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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die LIV. Frag.
auch das Leben verkurtzet wird; zu deme sie eines
mehrern Geblüts zu ihrem Auffwachsen/ vonnöhten
haben. Es werden aber davon die jenigen außge-
nommen/ die starck und einer guten Leibsgestalt seyn/
bey welchen man im 12. oder 14. Jahr/ die Ader-
läß vornemmen kan. Man hat ein Exempel/ daß
einem Knaben auch im fünfften Jahr seines Alters/
wegen deß Fiebers/ davon er erledigt/ eine Ader er-
öffnet worden. Aber solches Exempel muß man
nicht auff andere ziehen: dann in eusserster Lebens-
Gefahr/ muß man sich der eusser sten Mittel gebrau-
chen. Theils der Alten haben sich auch der Lufft-
Adern Eröffnung bedienet/ und es Arteriotamiam
genant; ist aber hernach abkommen/ weil sie sehr ge-
fährlich/ in dem sie den Lebens-Geist führen/ und
beedes wegen der immerwehrendem Bewegung;
beedes auch wegen deß gar dünnen Geblüts nicht
bald wider zusammen wachsen. Bey den Alten solle
man/ nach dem 70. Jahr/ die Aderläß unterlassen/
dieweil bey ihnen weniger Geblüts/ und kaum so vil/
als ihnen zu ihrer Nahrung vonnöhten. 2. Weil
sie kalter Natur seyn/ und durch Entzichung deß Ge-
blüts/ noch kälter werden. Sonsten aber solle man
denen/ so mittelmässigen Alters/ die Adern eröffnen/
es seye dann/ daß solches etwas anders verhindere/
als da ist die Schwachheit/ und sonderlich die Unrei-
nigkeit deß Leibs. Dann die unreine Leiber haben
weniger gutes Geblüts/ davon sie ernehret werden.
Daher/ wann ihnen das Geblüt entzogen wird/ so

gehet

Die LIV. Frag.
auch das Leben verkůrtzet wird; zu deme ſie eines
mehrern Gebluͤts zu ihrem Auffwachſen/ vonnoͤhten
haben. Es werden aber davon die jenigen außge-
nom̃en/ die ſtarck und einer guten Leibsgeſtalt ſeyn/
bey welchen man im 12. oder 14. Jahr/ die Ader-
laͤß vornemmen kan. Man hat ein Exempel/ daß
einem Knaben auch im fuͤnfften Jahr ſeines Alters/
wegen deß Fiebers/ davon er erledigt/ eine Ader er-
oͤffnet worden. Aber ſolches Exempel muß man
nicht auff andere ziehen: dann in euſſerſter Lebens-
Gefahr/ muß man ſich der euſſer ſten Mittel gebrau-
chen. Theils der Alten haben ſich auch der Lufft-
Adern Eroͤffnung bedienet/ und es Arteriotamiam
genant; iſt aber hernach abkommen/ weil ſie ſehr ge-
faͤhrlich/ in dem ſie den Lebens-Geiſt fuͤhren/ und
beedes wegen der immerwehrendem Bewegung;
beedes auch wegen deß gar duͤnnen Gebluͤts nicht
bald wider zuſammen wachſen. Bey den Alten ſolle
man/ nach dem 70. Jahr/ die Aderlaͤß unterlaſſen/
dieweil bey ihnen weniger Gebluͤts/ und kaum ſo vil/
als ihnen zu ihrer Nahrung vonnoͤhten. 2. Weil
ſie kalter Natur ſeyn/ und durch Entzichung deß Ge-
bluͤts/ noch kaͤlter werden. Sonſten aber ſolle man
denen/ ſo mittelmaͤſſigen Alters/ die Adern eroͤffnen/
es ſeye dann/ daß ſolches etwas anders verhindere/
als da iſt die Schwachheit/ und ſonderlich die Unrei-
nigkeit deß Leibs. Dann die unreine Leiber haben
weniger gutes Gebluͤts/ davon ſie ernehret werden.
Daher/ wann ihnen das Gebluͤt entzogen wird/ ſo

gehet
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[178/0194] Die LIV. Frag. auch das Leben verkůrtzet wird; zu deme ſie eines mehrern Gebluͤts zu ihrem Auffwachſen/ vonnoͤhten haben. Es werden aber davon die jenigen außge- nom̃en/ die ſtarck und einer guten Leibsgeſtalt ſeyn/ bey welchen man im 12. oder 14. Jahr/ die Ader- laͤß vornemmen kan. Man hat ein Exempel/ daß einem Knaben auch im fuͤnfften Jahr ſeines Alters/ wegen deß Fiebers/ davon er erledigt/ eine Ader er- oͤffnet worden. Aber ſolches Exempel muß man nicht auff andere ziehen: dann in euſſerſter Lebens- Gefahr/ muß man ſich der euſſer ſten Mittel gebrau- chen. Theils der Alten haben ſich auch der Lufft- Adern Eroͤffnung bedienet/ und es Arteriotamiam genant; iſt aber hernach abkommen/ weil ſie ſehr ge- faͤhrlich/ in dem ſie den Lebens-Geiſt fuͤhren/ und beedes wegen der immerwehrendem Bewegung; beedes auch wegen deß gar duͤnnen Gebluͤts nicht bald wider zuſammen wachſen. Bey den Alten ſolle man/ nach dem 70. Jahr/ die Aderlaͤß unterlaſſen/ dieweil bey ihnen weniger Gebluͤts/ und kaum ſo vil/ als ihnen zu ihrer Nahrung vonnoͤhten. 2. Weil ſie kalter Natur ſeyn/ und durch Entzichung deß Ge- bluͤts/ noch kaͤlter werden. Sonſten aber ſolle man denen/ ſo mittelmaͤſſigen Alters/ die Adern eroͤffnen/ es ſeye dann/ daß ſolches etwas anders verhindere/ als da iſt die Schwachheit/ und ſonderlich die Unrei- nigkeit deß Leibs. Dann die unreine Leiber haben weniger gutes Gebluͤts/ davon ſie ernehret werden. Daher/ wann ihnen das Gebluͤt entzogen wird/ ſo gehet

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/194>, abgerufen am 24.11.2024.