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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
dahrinnen der Se-got mit seinem drei-zank-stabe
här-üm-fuhr. Er sahs in einer länglicht-rundten
ofnen muschel als auf seinem königlichen stuhle; üm
ihn härum schwummen allerlei kleine Se-wunder/
Mehr-ammen/ und wasser-kälber. Auf der an-
dern seiten wahr noch eine kleine Se/ welche fast
halb fol gisch wahr/ und di Lustinne/ in einer ahr-
tigen muschel/ aus-warf/ welches in däm nähsten
schau-glase ein solch ahrtiges aus-sähen gahb/ daß
auch Markhold sagte; wan einer nicht begreiffen
kan/ wi di kunst und selbheit mit einander streiten
können/ so darf er nichts mehr als dises wunder-
wärk anschauen. Der eingang diser Lust-höhle
wahr ein halber mahnd/ der zu beiden seiten zwo
ahrtige mit schild-kröhten überzogene toskani-
sche (wi si di bau-läute zu nännen pflägen) säu-
len hatte. Das fuhs-geställe wahr von marmel/
und das haubt-gerüste von kristal und albaster mit
korallen vermängt. Der boden wahr mit schwarz-
und weissem marmel gepflastert/ dahrauf rächt in
der mitten ein härz von rohtem durch scheinendem
steine gehauen/ auf etlichen koral-zakken/ gleichsam
als auf dornen entpohr stund/ und etliche dünne
wasser-strahlen über sich sprüzte. üm dises härze
härum sahssen auf kleinen albasternen bänken neun
ahrtige wasser-fräulein/ welche sich gleichsam in
den wider-härab-fallenden wasser-tropfen zu ba-
den schinen. Markhold entfand aus solchen selt-
samkeiten nicht wenig lust/ und hätte wohl gewünd-
schet/ daß er solcher lust und ergäzzung tähglich ge-
nühssen könte. Dan es mus ein-ihder bekännen/
daß solche und dehr-gleichen wasser-künste/ denen-
lenigen/ di den büchern obligen/ bis-weilen sehr
wohl zu statten kommen/ und di abgemärgel-
ten sünnen wider von näuem erfrischen und belä-
ben.

Als nuhn dise libe geselschaft solchem wasser-

spihl'

Der Adriatiſchen Roſemund
dahrinnen der Se-got mit ſeinem drei-zank-ſtabe
haͤr-uͤm-fuhr. Er ſahs in einer laͤnglicht-rundten
ofnen muſchel als auf ſeinem koͤniglichen ſtuhle; uͤm
ihn haͤrum ſchwummen allerlei kleine Se-wunder/
Mehr-ammen/ und waſſer-kaͤlber. Auf der an-
dern ſeiten wahr noch eine kleine Se/ welche faſt
halb fol giſch wahr/ und di Luſtinne/ in einer ahr-
tigen muſchel/ aus-warf/ welches in daͤm naͤhſten
ſchau-glaſe ein ſolch ahrtiges aus-ſaͤhen gahb/ daß
auch Markhold ſagte; wan einer nicht begreiffen
kan/ wi di kunſt und ſelbheit mit einander ſtreiten
koͤnnen/ ſo darf er nichts mehr als diſes wunder-
waͤrk anſchauen. Der eingang diſer Luſt-hoͤhle
wahr ein halber mahnd/ der zu beiden ſeiten zwo
ahrtige mit ſchild-kroͤhten uͤberzogene toſkani-
ſche (wi ſi di bau-laͤute zu naͤnnen pflaͤgen) ſaͤu-
len hatte. Das fuhs-geſtaͤlle wahr von marmel/
und das haubt-geruͤſte von kriſtal und albaſter mit
korallen vermaͤngt. Der boden wahr mit ſchwarz-
und weiſſem marmel gepflaſtert/ dahrauf raͤcht in
der mitten ein haͤrz von rohtem durch ſcheinendem
ſteine gehauen/ auf etlichen koral-zakken/ gleichſam
als auf dornen entpohr ſtund/ und etliche duͤnne
waſſer-ſtrahlen uͤber ſich ſpruͤzte. uͤm diſes haͤrze
haͤrům ſahſſen auf kleinen albaſternen baͤnken neun
ahrtige waſſer-fraͤulein/ welche ſich gleichſam in
den wider-haͤrab-fallenden waſſer-tropfen zu ba-
den ſchinen. Markhold entfand aus ſolchen ſelt-
ſamkeiten nicht wenig luſt/ und haͤtte wohl gewuͤnd-
ſchet/ daß er ſolcher luſt und ergaͤzzung taͤhglich ge-
nuͤhſſen koͤnte. Dan es mus ein-ihder bekaͤnnen/
daß ſolche und dehr-gleichen waſſer-kuͤnſte/ denen-
lenigen/ di den buͤchern obligen/ bis-weilen ſehr
wohl zu ſtatten kommen/ und di abgemaͤrgel-
ten ſuͤnnen wider von naͤuem erfriſchen und belaͤ-
ben.

Als nuhn diſe libe geſelſchaft ſolchem waſſer-

ſpihl’
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[248/0264] Der Adriatiſchen Roſemund dahrinnen der Se-got mit ſeinem drei-zank-ſtabe haͤr-uͤm-fuhr. Er ſahs in einer laͤnglicht-rundten ofnen muſchel als auf ſeinem koͤniglichen ſtuhle; uͤm ihn haͤrum ſchwummen allerlei kleine Se-wunder/ Mehr-ammen/ und waſſer-kaͤlber. Auf der an- dern ſeiten wahr noch eine kleine Se/ welche faſt halb fol giſch wahr/ und di Luſtinne/ in einer ahr- tigen muſchel/ aus-warf/ welches in daͤm naͤhſten ſchau-glaſe ein ſolch ahrtiges aus-ſaͤhen gahb/ daß auch Markhold ſagte; wan einer nicht begreiffen kan/ wi di kunſt und ſelbheit mit einander ſtreiten koͤnnen/ ſo darf er nichts mehr als diſes wunder- waͤrk anſchauen. Der eingang diſer Luſt-hoͤhle wahr ein halber mahnd/ der zu beiden ſeiten zwo ahrtige mit ſchild-kroͤhten uͤberzogene toſkani- ſche (wi ſi di bau-laͤute zu naͤnnen pflaͤgen) ſaͤu- len hatte. Das fuhs-geſtaͤlle wahr von marmel/ und das haubt-geruͤſte von kriſtal und albaſter mit korallen vermaͤngt. Der boden wahr mit ſchwarz- und weiſſem marmel gepflaſtert/ dahrauf raͤcht in der mitten ein haͤrz von rohtem durch ſcheinendem ſteine gehauen/ auf etlichen koral-zakken/ gleichſam als auf dornen entpohr ſtund/ und etliche duͤnne waſſer-ſtrahlen uͤber ſich ſpruͤzte. uͤm diſes haͤrze haͤrům ſahſſen auf kleinen albaſternen baͤnken neun ahrtige waſſer-fraͤulein/ welche ſich gleichſam in den wider-haͤrab-fallenden waſſer-tropfen zu ba- den ſchinen. Markhold entfand aus ſolchen ſelt- ſamkeiten nicht wenig luſt/ und haͤtte wohl gewuͤnd- ſchet/ daß er ſolcher luſt und ergaͤzzung taͤhglich ge- nuͤhſſen koͤnte. Dan es mus ein-ihder bekaͤnnen/ daß ſolche und dehr-gleichen waſſer-kuͤnſte/ denen- lenigen/ di den buͤchern obligen/ bis-weilen ſehr wohl zu ſtatten kommen/ und di abgemaͤrgel- ten ſuͤnnen wider von naͤuem erfriſchen und belaͤ- ben. Als nuhn diſe libe geſelſchaft ſolchem waſſer- ſpihl’

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/264>, abgerufen am 21.11.2024.