Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.drittes Buch. und den fremden Vogel/ das Fährsichen und die jungeStörchin/ mit der Hindin und jungen Henne/ samt dem alten Hahne/ beisammen. Hier wird nun der As- senat Stiefmutter das reinweisse Härmlein zu besu- deln trachten. Hier ist der ort der Schauburg. Hier seind die Schauspieler schon alle beieinander. Nun wird das Schauspiel beginnen. Es wird langsam ge- spielet; und der anfang mit freuden gemacht werden. Das mittel nach dem ende zu wird traurig; aber das ende selbst sehr erfreulich und glüklich sein. So lange mus es währen/ bis Assenat recht volkömlich wird er- wachsen sein. Also hat es der Himmel versehen. Die Götter haben es also beschlossen. Eben als Nitokris in diesen gedanken fortfahren Als sie sich nun beide niedergelaßen/ fragte die Kö- ob G v
drittes Buch. und den fremden Vogel/ das Faͤhrſichen und die jungeStoͤrchin/ mit der Hindin und jungen Henne/ ſamt dem alten Hahne/ beiſammen. Hier wird nun der Aſ- ſenat Stiefmutter das reinweiſſe Haͤrmlein zu beſu- deln trachten. Hier iſt der ort der Schauburg. Hier ſeind die Schauſpieler ſchon alle beieinander. Nun wird das Schauſpiel beginnen. Es wird langſam ge- ſpielet; und der anfang mit freuden gemacht werden. Das mittel nach dem ende zu wird traurig; aber das ende ſelbſt ſehr erfreulich und gluͤklich ſein. So lange mus es waͤhren/ bis Aſſenat recht volkoͤmlich wird er- wachſen ſein. Alſo hat es der Himmel verſehen. Die Goͤtter haben es alſo beſchloſſen. Eben als Nitokris in dieſen gedanken fortfahren Als ſie ſich nun beide niedergelaßen/ fragte die Koͤ- ob G v
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drittes Buch.
und den fremden Vogel/ das Faͤhrſichen und die junge
Stoͤrchin/ mit der Hindin und jungen Henne/ ſamt
dem alten Hahne/ beiſammen. Hier wird nun der Aſ-
ſenat Stiefmutter das reinweiſſe Haͤrmlein zu beſu-
deln trachten. Hier iſt der ort der Schauburg. Hier
ſeind die Schauſpieler ſchon alle beieinander. Nun
wird das Schauſpiel beginnen. Es wird langſam ge-
ſpielet; und der anfang mit freuden gemacht werden.
Das mittel nach dem ende zu wird traurig; aber das
ende ſelbſt ſehr erfreulich und gluͤklich ſein. So lange
mus es waͤhren/ bis Aſſenat recht volkoͤmlich wird er-
wachſen ſein. Alſo hat es der Himmel verſehen. Die
Goͤtter haben es alſo beſchloſſen.
Eben als Nitokris in dieſen gedanken fortfahren
wolte/ ward ſie/ durch ein haſtiges klopfen an ihres
Zimmers tuͤhre/ geſtoͤhret. Semeſſe kahm ihr an zu
dienen/ daß der ſchoͤne Leibeigene da ſei/ ſie zu ſprechen.
Geſchwinde ſprang die Fuͤrſtin auf. Geſchwinde lief ſie
fort/ die tuͤhre ſelbſten zu eroͤfnen. So bald ſie den Jo-
ſef erblikte/ reichte ſie ihm die hand zu/ und zog ihn al-
ſo in ihr zimmer. O ein ſeltzamer/ doch lieber Gaſt!
waren ihre erſte worte. Und hierauf boht ſie ihm ſtraks/
mit eigener hand/ einen ſtuhl ſich nieder zu laßen. Aber
Joſef neugte ſich zur erden nieder. Er weigerte ſich
dieſe unhoͤftigkeit zu begehen. Und Nitokris lies nicht
nach. Nicht eher wolte ſie ein wort hoͤren/ er hette ſich
dan zuvor geſetzet. So wil ichs dan tuhn/ fing er an/
nur ihrer Hoheit befehle zu gehorchen. Sonſten hette
ich meine bohtſchaft lieber auf den knichen/ wie es mir
alhier geziemen wil/ verrichtet.
Als ſie ſich nun beide niedergelaßen/ fragte die Koͤ-
nigliche Fuͤrſtin alſobald/ was er guhtes braͤchte?
Joſef gab zur antwort/ daß ihn ſeine gnaͤdige Fuͤrſtin
abgeſandt/ Ihrer Koͤniglichen Hoheit derſelben unter-
taͤhnige pflicht an zu melden/ und darbei zu vernehmen/
ob
G v
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