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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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nischen Getichten widerholet werden. Darnach
auch/ werden nicht eben die sylben widerholet/ die
den langen weib- oder männlichen verß schließen/
kan es derhalben nicht wohl ein Echo genennet
werden/ ob es schon die Componisten und Jn-
strumentisten also täuffen. Dieses aber ist ein
rechtes Echo/ da eben die vorigen sylben wider-
holet werden/ als wenn ich sage aus unserm Poe-
ten p. 241.

Wirstu mich trösten und sonst keine?
Ech. eine.
Lesst mich in angst und ablaß gehen/
Ech. laß gehen.
Wem soll ichs dancken mit der zeit/
Ech. der zeit.
Wer liebet doch nur mich?
Ech. ich.
Hülfft etwas meiner vn gedult?
Ech. gedult.
Weil ich im höchsten Elend gehe?
Ech. entgehe.
Hoff alles werde guth und recht.
Ech. recht. etc.

Wo aber das wort Echo herrühre/ erklähret
Ovidius in seinen Verwandlungsbüchern; Denn
es hatt eine Wald-Nimfe also geheissen/ welche
ein Jüngling/ Narcissus genennt/ den der allzu-

gütige

niſchen Getichten widerholet werden. Darnach
auch/ werden nicht eben die ſylben widerholet/ die
den langen weib- oder maͤnnlichen verß ſchließen/
kan es derhalben nicht wohl ein Echo genennet
werden/ ob es ſchon die Componiſten und Jn-
ſtrumentiſten alſo taͤuffen. Dieſes aber iſt ein
rechtes Echo/ da eben die vorigen ſylben wider-
holet werden/ als wenn ich ſage aus unſerm Poe-
ten p. 241.

Wirſtu mich troͤſten und ſonſt keine?
Ech. eine.
Leſſt mich in angſt und ablaß gehen/
Ech. laß gehen.
Wem ſoll ichs dancken mit der zeit/
Ech. der zeit.
Wer liebet doch nur mich?
Ech. ich.
Huͤlfft etwas meiner vn gedult?
Ech. gedult.
Weil ich im hoͤchſten Elend gehe?
Ech. entgehe.
Hoff alles werde guth und recht.
Ech. recht. etc.

Wo aber das wort Echo herruͤhre/ erklaͤhret
Ovidius in ſeinen Verwandlungsbuͤchern; Deñ
es hatt eine Wald-Nimfe alſo geheiſſen/ welche
ein Juͤngling/ Narciſſus genennt/ den der allzu-

guͤtige
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[58./0074] niſchen Getichten widerholet werden. Darnach auch/ werden nicht eben die ſylben widerholet/ die den langen weib- oder maͤnnlichen verß ſchließen/ kan es derhalben nicht wohl ein Echo genennet werden/ ob es ſchon die Componiſten und Jn- ſtrumentiſten alſo taͤuffen. Dieſes aber iſt ein rechtes Echo/ da eben die vorigen ſylben wider- holet werden/ als wenn ich ſage aus unſerm Poe- ten p. 241. Wirſtu mich troͤſten und ſonſt keine? Ech. eine. Leſſt mich in angſt und ablaß gehen/ Ech. laß gehen. Wem ſoll ichs dancken mit der zeit/ Ech. der zeit. Wer liebet doch nur mich? Ech. ich. Huͤlfft etwas meiner vn gedult? Ech. gedult. Weil ich im hoͤchſten Elend gehe? Ech. entgehe. Hoff alles werde guth und recht. Ech. recht. etc. Wo aber das wort Echo herruͤhre/ erklaͤhret Ovidius in ſeinen Verwandlungsbuͤchern; Deñ es hatt eine Wald-Nimfe alſo geheiſſen/ welche ein Juͤngling/ Narciſſus genennt/ den der allzu- guͤtige

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 58.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/74>, abgerufen am 17.05.2024.