Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.Die LXXXV. Frag. werden/ haben sie eine schlechte Wärme/ so den Rotznicht angreiffen kan; deßwegen dann solche Cörper voll süsses Schleims seyn/ und wann also der Ma- gen damit/ wie auch die Leber und alle Adern ange- füllet werden/ so ist weder Lust zu essen/ noch Hun- ger da; und vermerckt die natürliche Feuchte der Wärme Gewalt nicht; und können dahero solche Leiber/ die voll süsses Schleims oder Rotzes/ viel Monat/ ja viel Jahr ohne Narung leben: wie an dem Mägdlein im Stifft Speyer/ deß Jahrs 1542. an deme im Dorff Schmidweiler/ nahend Neustadt in der Pfaltz/ im Jahr 1585. an deme zu Cölln Anno 1595 und andern mehrern zuersehen/ deren Theils etliche Jahr ohne Speiß und Tranck gelebt/ und die erwehnte Pfältzische/ als sie neun Jahr also zugebracht/ nach dem sie gesund worden/ sich hernach verheurahtet/ und etliche Kinder ge- tragen hat. Von der Apollonia Screyerin/ einer Jungfraw/ im Bernerischen Gebiet hat Paulus Lentulus einen eignen Tractat geschrieben. Von dem Kraut Nicotia (so nach einem Freyherrn/ der desselben Gebrauch erstlich den Menschen gewiesen/ den Namen haben solle/ und sonsten von den Fran- tzosen und Hispaniern Tabaco geheissen wird) meldet Nicolaus Monardus, de Herbae Nicotiane verae viribus, daß die Pilulen davongemacht/ und zwischen der untern Lefftzen und Zähnen gelegt/ de- nen so durch Wüstinen zu reisen/ den Hunger/ und Durst stillen thäten. Davon ein mehrers beym Clufio
Die LXXXV. Frag. werden/ haben ſie eine ſchlechte Waͤrme/ ſo den Rotznicht angreiffen kan; deßwegen dann ſolche Coͤrper voll ſuͤſſes Schleims ſeyn/ und wann alſo der Ma- gen damit/ wie auch die Leber und alle Adern ange- fuͤllet werden/ ſo iſt weder Luſt zu eſſen/ noch Hun- ger da; und vermerckt die natuͤrliche Feuchte der Waͤrme Gewalt nicht; und koͤnnen dahero ſolche Leiber/ die voll ſuͤſſes Schleims oder Rotzes/ viel Monat/ ja viel Jahr ohne Narung leben: wie an dem Maͤgdlein im Stifft Speyer/ deß Jahrs 1542. an deme im Dorff Schmidweiler/ nahend Neuſtadt in der Pfaltz/ im Jahr 1585. an deme zu Coͤlln Anno 1595 und andern mehrern zuerſehen/ deren Theils etliche Jahr ohne Speiß und Tranck gelebt/ und die erwehnte Pfaͤltziſche/ als ſie neun Jahr alſo zugebracht/ nach dem ſie geſund worden/ ſich hernach verheurahtet/ und etliche Kinder ge- tragen hat. Von der Apollonia Screyerin/ einer Jungfraw/ im Berneriſchen Gebiet hat Paulus Lentulus einen eignen Tractat geſchrieben. Von dem Kraut Nicotia (ſo nach einem Freyherrn/ der deſſelben Gebrauch erſtlich den Menſchen gewieſen/ den Namen haben ſolle/ und ſonſten von den Fran- tzoſen und Hiſpaniern Tabaco geheiſſen wird) meldet Nicolaus Monardus, de Herbæ Nicotianę veræ viribus, daß die Pilulen davongemacht/ und zwiſchen der untern Lefftzen und Zaͤhnen gelegt/ de- nen ſo durch Wuͤſtinen zu reiſen/ den Hunger/ und Durſt ſtillen thaͤten. Davon ein mehrers beym Clufio
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Die LXXXV. Frag.
werden/ haben ſie eine ſchlechte Waͤrme/ ſo den Rotz
nicht angreiffen kan; deßwegen dann ſolche Coͤrper
voll ſuͤſſes Schleims ſeyn/ und wann alſo der Ma-
gen damit/ wie auch die Leber und alle Adern ange-
fuͤllet werden/ ſo iſt weder Luſt zu eſſen/ noch Hun-
ger da; und vermerckt die natuͤrliche Feuchte der
Waͤrme Gewalt nicht; und koͤnnen dahero ſolche
Leiber/ die voll ſuͤſſes Schleims oder Rotzes/ viel
Monat/ ja viel Jahr ohne Narung leben: wie an
dem Maͤgdlein im Stifft Speyer/ deß Jahrs
1542. an deme im Dorff Schmidweiler/ nahend
Neuſtadt in der Pfaltz/ im Jahr 1585. an deme zu
Coͤlln Anno 1595 und andern mehrern zuerſehen/
deren Theils etliche Jahr ohne Speiß und Tranck
gelebt/ und die erwehnte Pfaͤltziſche/ als ſie neun
Jahr alſo zugebracht/ nach dem ſie geſund worden/
ſich hernach verheurahtet/ und etliche Kinder ge-
tragen hat. Von der Apollonia Screyerin/ einer
Jungfraw/ im Berneriſchen Gebiet hat Paulus
Lentulus einen eignen Tractat geſchrieben. Von
dem Kraut Nicotia (ſo nach einem Freyherrn/ der
deſſelben Gebrauch erſtlich den Menſchen gewieſen/
den Namen haben ſolle/ und ſonſten von den Fran-
tzoſen und Hiſpaniern Tabaco geheiſſen wird)
meldet Nicolaus Monardus, de Herbæ Nicotianę
veræ viribus, daß die Pilulen davongemacht/ und
zwiſchen der untern Lefftzen und Zaͤhnen gelegt/ de-
nen ſo durch Wuͤſtinen zu reiſen/ den Hunger/ und
Durſt ſtillen thaͤten. Davon ein mehrers beym
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