x017F;tra&#x0364;flicher Neugier,</l><lb/>
          <l>Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr es tadelns-<lb/><hi rendition="#et">werth &#x017F;cheinet,</hi></l><lb/>
          <l>Was von den himmli&#x017F;chen Ho&#x0364;hn &#x017F;o allein hieher dich<lb/><hi rendition="#et">geleitet,</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e Wunder allhier mit eigenen Augen zu &#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Da im Himmel &#x017F;o viel bloß mit der Erzehlung ver-<lb/><hi rendition="#et">gnu&#x0364;gt &#x017F;ind.</hi></l><lb/>
          <l>Alle &#x017F;eine Werke fu&#x0364;rwahr &#x017F;ind wunderbar; alle</l><lb/>
          <l>Lieblich zu &#x017F;ehn, und zu kennen; und &#x017F;ie verdienen es<lb/><hi rendition="#et">alle,</hi></l><lb/>
          <l>Daß man entzu&#x0364;ckt &#x017F;ie be&#x017F;chau. Doch welcher er&#x017F;chafue<lb/><hi rendition="#et">Ver&#x017F;tand kan</hi></l><lb/>
          <l>Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, be-<lb/><hi rendition="#et">greifen,</hi></l><lb/>
          <l>Welche hervor &#x017F;ie gebracht, die Ur&#x017F;ach aber von ihnen</l><lb/>
          <l>Tief verborgen. &#x2014; Jch &#x017F;ahs, als die&#x017F;er unfo&#x0364;rmliche<lb/><hi rendition="#et">Klumpen,</hi></l><lb/>
          <l>Als der Grund&#x017F;tof der Welt, auf &#x017F;einen Befehl, &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">in Haufen</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sam-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0300] Das verlohrne Paradies. Leitet dich nicht zu ſtraͤflicher Neugier, Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr es tadelns- werth ſcheinet, Was von den himmliſchen Hoͤhn ſo allein hieher dich geleitet, Dieſe Wunder allhier mit eigenen Augen zu ſehen, Da im Himmel ſo viel bloß mit der Erzehlung ver- gnuͤgt ſind. Alle ſeine Werke fuͤrwahr ſind wunderbar; alle Lieblich zu ſehn, und zu kennen; und ſie verdienen es alle, Daß man entzuͤckt ſie beſchau. Doch welcher erſchafue Verſtand kan Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, be- greifen, Welche hervor ſie gebracht, die Urſach aber von ihnen Tief verborgen. — Jch ſahs, als dieſer unfoͤrmliche Klumpen, Als der Grundſtof der Welt, auf ſeinen Befehl, ſich in Haufen Sam-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/300
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/300>, abgerufen am 21.11.2024.