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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 25. Frag/ des 4. Hundert.
holdseelig/ und edle Weibervolck/ ungüetlich/ und
wider Recht beschuldige/ zu reden. Das also die
Weiber/ von Natur/ den Männern in allem
gleich/ auch in theils Sachen denselben überlegen
seyen. Daß Sie aber zu burgerlichen Geschäff-
ten/ und offentlichen Aembtern/ nicht gebraucht
werden/ auch darzue villeicht minder tauglich zu
seyn scheinen/ als die Männer/ das/ sagen Sie/
seye mehrers der weichen erziehung/ und dem Un-
fleiß/ oder Unachtsamkeit/ daß Sie nicht auch in
den Männlichen Wißenschaften geübet werden/
als der natürlichen Schwacheit/ und Ungeschick-
lichkeit des Geschlechts/ zuzuschreiben/ wie Sie
solches mit unterschidlicher Völcker Exempeln
erweisen wollen; auch viler hoher/ und fürtreffli-
cher Personen Lobsprüch/ dem Weiblichen Ge-
schlecht zu Ehren gemacht/ beybringen; und auß-
ländischer Königreich Gebräuch/ und Gesätz/ an-
führen/ durch welche die Erbfolge demselben
nicht entzogen wird; und dann viler hocher leuch-
ter Königin Exempel hinzue thun/ so sehr löblich
regiert haben; und entlich beschließen/ daß welche
die Natur gleich gemacht hat/ dieselbe auch/
durch das Erbfolg Recht/ nicht zu unterscheiden
seyen. 12. Weiter/ sagen Sie/ seye der Unter-
scheid des Geschlechts in der Erbfolgerey auch
wider die bürgerliche Billicheit/ dieweil hiedurch
eine große ungleicheit/ und Unainigkeit zwischen
den Kindern/ Brüdern/ und Schwestern/ einge-

führt;

Die 25. Frag/ des 4. Hundert.
holdſeelig/ und edle Weibervolck/ unguͤetlich/ und
wider Recht beſchuldige/ zu reden. Das alſo die
Weiber/ von Natur/ den Maͤnnern in allem
gleich/ auch in theils Sachen denſelben uͤberlegen
ſeyen. Daß Sie aber zu burgerlichen Geſchaͤff-
ten/ und offentlichen Aembtern/ nicht gebraucht
werden/ auch darzue villeicht minder tauglich zu
ſeyn ſcheinen/ als die Maͤnner/ das/ ſagen Sie/
ſeye mehrers der weichen erziehung/ und dem Un-
fleiß/ oder Unachtſamkeit/ daß Sie nicht auch in
den Maͤnnlichen Wißenſchaften geuͤbet werden/
als der natuͤrlichen Schwacheit/ und Ungeſchick-
lichkeit des Geſchlechts/ zuzuſchreiben/ wie Sie
ſolches mit unterſchidlicher Voͤlcker Exempeln
erweiſen wollen; auch viler hoher/ und fuͤrtreffli-
cher Perſonen Lobſpruͤch/ dem Weiblichen Ge-
ſchlecht zu Ehren gemacht/ beybringen; und auß-
laͤndiſcher Koͤnigreich Gebraͤuch/ und Geſaͤtz/ an-
fuͤhren/ durch welche die Erbfolge demſelben
nicht entzogen wird; und dann viler hocher leuch-
ter Koͤnigin Exempel hinzue thun/ ſo ſehr loͤblich
regiert haben; und entlich beſchließen/ daß welche
die Natur gleich gemacht hat/ dieſelbe auch/
durch das Erbfolg Recht/ nicht zu unterſcheiden
ſeyen. 12. Weiter/ ſagen Sie/ ſeye der Unter-
ſcheid des Geſchlechts in der Erbfolgerey auch
wider die buͤrgerliche Billicheit/ dieweil hiedurch
eine große ungleicheit/ und Unainigkeit zwiſchen
den Kindern/ Bruͤdern/ und Schweſtern/ einge-

fuͤhrt;
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[122/0146] Die 25. Frag/ des 4. Hundert. holdſeelig/ und edle Weibervolck/ unguͤetlich/ und wider Recht beſchuldige/ zu reden. Das alſo die Weiber/ von Natur/ den Maͤnnern in allem gleich/ auch in theils Sachen denſelben uͤberlegen ſeyen. Daß Sie aber zu burgerlichen Geſchaͤff- ten/ und offentlichen Aembtern/ nicht gebraucht werden/ auch darzue villeicht minder tauglich zu ſeyn ſcheinen/ als die Maͤnner/ das/ ſagen Sie/ ſeye mehrers der weichen erziehung/ und dem Un- fleiß/ oder Unachtſamkeit/ daß Sie nicht auch in den Maͤnnlichen Wißenſchaften geuͤbet werden/ als der natuͤrlichen Schwacheit/ und Ungeſchick- lichkeit des Geſchlechts/ zuzuſchreiben/ wie Sie ſolches mit unterſchidlicher Voͤlcker Exempeln erweiſen wollen; auch viler hoher/ und fuͤrtreffli- cher Perſonen Lobſpruͤch/ dem Weiblichen Ge- ſchlecht zu Ehren gemacht/ beybringen; und auß- laͤndiſcher Koͤnigreich Gebraͤuch/ und Geſaͤtz/ an- fuͤhren/ durch welche die Erbfolge demſelben nicht entzogen wird; und dann viler hocher leuch- ter Koͤnigin Exempel hinzue thun/ ſo ſehr loͤblich regiert haben; und entlich beſchließen/ daß welche die Natur gleich gemacht hat/ dieſelbe auch/ durch das Erbfolg Recht/ nicht zu unterſcheiden ſeyen. 12. Weiter/ ſagen Sie/ ſeye der Unter- ſcheid des Geſchlechts in der Erbfolgerey auch wider die buͤrgerliche Billicheit/ dieweil hiedurch eine große ungleicheit/ und Unainigkeit zwiſchen den Kindern/ Bruͤdern/ und Schweſtern/ einge- fuͤhrt;

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/146>, abgerufen am 21.11.2024.