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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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es ist Gottes Sinn und Wille/
darumb haltet Jhm nur stille;
Ach! was ist doch unsre zeit?
die wier kaum so lange leben
als Ephemeron kann schweben
an des flusses Liebligkeit?

Der 2. Gegensatz.
WEil es Gott so pflegt zu schicken/
und es anders nicht kann seyn/
ey so soll man sein Gebein
mit dem schönsten balsam schmücken/
der zur unverweßligkeit
dient dem Menschen jederzeit/
und sein Edles Häupt bekräntzen
mit den Blumen/ welche gläntzen
wann der Frühling will angehn/
wann sich schnee und reiff verlieret/
wann die Wiesen seyn gezieret
und in vollen blühen stehn.
Das 2. nachspiel.
Nun/ nun ist der edlen Seel' alles diß benommen/
was uns bringet Leid
vor die Fröligkeit/
Die sie nun im Himmel hatt völlig überkommen;
nur wier armen leben noch hier in lauter krieg und streit/
biß wier werden
von der Erden
auch einmahl hinauf gerafft/ zu der großen herrligkeit.
X. ODE.
D 3

es iſt Gottes Sinn und Wille/
darumb haltet Jhm nur ſtille;
Ach! was iſt doch unſre zeit?
die wier kaum ſo lange leben
als Ephemeron kann ſchweben
an des fluſſes Liebligkeit?

Der 2. Gegenſatz.
WEil es Gott ſo pflegt zu ſchicken/
und es anders nicht kann ſeyn/
ey ſo ſoll man ſein Gebein
mit dem ſchoͤnſten balſam ſchmuͤcken/
der zur unverweßligkeit
dient dem Menſchen jederzeit/
und ſein Edles Haͤupt bekraͤntzen
mit den Blumen/ welche glaͤntzen
wann der Fruͤhling will angehn/
wann ſich ſchnee und reiff verlieret/
wann die Wieſen ſeyn gezieret
und in vollen bluͤhen ſtehn.
Das 2. nachſpiel.
Nun/ nun iſt der edlen Seel’ alles diß benommen/
was uns bringet Leid
vor die Froͤligkeit/
Die ſie nun im Himmel hatt voͤllig uͤberkommen;
nur wier armen leben noch hier in lauter krieg uñ ſtreit/
biß wier werden
von der Erden
auch einmahl hinauf gerafft/ zu der großen herrligkeit.
X. ODE.
D 3
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[53./0069] es iſt Gottes Sinn und Wille/ darumb haltet Jhm nur ſtille; Ach! was iſt doch unſre zeit? die wier kaum ſo lange leben als Ephemeron kann ſchweben an des fluſſes Liebligkeit? Der 2. Gegenſatz. WEil es Gott ſo pflegt zu ſchicken/ und es anders nicht kann ſeyn/ ey ſo ſoll man ſein Gebein mit dem ſchoͤnſten balſam ſchmuͤcken/ der zur unverweßligkeit dient dem Menſchen jederzeit/ und ſein Edles Haͤupt bekraͤntzen mit den Blumen/ welche glaͤntzen wann der Fruͤhling will angehn/ wann ſich ſchnee und reiff verlieret/ wann die Wieſen ſeyn gezieret und in vollen bluͤhen ſtehn. Das 2. nachſpiel. Nun/ nun iſt der edlen Seel’ alles diß benommen/ was uns bringet Leid vor die Froͤligkeit/ Die ſie nun im Himmel hatt voͤllig uͤberkommen; nur wier armen leben noch hier in lauter krieg uñ ſtreit/ biß wier werden von der Erden auch einmahl hinauf gerafft/ zu der großen herrligkeit. X. ODE. D 3

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 53.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/69>, abgerufen am 17.05.2024.