Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmärkungen.
kleide/ und die Tiger selbsten seinem wagen zuge-
eignet. Eben also waren Lusus und Lysa, von denen
Lusitanien/ anders Portugal/ sol genennet sein/
des Barchus/ gefährten; wie Plinius aus dem
Varro im 1 h. des 3 b. fürgiebet. Lusum enim, schreibt
er/ Liberi patris, ac Lysam cum eo bacchantem, nomen
dedisse Lusitaniae, & Pana praefectum ejus universae,
i. e. Spaniae.
Dieses hat er ohne zweifel aus den mähr-
lein der Fönizier: welchen wohl bekant war/ das lvz
luz bei den Ebreern und Sirern/ eben wie Laus bei den
Arabern/ ein mandelbaum/ auch eine mandel
heisset; daher sie durch solches gedichte andeuten wol-
len/ wie sehr wohl sich die Mandeln zum Weine
schikken. Eupolis sagt/ bei dem von Atehn/ im
2 buche:

Didou masaothai, Naxias amugdalas,
oinonte pinein Naxion ap ampelon.

das ist/ gib zu essen der Naxier Mandeln/ darnach
schenke
Wein von Naxischen weinstökken. Nähm-
lich weil die bittere Mandeln/ welche sonsten auch
das luhmichte Nielwasser/ zerstoßen und darein gewor-
fen/ in einem tage klahr und trinkbar machen/ der
trunkenheit widerstehen; wie die Aertzte einhällig be-
kräftigen. Dioskorides schreibet im 1 b. von den man-
deln/ und Plinius im 8 h. seines 2 b. man sol ihrer fünfe
vor dem trunke geniessen. Fast eben dasselbe bezeuget
Avizenna im 2 b. von den Mandeln; als auch der
von Atehn
/ und Plutarch/ im 1 seiner Fragestük-
ke/ mit der geschicht von des Drusus Artzte. Auch wil
der Mandelbaum bei dem Weinstokke so gerne
stehen/ daß man die Mandelbeumlein/ wie Teo-
frast
bezeuget/ unter die weinstökke zu pflantzen pfleg-
te; weil sie ihnen gantz nicht schädlich/ indem sie mit
weniger nahrung vergnüget/ zeitlich früchte tragen/

und
Z iiij

Anmaͤrkungen.
kleide/ und die Tiger ſelbſten ſeinem wagen zuge-
eignet. Eben alſo waren Luſus und Lyſa, von denen
Luſitanien/ anders Portugal/ ſol genennet ſein/
des Barchus/ gefaͤhrten; wie Plinius aus dem
Varro im 1 h. des 3 b. fuͤrgiebet. Luſum enim, ſchreibt
er/ Liberi patris, ac Lyſam cum eo bacchantem, nomen
dediſſe Luſitaniæ, & Pana præfectum ejus univerſæ,
i. e. Spaniæ.
Dieſes hat er ohne zweifel aus den maͤhr-
lein der Foͤnizier: welchen wohl bekant war/ das לוז
luz bei den Ebreern und Sirern/ eben wie Laus bei den
Arabern/ ein mandelbaum/ auch eine mandel
heiſſet; daher ſie durch ſolches gedichte andeuten wol-
len/ wie ſehr wohl ſich die Mandeln zum Weine
ſchikken. Eupolis ſagt/ bei dem von Atehn/ im
2 buche:

Δίδου μασᾶοϑαι, Ναξίας ἀμυγδάλας,
ὀινόντε πίνειν Ναξίων ἀπ̕ ἀμπέλων.

das iſt/ gib zu eſſen der Naxier Mandeln/ darnach
ſchenke
Wein von Naxiſchen weinſtoͤkken. Naͤhm-
lich weil die bittere Mandeln/ welche ſonſten auch
das luhmichte Nielwaſſer/ zerſtoßen und darein gewor-
fen/ in einem tage klahr und trinkbar machen/ der
trunkenheit widerſtehen; wie die Aertzte einhaͤllig be-
kraͤftigen. Dioſkorides ſchreibet im 1 b. von den man-
deln/ und Plinius im 8 h. ſeines 2 b. man ſol ihrer fuͤnfe
vor dem trunke genieſſen. Faſt eben daſſelbe bezeuget
Avizenna im 2 b. von den Mandeln; als auch der
von Atehn
/ und Plutarch/ im 1 ſeiner Frageſtuͤk-
ke/ mit der geſchicht von des Druſus Artzte. Auch wil
der Mandelbaum bei dem Weinſtokke ſo gerne
ſtehen/ daß man die Mandelbeumlein/ wie Teo-
fraſt
bezeuget/ unter die weinſtoͤkke zu pflantzen pfleg-
te; weil ſie ihnen gantz nicht ſchaͤdlich/ indem ſie mit
weniger nahrung vergnuͤget/ zeitlich fruͤchte tragen/

und
Z iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0383" n="159[359]"/><fw place="top" type="header">Anma&#x0364;rkungen.</fw><lb/>
kleide/ und die Tiger &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;einem wagen zuge-<lb/>
eignet. Eben al&#x017F;o waren <hi rendition="#aq">Lu&#x017F;us</hi> und <hi rendition="#aq">Ly&#x017F;a,</hi> von denen<lb/><hi rendition="#fr">Lu&#x017F;itanien</hi>/ anders <hi rendition="#fr">Portugal</hi>/ &#x017F;ol genennet &#x017F;ein/<lb/>
des <hi rendition="#fr">Barchus</hi>/ gefa&#x0364;hrten; wie <hi rendition="#fr">Plinius</hi> aus dem<lb/><hi rendition="#fr">Varro</hi> im 1 h. des 3 b. fu&#x0364;rgiebet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lu&#x017F;um</hi> enim,</hi> &#x017F;chreibt<lb/>
er/ <hi rendition="#aq">Liberi patris, ac <hi rendition="#i">Ly&#x017F;am</hi> cum eo bacchantem, nomen<lb/>
dedi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#i">Lu&#x017F;itaniæ</hi>, &amp; <hi rendition="#i">Pana</hi> præfectum ejus univer&#x017F;æ,<lb/>
i. e. <hi rendition="#i">Spaniæ.</hi></hi> Die&#x017F;es hat er ohne zweifel aus den ma&#x0364;hr-<lb/>
lein der Fo&#x0364;nizier: welchen wohl bekant war/ das &#x05DC;&#x05D5;&#x05D6;<lb/><hi rendition="#aq">luz</hi> bei den Ebreern und Sirern/ eben wie <hi rendition="#aq">Laus</hi> bei den<lb/>
Arabern/ ein <hi rendition="#fr">mandelbaum</hi>/ auch eine <hi rendition="#fr">mandel</hi><lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et; daher &#x017F;ie durch &#x017F;olches gedichte andeuten wol-<lb/>
len/ wie &#x017F;ehr wohl &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Mandeln</hi> zum <hi rendition="#fr">Weine</hi><lb/>
&#x017F;chikken. <hi rendition="#fr">Eupolis</hi> &#x017F;agt/ bei dem von Atehn/ im<lb/>
2 buche:</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>&#x0394;&#x03AF;&#x03B4;&#x03BF;&#x03C5; &#x03BC;&#x03B1;&#x03C3;&#x1FB6;&#x03BF;&#x03D1;&#x03B1;&#x03B9;, &#x039D;&#x03B1;&#x03BE;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2; &#x1F00;&#x03BC;&#x03C5;&#x03B3;&#x03B4;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B1;&#x03C2;,</l><lb/>
                <l>&#x1F40;&#x03B9;&#x03BD;&#x03CC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B5; &#x03C0;&#x03AF;&#x03BD;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD; &#x039D;&#x03B1;&#x03BE;&#x03AF;&#x03C9;&#x03BD; &#x1F00;&#x03C0;&#x0315; &#x1F00;&#x03BC;&#x03C0;&#x03AD;&#x03BB;&#x03C9;&#x03BD;.</l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>das i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">gib zu e&#x017F;&#x017F;en der Naxier</hi> Mandeln/ <hi rendition="#fr">darnach<lb/>
&#x017F;chenke</hi> Wein <hi rendition="#fr">von Naxi&#x017F;chen wein&#x017F;to&#x0364;kken</hi>. Na&#x0364;hm-<lb/>
lich weil die <hi rendition="#fr">bittere Mandeln</hi>/ welche &#x017F;on&#x017F;ten auch<lb/>
das luhmichte Nielwa&#x017F;&#x017F;er/ zer&#x017F;toßen und darein gewor-<lb/>
fen/ in einem tage klahr und trinkbar machen/ der<lb/>
trunkenheit wider&#x017F;tehen; wie die Aertzte einha&#x0364;llig be-<lb/>
kra&#x0364;ftigen. <hi rendition="#fr">Dio&#x017F;korides</hi> &#x017F;chreibet im 1 b. von den man-<lb/>
deln/ und <hi rendition="#fr">Plinius</hi> im 8 h. &#x017F;eines 2 b. man &#x017F;ol ihrer fu&#x0364;nfe<lb/>
vor dem trunke genie&#x017F;&#x017F;en. Fa&#x017F;t eben da&#x017F;&#x017F;elbe bezeuget<lb/><hi rendition="#fr">Avizenna</hi> im 2 b. von den Mandeln; als auch <hi rendition="#fr">der<lb/>
von Atehn</hi>/ und <hi rendition="#fr">Plutarch</hi>/ im 1 &#x017F;einer Frage&#x017F;tu&#x0364;k-<lb/>
ke/ mit der ge&#x017F;chicht von des <hi rendition="#fr">Dru&#x017F;us</hi> Artzte. Auch wil<lb/>
der <hi rendition="#fr">Mandelbaum</hi> bei dem <hi rendition="#fr">Wein&#x017F;tokke</hi> &#x017F;o gerne<lb/>
&#x017F;tehen/ daß man die Mandelbeumlein/ wie <hi rendition="#fr">Teo-<lb/>
fra&#x017F;t</hi> bezeuget/ unter die wein&#x017F;to&#x0364;kke zu pflantzen pfleg-<lb/>
te; weil &#x017F;ie ihnen gantz nicht &#x017F;cha&#x0364;dlich/ indem &#x017F;ie mit<lb/>
weniger nahrung vergnu&#x0364;get/ zeitlich fru&#x0364;chte tragen/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159[359]/0383] Anmaͤrkungen. kleide/ und die Tiger ſelbſten ſeinem wagen zuge- eignet. Eben alſo waren Luſus und Lyſa, von denen Luſitanien/ anders Portugal/ ſol genennet ſein/ des Barchus/ gefaͤhrten; wie Plinius aus dem Varro im 1 h. des 3 b. fuͤrgiebet. Luſum enim, ſchreibt er/ Liberi patris, ac Lyſam cum eo bacchantem, nomen dediſſe Luſitaniæ, & Pana præfectum ejus univerſæ, i. e. Spaniæ. Dieſes hat er ohne zweifel aus den maͤhr- lein der Foͤnizier: welchen wohl bekant war/ das לוז luz bei den Ebreern und Sirern/ eben wie Laus bei den Arabern/ ein mandelbaum/ auch eine mandel heiſſet; daher ſie durch ſolches gedichte andeuten wol- len/ wie ſehr wohl ſich die Mandeln zum Weine ſchikken. Eupolis ſagt/ bei dem von Atehn/ im 2 buche: Δίδου μασᾶοϑαι, Ναξίας ἀμυγδάλας, ὀινόντε πίνειν Ναξίων ἀπ̕ ἀμπέλων. das iſt/ gib zu eſſen der Naxier Mandeln/ darnach ſchenke Wein von Naxiſchen weinſtoͤkken. Naͤhm- lich weil die bittere Mandeln/ welche ſonſten auch das luhmichte Nielwaſſer/ zerſtoßen und darein gewor- fen/ in einem tage klahr und trinkbar machen/ der trunkenheit widerſtehen; wie die Aertzte einhaͤllig be- kraͤftigen. Dioſkorides ſchreibet im 1 b. von den man- deln/ und Plinius im 8 h. ſeines 2 b. man ſol ihrer fuͤnfe vor dem trunke genieſſen. Faſt eben daſſelbe bezeuget Avizenna im 2 b. von den Mandeln; als auch der von Atehn/ und Plutarch/ im 1 ſeiner Frageſtuͤk- ke/ mit der geſchicht von des Druſus Artzte. Auch wil der Mandelbaum bei dem Weinſtokke ſo gerne ſtehen/ daß man die Mandelbeumlein/ wie Teo- fraſt bezeuget/ unter die weinſtoͤkke zu pflantzen pfleg- te; weil ſie ihnen gantz nicht ſchaͤdlich/ indem ſie mit weniger nahrung vergnuͤget/ zeitlich fruͤchte tragen/ und Z iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/383
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 159[359]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/383>, abgerufen am 22.12.2024.