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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die CIX. Frag.

DJE Jtalianer sagen: Ove non e
ugualita, mai perfetto Amor sara:

das ist/ wo keine Gleichheit; da wird kei-
ne vollkommene Lieb jemals seyn. Gleich und
gleich gesellet sich gerne zusammen. Nun ist zwi-
schen Alten und Jungen keine rechte Gleichheit.
Dann die Jünglinge die noch ein hitziges Geblüt
haben/ seyn zur Freude und Wollüsten geneigt;
hergegen die Alten/ wegen deß Lasts/ so sie tragen/
unwürsch/ verdrossen/ Feinde der Kurtzweil/ und
deßwegen zur Gesellschafft nicht tauglich. Zu dem/
so solle eine wahre und beständige Freundschafft un-
klaghafft seyn: die Alten aber seyn ungedultig/ und
haben immer etwas zu klagen. Welche Ursachen
auch die/ so von bürgerlichen Sachen schreiben/ be-
wegen/ daß sie wollen/ daß in Verheurahtungen
man auff die Gleichheit im Alter sehen solle; die-
weil darlnn die beständigste Freundschafft seye.
Die Jungen vergaffen sich sonderlich an der
Schönheit/ und wird durch das Anschauen die Liebe
gezeuget; wie dessen Scaliger exercit. 300. Sect. 3.
Ursach beybringet. Was ist aber für eine Schön-
heit bey den Alten/ und wie kan ein eheliche Lieb zwi-
schen einer schönen und zarten Jungfrawen/ und ei-
nem übelgestalten/ und von Kälte starrigen alten
Mann; oder einem schönen Jüngling/ und einem
runtzlichten alten Weibe seyn? Man hat gleichwol
Exempel/ daß auch zwischen Alten und Jungen/

eine
Die CIX. Frag.

DJE Jtalianer ſagen: Ove non é
ugualità, mai perfetto Amor ſarà:

das iſt/ wo keine Gleichheit; da wird kei-
ne vollkommene Lieb jemals ſeyn. Gleich und
gleich geſellet ſich gerne zuſammen. Nun iſt zwi-
ſchen Alten und Jungen keine rechte Gleichheit.
Dann die Juͤnglinge die noch ein hitziges Gebluͤt
haben/ ſeyn zur Freude und Wolluͤſten geneigt;
hergegen die Alten/ wegen deß Laſts/ ſo ſie tragen/
unwuͤrſch/ verdroſſen/ Feinde der Kurtzweil/ und
deßwegen zur Geſellſchafft nicht tauglich. Zu dem/
ſo ſolle eine wahre und beſtaͤndige Freundſchafft un-
klaghafft ſeyn: die Alten aber ſeyn ungedultig/ und
haben immer etwas zu klagen. Welche Urſachen
auch die/ ſo von buͤrgerlichen Sachen ſchreiben/ be-
wegen/ daß ſie wollen/ daß in Verheurahtungen
man auff die Gleichheit im Alter ſehen ſolle; die-
weil darlnn die beſtaͤndigſte Freundſchafft ſeye.
Die Jungen vergaffen ſich ſonderlich an der
Schoͤnheit/ und wird durch das Anſchauen die Liebe
gezeuget; wie deſſen Scaliger exercit. 300. Sect. 3.
Urſach beybringet. Was iſt aber fuͤr eine Schoͤn-
heit bey den Alten/ und wie kan ein eheliche Lieb zwi-
ſchen einer ſchoͤnen und zarten Jungfrawen/ und ei-
nem uͤbelgeſtalten/ und von Kaͤlte ſtarrigen alten
Mann; oder einem ſchoͤnen Juͤngling/ und einem
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Exempel/ daß auch zwiſchen Alten und Jungen/

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[336/0352] Die CIX. Frag. DJE Jtalianer ſagen: Ove non é ugualità, mai perfetto Amor ſarà: das iſt/ wo keine Gleichheit; da wird kei- ne vollkommene Lieb jemals ſeyn. Gleich und gleich geſellet ſich gerne zuſammen. Nun iſt zwi- ſchen Alten und Jungen keine rechte Gleichheit. Dann die Juͤnglinge die noch ein hitziges Gebluͤt haben/ ſeyn zur Freude und Wolluͤſten geneigt; hergegen die Alten/ wegen deß Laſts/ ſo ſie tragen/ unwuͤrſch/ verdroſſen/ Feinde der Kurtzweil/ und deßwegen zur Geſellſchafft nicht tauglich. Zu dem/ ſo ſolle eine wahre und beſtaͤndige Freundſchafft un- klaghafft ſeyn: die Alten aber ſeyn ungedultig/ und haben immer etwas zu klagen. Welche Urſachen auch die/ ſo von buͤrgerlichen Sachen ſchreiben/ be- wegen/ daß ſie wollen/ daß in Verheurahtungen man auff die Gleichheit im Alter ſehen ſolle; die- weil darlnn die beſtaͤndigſte Freundſchafft ſeye. Die Jungen vergaffen ſich ſonderlich an der Schoͤnheit/ und wird durch das Anſchauen die Liebe gezeuget; wie deſſen Scaliger exercit. 300. Sect. 3. Urſach beybringet. Was iſt aber fuͤr eine Schoͤn- heit bey den Alten/ und wie kan ein eheliche Lieb zwi- ſchen einer ſchoͤnen und zarten Jungfrawen/ und ei- nem uͤbelgeſtalten/ und von Kaͤlte ſtarrigen alten Mann; oder einem ſchoͤnen Juͤngling/ und einem runtzlichten alten Weibe ſeyn? Man hat gleichwol Exempel/ daß auch zwiſchen Alten und Jungen/ eine

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/352>, abgerufen am 22.11.2024.