Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.Die 100. Frag/ des 4. Hundert. Stund vor dem Trunck/ und zwar deren nicht zu-vil/ damit Sie kein Fieber verursachen/ genom- men/ verhüeten/ daß Einer entweder gar nicht/ oder doch nur etwas wenigs truncken wird. Was ist deßen Ursach? sprichst du die Bitterkeit; so sag mir/ warum thun solches nicht auch andere bittere Sachen? Der Fenchel ist guet den Au- gen/ die Rose dem Magen/ die Müntz/ Perlen/ und Gold/ dem Hertzen; welcher/ und viler ande- ret Ding/ Würckungen gewiße Ursachen man nicht geben kan. Seyn deßwegen die nicht Zu- hörer/ welche solcher verborgnen Würkungen Ursachen/ aus den Elementen/ und derselben Aigenschafften/ hernemmen wollen/ und die er- wente verborgne Aigenschaften/ oder Gelegen- heiten/ oder Qualitat es occultas, eine Freyung der Unwißenheit nennen/ und vermeinen/ es seye eine lautere Ungeschicklicheit/ und Unverständ/ wann man nicht aller Dingen Ursachen geben könne; da doch die Erfahrung selber täglich zuerkennen gibet/ daß vieler Wercke/ so wir vor Augen sehen/ Ursachen schlecht wegs nicht mögen ergründet werden. Und wann gleich etwan Einer ein we- nig/ mit seinem errathen/ zutrifft/ es doch noch nicht genug ist/ und man Jhme Widerpart hal- ten kan. Obernanter Keckermannus sagt: Non est probanda eorum confidentia, qui existemant, omnium virium naturalium causas exquistie da- ri posse. Da Er dann den Prediger Salomo cap.
Die 100. Frag/ des 4. Hundert. Stund vor dem Trunck/ und zwar deren nicht zu-vil/ damit Sie kein Fieber verurſachen/ genom- men/ verhuͤeten/ daß Einer entweder gar nicht/ oder doch nur etwas wenigs truncken wird. Was iſt deßen Urſach? ſprichſt du die Bitterkeit; ſo ſag mir/ warum thun ſolches nicht auch andere bittere Sachen? Der Fenchel iſt guet den Au- gen/ die Roſe dem Magen/ die Muͤntz/ Perlen/ und Gold/ dem Hertzen; welcher/ und viler ande- ret Ding/ Wuͤrckungen gewiße Urſachen man nicht geben kan. Seyn deßwegen die nicht Zu- hoͤrer/ welche ſolcher verborgnen Wuͤrkungen Urſachen/ aus den Elementen/ und derſelben Aigenſchafften/ hernemmen wollen/ und die er- wente verborgne Aigenſchaften/ oder Gelegen- heiten/ oder Qualitat es occultas, eine Freyung der Unwißenheit nennen/ und vermeinen/ es ſeye eine lautere Ungeſchicklicheit/ und Unverſtaͤnd/ wann man nicht aller Dingen Urſachen geben koͤnne; da doch die Erfahrung ſelber taͤglich zuerkennen gibet/ daß vieler Wercke/ ſo wir vor Augen ſehen/ Urſachen ſchlecht wegs nicht moͤgen ergruͤndet werden. Und wann gleich etwan Einer ein we- nig/ mit ſeinem errathen/ zutrifft/ es doch noch nicht genug iſt/ und man Jhme Widerpart hal- ten kan. Obernanter Keckermannus ſagt: Non est probanda eorum confidentia, qui exiſtemant, omnium virium naturalium cauſas exquiſtiè da- ri poſſe. Da Er dann den Prediger Salomo cap.
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Die 100. Frag/ des 4. Hundert.
Stund vor dem Trunck/ und zwar deren nicht zu-
vil/ damit Sie kein Fieber verurſachen/ genom-
men/ verhuͤeten/ daß Einer entweder gar nicht/
oder doch nur etwas wenigs truncken wird. Was
iſt deßen Urſach? ſprichſt du die Bitterkeit; ſo
ſag mir/ warum thun ſolches nicht auch andere
bittere Sachen? Der Fenchel iſt guet den Au-
gen/ die Roſe dem Magen/ die Muͤntz/ Perlen/
und Gold/ dem Hertzen; welcher/ und viler ande-
ret Ding/ Wuͤrckungen gewiße Urſachen man
nicht geben kan. Seyn deßwegen die nicht Zu-
hoͤrer/ welche ſolcher verborgnen Wuͤrkungen
Urſachen/ aus den Elementen/ und derſelben
Aigenſchafften/ hernemmen wollen/ und die er-
wente verborgne Aigenſchaften/ oder Gelegen-
heiten/ oder Qualitat es occultas, eine Freyung der
Unwißenheit nennen/ und vermeinen/ es ſeye eine
lautere Ungeſchicklicheit/ und Unverſtaͤnd/ wann
man nicht aller Dingen Urſachen geben koͤnne;
da doch die Erfahrung ſelber taͤglich zuerkennen
gibet/ daß vieler Wercke/ ſo wir vor Augen ſehen/
Urſachen ſchlecht wegs nicht moͤgen ergruͤndet
werden. Und wann gleich etwan Einer ein we-
nig/ mit ſeinem errathen/ zutrifft/ es doch noch
nicht genug iſt/ und man Jhme Widerpart hal-
ten kan. Obernanter Keckermannus ſagt: Non
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