Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Kurtzbündige früher/ im andern spähter wächset/ nachdem die witte-rung ist an denen örtern/ da er entspringet. Etliche pflegen den anfang seines auflaufs in den 12 brach- oder liljen-mohndes/ und den begin seines falles auf den 14 ärntmohndes/ da die Hundestage sich endigen/ zu se- tzen. Andere dagegen setzen beiderlei anfang wohl 14 oder 15 tage spähter: welches auch mit der erfahrung besser übereinstimmet. Gleichwohl trift auch dieser satz so gewis nimmermehr ein/ daß er nicht zuweilen auf einen oder zween/ ja wohl mehr tage solte verrükt werden; dergestalt daß es nur falsch und vergebens ist eine gewisse stunde setzen wollen. Zudem bezeuget auch die erfahrung/ daß zu unsern zeiten der Niel viel späh- ter das erdreich überschwämmet/ auch lange so hoch über den äkkern nicht stehet/ wan er schon auf das höch- ste gestiegen/ als er vor etlichen hundert jahren getahn. Die uhrsache dessen ist das durch den jährlich zugeführ- ten schlam immer mehr und mehr erhöhete erdreich. Daher dan itzund der anwachs von sechzehen ellen/ der im ärntmohnde sich begiebet/ nur die Königlichen äk- ker überwässert: und der von achtzehen erst die andern. Aber der von zwölfen giebet dem lande gantz keine feuch- tigkeit: und der von zwanzigen überschwämmet es al- zugewaltig/ ja so/ daß er die beume auswäschet und das erdreich verwüstet. Wie die Egipter durch einen be- wahrten erdkloß erfahren/ wan der tau vor dem wach- sen des Niels fället/ schreibet Prosper Alpinus/ Vos- sius/ und andere. Von der länge der zeit aber/ in wel- cher der Niel steiget/ seind die Naturkündiger sehr uneins. Herodotus/ Diodohr/ Marzellus/ und andere schreiben ihm 98/ ja wohl 100 tage zu: Ari- stides fast 4 mohnden. Die meisten aber wollen/ daß er 40 tage wachse/ und 40 tage falle. Zur
Kurtzbuͤndige fruͤher/ im andern ſpaͤhter waͤchſet/ nachdem die witte-rung iſt an denen oͤrtern/ da er entſpringet. Etliche pflegen den anfang ſeines auflaufs in den 12 brach- oder liljen-mohndes/ und den begin ſeines falles auf den 14 aͤrntmohndes/ da die Hundestage ſich endigen/ zu ſe- tzen. Andere dagegen ſetzen beiderlei anfang wohl 14 oder 15 tage ſpaͤhter: welches auch mit der erfahrung beſſer uͤbereinſtimmet. Gleichwohl trift auch dieſer ſatz ſo gewis nimmermehr ein/ daß er nicht zuweilen auf einen oder zween/ ja wohl mehr tage ſolte verruͤkt werden; dergeſtalt daß es nur falſch und vergebens iſt eine gewiſſe ſtunde ſetzen wollen. Zudem bezeuget auch die erfahrung/ daß zu unſern zeiten der Niel viel ſpaͤh- ter das erdreich uͤberſchwaͤmmet/ auch lange ſo hoch uͤber den aͤkkern nicht ſtehet/ wan er ſchon auf das hoͤch- ſte geſtiegen/ als er vor etlichen hundert jahren getahn. Die uhrſache deſſen iſt das durch den jaͤhrlich zugefuͤhr- ten ſchlam immer mehr und mehr erhoͤhete erdreich. Daher dan itzund der anwachs von ſechzehen ellen/ der im aͤrntmohnde ſich begiebet/ nur die Koͤniglichen aͤk- ker uͤberwaͤſſert: und der von achtzehen erſt die andern. Aber der von zwoͤlfen giebet dem lande gantz keine feuch- tigkeit: und der von zwanzigen uͤberſchwaͤmmet es al- zugewaltig/ ja ſo/ daß er die beume auswaͤſchet und das erdreich verwuͤſtet. Wie die Egipter durch einen be- wahrten erdkloß erfahren/ wan der tau vor dem wach- ſen des Niels faͤllet/ ſchreibet Proſper Alpinus/ Voſ- ſius/ und andere. Von der laͤnge der zeit aber/ in wel- cher der Niel ſteiget/ ſeind die Naturkuͤndiger ſehr uneins. Herodotus/ Diodohr/ Marzellus/ und andere ſchreiben ihm 98/ ja wohl 100 tage zu: Ari- ſtides faſt 4 mohnden. Die meiſten aber wollen/ daß er 40 tage wachſe/ und 40 tage falle. Zur
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Kurtzbuͤndige
fruͤher/ im andern ſpaͤhter waͤchſet/ nachdem die witte-
rung iſt an denen oͤrtern/ da er entſpringet. Etliche
pflegen den anfang ſeines auflaufs in den 12 brach- oder
liljen-mohndes/ und den begin ſeines falles auf den 14
aͤrntmohndes/ da die Hundestage ſich endigen/ zu ſe-
tzen. Andere dagegen ſetzen beiderlei anfang wohl 14
oder 15 tage ſpaͤhter: welches auch mit der erfahrung
beſſer uͤbereinſtimmet. Gleichwohl trift auch dieſer
ſatz ſo gewis nimmermehr ein/ daß er nicht zuweilen
auf einen oder zween/ ja wohl mehr tage ſolte verruͤkt
werden; dergeſtalt daß es nur falſch und vergebens iſt
eine gewiſſe ſtunde ſetzen wollen. Zudem bezeuget auch
die erfahrung/ daß zu unſern zeiten der Niel viel ſpaͤh-
ter das erdreich uͤberſchwaͤmmet/ auch lange ſo hoch
uͤber den aͤkkern nicht ſtehet/ wan er ſchon auf das hoͤch-
ſte geſtiegen/ als er vor etlichen hundert jahren getahn.
Die uhrſache deſſen iſt das durch den jaͤhrlich zugefuͤhr-
ten ſchlam immer mehr und mehr erhoͤhete erdreich.
Daher dan itzund der anwachs von ſechzehen ellen/ der
im aͤrntmohnde ſich begiebet/ nur die Koͤniglichen aͤk-
ker uͤberwaͤſſert: und der von achtzehen erſt die andern.
Aber der von zwoͤlfen giebet dem lande gantz keine feuch-
tigkeit: und der von zwanzigen uͤberſchwaͤmmet es al-
zugewaltig/ ja ſo/ daß er die beume auswaͤſchet und das
erdreich verwuͤſtet. Wie die Egipter durch einen be-
wahrten erdkloß erfahren/ wan der tau vor dem wach-
ſen des Niels faͤllet/ ſchreibet Proſper Alpinus/ Voſ-
ſius/ und andere. Von der laͤnge der zeit aber/ in wel-
cher der Niel ſteiget/ ſeind die Naturkuͤndiger
ſehr uneins. Herodotus/ Diodohr/ Marzellus/
und andere ſchreiben ihm 98/ ja wohl 100 tage zu: Ari-
ſtides faſt 4 mohnden. Die meiſten aber wollen/ daß
er 40 tage wachſe/ und 40 tage falle.
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/440>, abgerufen am 27.07.2024. |