Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Kurtzbündige len al hier ein teil derselben wieder hohlen. Die Ehrennah-men Ertzkönig/ oder Großkönig/ oder auch Groß- herr/ pflege ich denen hohen Heuptern/ welche unter- schiedliche Könige unter ihrem gebiete haben/ und da- her nicht schlechthin Könige können genennet werden/ zu geben. Das wort Ertzkönig habe ich/ nach dem schon vorlängst üblichem worte Ertzhertzog; Groß- könig/ und Großherr/ nach dem auch längst ge- breuchlichem nahmen Großfürst/ Großhertzog/ gebildet. Jenen ehrennahmen/ nähmlich Ertzher- tzog/ pflegen die Oesterreichischen Heupter zu füh- ren; diese aber/ nähmlich Großfürst/ der Mosko- vier/ und Großhertzog/ der von Florentz. Den Moskovischen oder Russischen Großfürsten pflegen etliche neue Schreiber auch Keiser zu nen- nen; vielleicht weil er sich selbsten Tzar/ welches von Caesar gebildet scheinet/ in seiner sprache nennet. Ja viel derselben/ unter denen die Holländer die ersten/ wollen dem Sinischen Großherren/ weil er viel Königreiche besitzt/ wie auch dergleichen andern Ge- waltigen/ den nahmen Keiser ebenmäßig zueignen. Aber wie unrecht solches sei/ wissen dieselben/ welche wissen/ daß der Ehrennahme Caesar, oder Keiser/ wel- ches wir aus jenem gebildet/ vom zunahmen des ersten Römischen Weltherrn herrühret/ und auf seine Nachfolger fortgepflantzet sei/ ja daher keinem andern Gewaltigen von rechtswegen zukomme/ als den Rö- mischen Weltherren; davor noch itzund die Deut- schen Keiser gehalten werden. In etwas könte es hingehen/ wan etliche den Großtürken auch Keiser nennen: weil er das Griechische teil des Römi- schen Weltreichs besitzt/ und daher zum teil ein Nachfolger des ersten Röhmischen Weltherrn ist. Sonst ist es gantz ungereimt/ und wider die ehre des Röhmischen Weltreichs gehandelt/ wan man so zu- plumpet/
Kurtzbuͤndige len al hier ein teil derſelben wieder hohlen. Die Ehrennah-men Ertzkoͤnig/ oder Großkoͤnig/ oder auch Groß- herꝛ/ pflege ich denen hohen Heuptern/ welche unter- ſchiedliche Koͤnige unter ihrem gebiete haben/ und da- her nicht ſchlechthin Koͤnige koͤnnen genennet werden/ zu geben. Das wort Ertzkoͤnig habe ich/ nach dem ſchon vorlaͤngſt uͤblichem worte Ertzhertzog; Groß- koͤnig/ und Großherꝛ/ nach dem auch laͤngſt ge- breuchlichem nahmen Großfuͤrſt/ Großhertzog/ gebildet. Jenen ehrennahmen/ naͤhmlich Ertzher- tzog/ pflegen die Oeſterreichiſchen Heupter zu fuͤh- ren; dieſe aber/ naͤhmlich Großfuͤrſt/ der Mosko- vier/ und Großhertzog/ der von Florentz. Den Moskoviſchen oder Ruſſiſchen Großfuͤrſten pflegen etliche neue Schreiber auch Keiſer zu nen- nen; vielleicht weil er ſich ſelbſten Tzar/ welches von Cæſar gebildet ſcheinet/ in ſeiner ſprache nennet. Ja viel derſelben/ unter denen die Hollaͤnder die erſten/ wollen dem Siniſchen Großherren/ weil er viel Koͤnigreiche beſitzt/ wie auch dergleichen andern Ge- waltigen/ den nahmen Keiſer ebenmaͤßig zueignen. Aber wie unrecht ſolches ſei/ wiſſen dieſelben/ welche wiſſen/ daß der Ehrennahme Cæſar, oder Keiſer/ wel- ches wir aus jenem gebildet/ vom zunahmen des erſten Roͤmiſchen Weltherꝛn herruͤhret/ und auf ſeine Nachfolger fortgepflantzet ſei/ ja daher keinem andern Gewaltigen von rechtswegen zukomme/ als den Roͤ- miſchen Weltherren; davor noch itzund die Deut- ſchen Keiſer gehalten werden. In etwas koͤnte es hingehen/ wan etliche den Großtuͤrken auch Keiſer nennen: weil er das Griechiſche teil des Roͤmi- ſchen Weltreichs beſitzt/ und daher zum teil ein Nachfolger des erſten Roͤhmiſchen Weltherꝛn iſt. Sonſt iſt es gantz ungereimt/ und wider die ehre des Roͤhmiſchen Weltreichs gehandelt/ wan man ſo zu- plumpet/
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Kurtzbuͤndige
len al hier ein teil derſelben wieder hohlen. Die Ehrennah-
men Ertzkoͤnig/ oder Großkoͤnig/ oder auch Groß-
herꝛ/ pflege ich denen hohen Heuptern/ welche unter-
ſchiedliche Koͤnige unter ihrem gebiete haben/ und da-
her nicht ſchlechthin Koͤnige koͤnnen genennet werden/
zu geben. Das wort Ertzkoͤnig habe ich/ nach dem
ſchon vorlaͤngſt uͤblichem worte Ertzhertzog; Groß-
koͤnig/ und Großherꝛ/ nach dem auch laͤngſt ge-
breuchlichem nahmen Großfuͤrſt/ Großhertzog/
gebildet. Jenen ehrennahmen/ naͤhmlich Ertzher-
tzog/ pflegen die Oeſterreichiſchen Heupter zu fuͤh-
ren; dieſe aber/ naͤhmlich Großfuͤrſt/ der Mosko-
vier/ und Großhertzog/ der von Florentz. Den
Moskoviſchen oder Ruſſiſchen Großfuͤrſten
pflegen etliche neue Schreiber auch Keiſer zu nen-
nen; vielleicht weil er ſich ſelbſten Tzar/ welches von
Cæſar gebildet ſcheinet/ in ſeiner ſprache nennet. Ja
viel derſelben/ unter denen die Hollaͤnder die erſten/
wollen dem Siniſchen Großherren/ weil er viel
Koͤnigreiche beſitzt/ wie auch dergleichen andern Ge-
waltigen/ den nahmen Keiſer ebenmaͤßig zueignen.
Aber wie unrecht ſolches ſei/ wiſſen dieſelben/ welche
wiſſen/ daß der Ehrennahme Cæſar, oder Keiſer/ wel-
ches wir aus jenem gebildet/ vom zunahmen des erſten
Roͤmiſchen Weltherꝛn herruͤhret/ und auf ſeine
Nachfolger fortgepflantzet ſei/ ja daher keinem andern
Gewaltigen von rechtswegen zukomme/ als den Roͤ-
miſchen Weltherren; davor noch itzund die Deut-
ſchen Keiſer gehalten werden. In etwas koͤnte es
hingehen/ wan etliche den Großtuͤrken auch Keiſer
nennen: weil er das Griechiſche teil des Roͤmi-
ſchen Weltreichs beſitzt/ und daher zum teil ein
Nachfolger des erſten Roͤhmiſchen Weltherꝛn iſt.
Sonſt iſt es gantz ungereimt/ und wider die ehre des
Roͤhmiſchen Weltreichs gehandelt/ wan man ſo zu-
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/426>, abgerufen am 27.07.2024. |