Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.Der Adriatischen Rosemund das halb-erstorbne härz mit äpfel-must zulätsen/ dehr diser Fölker trank. Der Nord- man sazt' uns führ ein frisches Kirschen-ohbst mit seinem Malvasihr. xxii. Was frohe lust wahr da! Das dorf wahrschöhn geziret mit gassen durch und durch von laub-wärk aufgefuhret: di bäume sahe man in gleicher ordnung stähn/ und üm den ganzen Plaz vihl schöne gänge gähn. xxiii. Wihr kahmen auf das fäld/ das ganz folweizen stunde/ mit gängen auch versähn; da gleich in ei- nem grunde ein höltsern Ritter kahm/ sein libes Lihb entfüng/ und mit dämselben fort ins grühne Grühne güng. xxiv. Was dacht' ich armer wohl! wi wahr mihrda zu härzen! ach! ach! o noch einmahl ach! möchte das nicht schmärzen/ wan
Der Adriatiſchen Roſemund das halb-erſtorbne haͤrz mit aͤpfel-muſt zulaͤtſen/ dehr diſer Foͤlker trank. Der Nord- man ſazt’ uns fuͤhr ein friſches Kirſchen-ohbſt mit ſeinem Malvaſihr. xxii. Was frohe luſt wahr da! Das dorf wahrſchoͤhn geziret mit gaſſen durch und durch von laub-waͤrk aufgefůhret: di baͤume ſahe man in gleicher ordnung ſtaͤhn/ und uͤm den ganzen Plaz vihl ſchoͤne gaͤnge gaͤhn. xxiii. Wihr kahmen auf das faͤld/ das ganz folweizen ſtunde/ mit gaͤngen auch verſaͤhn; da gleich in ei- nem grunde ein hoͤltſern Ritter kahm/ ſein libes Lihb entfuͤng/ und mit daͤmſelben fort ins gruͤhne Gruͤhne guͤng. xxiv. Was dacht’ ich armer wohl! wi wahr mihrda zu haͤrzen! ach! ach! o noch einmahl ach! moͤchte das nicht ſchmaͤrzen/ wan
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Der Adriatiſchen Roſemund
das halb-erſtorbne haͤrz mit aͤpfel-muſt zu
laͤtſen/
dehr diſer Foͤlker trank. Der Nord-
man ſazt’ uns fuͤhr
ein friſches Kirſchen-ohbſt mit ſeinem
Malvaſihr.
xxii.
Was frohe luſt wahr da! Das dorf wahr
ſchoͤhn geziret
mit gaſſen durch und durch von laub-waͤrk
aufgefůhret:
di baͤume ſahe man in gleicher ordnung
ſtaͤhn/
und uͤm den ganzen Plaz vihl ſchoͤne
gaͤnge gaͤhn.
xxiii.
Wihr kahmen auf das faͤld/ das ganz fol
weizen ſtunde/
mit gaͤngen auch verſaͤhn; da gleich in ei-
nem grunde
ein hoͤltſern Ritter kahm/ ſein libes Lihb
entfuͤng/
und mit daͤmſelben fort ins gruͤhne
Gruͤhne guͤng.
xxiv.
Was dacht’ ich armer wohl! wi wahr mihr
da zu haͤrzen!
ach! ach! o noch einmahl ach! moͤchte das
nicht ſchmaͤrzen/
wan
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