Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.I. Ein Muster der Neuen Trochäischen Art/ darinnen beydes der Weibliche und Männliche Vers 15-sylbig. Sonnet. MOnde/ dessen blasser Schein bey der braunen nacht sich zeiget/ und jhr güldnen Himmels-Lichter/ gönnet uns doch euer licht/ schimmert doch mit euren strahlen/ biß der frühe tag anbricht/ wolt jhr nicht? hier ist der glantz/ wo mich nicht jhr blitz betreu- so aus jhren augen geht und in mein gesichte steiget/ (get/ bleib o blum und licht der Jugend/ du schneeweisses Ange- sicht/ das den Liljen/ das den Rosen/ ja der Sonnen weichet nicht; Bleibe bey uns diese Nacht/ da das süße Lafft-volck schweiget/ da die Sonne nicht mehr scheinet und das trauren uns besitzt/ sey mein Licht und meine Sonne/ wetl so lieblich zu mir blitzt deiner augen güldnes Licht/ wenn der Abend kömmt gegangen/ wen die trübe nacht hergehet und das schwartze trauer kleid/ ümb den braunen Körper hüllet: zeige deine liebligkeit/ dein gewohntes freundlich-sehn/ zeige deine Rosen-wangen! Wer dergleichen Verse mehr lesen wil/ II. Ein
I. Ein Muſter der Neuen Trochaͤiſchen Art/ darinnen beydes der Weibliche und Maͤnnliche Vers 15-ſylbig. Sonnet. MOnde/ deſſen blaſſer Schein bey der braunen nacht ſich zeiget/ und jhr guͤldnen Him̃els-Lichter/ goͤnnet uns doch euer licht/ ſchim̃ert doch mit euren ſtrahlen/ biß der fruͤhe tag anbricht/ wolt jhr nicht? hier iſt der glantz/ wo mich nicht jhr blitz betreu- ſo aus jhren augen geht und in mein geſichte ſteiget/ (get/ bleib ô blum und licht der Jugend/ du ſchneeweiſſes Ange- ſicht/ das den Liljen/ das den Roſen/ ja der Sonnen weichet nicht; Bleibe bey uns dieſe Nacht/ da das ſuͤße Lafft-volck ſchweiget/ da die Sonne nicht mehr ſcheinet und das traurẽ uns beſitzt/ ſey mein Licht und meine Soñe/ wetl ſo lieblich zu mir blitzt deiner augen guͤldnes Licht/ wenn der Abend koͤm̃t gegangen/ wen die truͤbe nacht hergehet und das ſchwartze trauer kleid/ uͤmb den braunen Koͤrper huͤllet: zeige deine liebligkeit/ dein gewohntes freundlich-ſehn/ zeige deine Roſen-wangen! Wer dergleichen Verſe mehr leſen wil/ II. Ein
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I.
Ein Muſter der Neuen Trochaͤiſchen
Art/ darinnen beydes der Weibliche und
Maͤnnliche Vers 15-ſylbig.
Sonnet.
MOnde/ deſſen blaſſer Schein bey der braunen nacht ſich
zeiget/
und jhr guͤldnen Him̃els-Lichter/ goͤnnet uns doch euer licht/
ſchim̃ert doch mit euren ſtrahlen/ biß der fruͤhe tag anbricht/
wolt jhr nicht? hier iſt der glantz/ wo mich nicht jhr blitz betreu-
ſo aus jhren augen geht und in mein geſichte ſteiget/ (get/
bleib ô blum und licht der Jugend/ du ſchneeweiſſes Ange-
ſicht/
das den Liljen/ das den Roſen/ ja der Sonnen weichet nicht;
Bleibe bey uns dieſe Nacht/ da das ſuͤße Lafft-volck ſchweiget/
da die Sonne nicht mehr ſcheinet und das traurẽ uns beſitzt/
ſey mein Licht und meine Soñe/ wetl ſo lieblich zu mir blitzt
deiner augen guͤldnes Licht/ wenn der Abend koͤm̃t gegangen/
wen die truͤbe nacht hergehet und das ſchwartze trauer kleid/
uͤmb den braunen Koͤrper huͤllet: zeige deine liebligkeit/
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Wer dergleichen Verſe mehr leſen wil/
und luſt dazu hatt/ der kann nur Opitzens Tra-
goͤdie von der Judith auffſchlagen/ woraus wir
deñ im erſten Theil unſers Helicons etliche exem-
pel angezogen.
II. Ein
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