Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.II. Sonnet neüer Art/ so sich mit weiblichen anfäht. An die Stadt Leypzig. WAs ist dis für ein schöner toon? wes ist dis süße singen? Das sich erbeben kann so hoch und brechen durch den Neid/ Das Leypzig/ dich berühmet macht/ du schöne zier der zeit. Wie lässe nicht Phöbus selbst in dier die bohen Lieder klingen/ und lehrt in Deutscher Poesie die güldnen setten zwingen? Dann Flemming übte sich in dier mit singen allbereit/ dem Lund vnd Olearius nichts fehlt an zierligkeit; ja Hartman/ Bremen/ Finckeltaus und Heinsius sich schwingen biß an den blauen Himmel nauf und geben dier den preiß/ weil sie/ o schöne Stadt/ in dier durch angenehmen fleiß den Opitzinnen abgesiegt und jhr versüßtes spielen bey früh- und später Abends-zeit erlernet und geübt; Drümb dich/ o schöne Musen Stadt ein jeder ehrt und liebt: Der Sänger Printz spitzt auf dein Lob die zahrten federkielen! Diese art Jambischer Verse/ so nach der ungrad' ist den Götternlieb; dreymahl ist er auch gebunden dreyer farben saden sind ümb den harten hals gewunden. Hiervon kan der Hochgelehrte und Welt- III. Ein
II. Sonnet neuͤer Art/ ſo ſich mit weiblichen anfaͤht. An die Stadt Leypzig. WAs iſt dis fuͤr ein ſchoͤner toon? wes iſt dis ſuͤße ſingen? Das ſich erbeben kann ſo hoch und brechen durch den Neid/ Das Leypzig/ dich beruͤhmet macht/ du ſchoͤne zier der zeit. Wie laͤſſe nicht Phoͤbus ſelbſt in dier die bohen Lieder klingen/ und lehrt in Deutſcher Poeſie die guͤldnen ſetten zwingen? Dann Flemming uͤbte ſich in dier mit ſingen allbereit/ dem Lund vnd Olearius nichts fehlt an zierligkeit; ja Hartman/ Bremen/ Finckeltaus und Heinſius ſich ſchwingen biß an den blauen Himmel nauf und geben dier den preiß/ weil ſie/ ô ſchoͤne Stadt/ in dier durch angenehmen fleiß den Opitzinnen abgeſiegt und jhr verſuͤßtes ſpielen bey fruͤh- und ſpaͤter Abends-zeit erlernet und geuͤbt; Druͤmb dich/ ô ſchoͤne Muſen Stadt ein jeder ehrt und liebt: Der Saͤnger Printz ſpitzt auf dein Lob die zahrten federkielen! Dieſe art Jambiſcher Verſe/ ſo nach der ungrad’ iſt den Goͤtternlieb; dreymahl iſt er auch gebunden dreyer farben ſaden ſind uͤmb den harten hals gewunden. Hiervon kan der Hochgelehrte und Welt- III. Ein
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II.
Sonnet neuͤer Art/
ſo ſich mit weiblichen anfaͤht.
An die Stadt Leypzig.
WAs iſt dis fuͤr ein ſchoͤner toon? wes iſt dis ſuͤße ſingen?
Das ſich erbeben kann ſo hoch und brechen durch den Neid/
Das Leypzig/ dich beruͤhmet macht/ du ſchoͤne zier der zeit.
Wie laͤſſe nicht Phoͤbus ſelbſt in dier die bohen Lieder klingen/
und lehrt in Deutſcher Poeſie die guͤldnen ſetten zwingen?
Dann Flemming uͤbte ſich in dier mit ſingen allbereit/
dem Lund vnd Olearius nichts fehlt an zierligkeit;
ja Hartman/ Bremen/ Finckeltaus und Heinſius ſich ſchwingen
biß an den blauen Himmel nauf und geben dier den preiß/
weil ſie/ ô ſchoͤne Stadt/ in dier durch angenehmen fleiß
den Opitzinnen abgeſiegt und jhr verſuͤßtes ſpielen
bey fruͤh- und ſpaͤter Abends-zeit erlernet und geuͤbt;
Druͤmb dich/ ô ſchoͤne Muſen Stadt ein jeder ehrt und liebt:
Der Saͤnger Printz ſpitzt auf dein Lob die zahrten federkielen!
Dieſe art Jambiſcher Verſe/ ſo nach der
8. ſylbe den Abſchnitt hat/ iſt nach manier der
14 vnd 15 Trochaͤiſcher Verſe gemacht/ derer
zween weibliche 15-ſylbige Verſe in Opitzens
Hercinie am 51. blate zu finden/ auf ſolche art:
ungrad’ iſt den Goͤtternlieb; dreymahl iſt er auch gebunden
dreyer farben ſaden ſind uͤmb den harten hals gewunden.
Hiervon kan der Hochgelehrte und Welt-
bekante Herr Buchner in ſeiner Proſodie weit-
leuͤfftiger geleſen werden: Auch kann man Opi-
tzens Judith aufſchlagen/ darinnen unterſchied-
liche zu finden.
III. Ein
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