Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.Der Adriatischen Rosemund ger/ und macht sich bluht-rünstig. Hihruber fähetdi eine zu lachchen an/ und sagte/ daß di nahtel aus des Lihb-reizzes bogen gemacht sei/ dahähr habe si di alte würkung des Bogens und der pfeile/ welche den mänschen solche bitter-sühsse wunden zu-fügen könten/ behalten/ und an ihr gleichfals bewisen. Di eine spilet auch ein geticht' in ihrer mutter-sprache dahr-auf: und Markhold wül sich solchem gärn mit einem andern wider-säzzen/ und das wider- spihl erweisen/ wo er nuhr ihrer sprache so vihl mächtig sein könte: gleichwohl unterlässt er nicht solches in lateinischer zunge/ doch nahch der hohch- deutschen Tichter-ahrt/ zu tuhn; dehrgleichen man im lateinischen noch nihmahls gesähen: dan er weus wohl/ daß di eine/ und sonderlich di verwunde- te/ der lateinischen sprache kundig ist. Was er ge- gen-spilet/ ist dises Drei-säzzige Lihd. nach der hohch-deutschen tichter-ahrt. 1. HAnc acum dicitis, o Nymfae, me fecisseex arcu Gnydii? sed negat hoc submisse Magnetis spiritus in vestro sanguine, qui multum laesus est, cum traxit hanc ad se. 2. O dulcis punctio! est talis vis in cute?fit hoc ex sanguinis magnetica virtute? quae acum deperit & ambit protinus. o attractiva vis, quam cuncti sensimus! 3. Non solum trahitis hanc acum, o puellae,sed trahitis & cor; & animae tenellae vim vestram sentiunt; imo vos spiritus attrahitis ad vos. quid, quaeso, fortius? Sol-
Der Adriatiſchen Roſemund ger/ und macht ſich bluht-ruͤnſtig. Hihrůber faͤhetdi eine zu lachchen an/ und ſagte/ daß di nahtel aus des Lihb-reizzes bogen gemacht ſei/ dahaͤhr habe ſi di alte wuͤrkung des Bogens und der pfeile/ welche den maͤnſchen ſolche bitter-ſuͤhſſe wunden zu-fuͤgen koͤnten/ behalten/ und an ihr gleichfals bewiſen. Di eine ſpilet auch ein geticht’ in ihrer mutter-ſprache dahr-auf: und Markhold wuͤl ſich ſolchem gaͤrn mit einem andern wider-ſaͤzzen/ und das wider- ſpihl erweiſen/ wo er nuhr ihrer ſprache ſo vihl maͤchtig ſein koͤnte: gleichwohl unterlaͤſſt er nicht ſolches in lateiniſcher zunge/ doch nahch der hohch- deutſchen Tichter-ahrt/ zu tuhn; dehrgleichen man im lateiniſchen noch nihmahls geſaͤhen: dan er weus wohl/ daß di eine/ und ſonderlich di verwunde- te/ der lateiniſchen ſprache kůndig iſt. Was er ge- gen-ſpilet/ iſt diſes Drei-ſaͤzzige Lihd. nach der hohch-deutſchen tichter-ahrt. 1. HAnc acum dicitis, o Nymfæ, me feciſſeex arcu Gnydii? ſed negat hoc ſubmiſſe Magnetis ſpiritus in veſtro ſanguine, qui multùm læſus eſt, cùm traxit hanc ad ſe. 2. O dulcis punctio! eſt talis vis in cute?fit hoc ex ſanguinis magneticâ virtute? quæ acum deperit & ambit protinus. ô attractiva vis, quam cuncti ſenſimus! 3. Non ſolùm trahitis hanc acum, o puellæ,ſed trahitis & cor; & animæ tenellæ vim veſtram ſentiunt; imò vos ſpiritus attrahitis ad vos. quid, quæſo, fortius? Sol-
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Der Adriatiſchen Roſemund
ger/ und macht ſich bluht-ruͤnſtig. Hihrůber faͤhet
di eine zu lachchen an/ und ſagte/ daß di nahtel aus
des Lihb-reizzes bogen gemacht ſei/ dahaͤhr habe ſi di
alte wuͤrkung des Bogens und der pfeile/ welche
den maͤnſchen ſolche bitter-ſuͤhſſe wunden zu-fuͤgen
koͤnten/ behalten/ und an ihr gleichfals bewiſen. Di
eine ſpilet auch ein geticht’ in ihrer mutter-ſprache
dahr-auf: und Markhold wuͤl ſich ſolchem gaͤrn
mit einem andern wider-ſaͤzzen/ und das wider-
ſpihl erweiſen/ wo er nuhr ihrer ſprache ſo vihl
maͤchtig ſein koͤnte: gleichwohl unterlaͤſſt er nicht
ſolches in lateiniſcher zunge/ doch nahch der hohch-
deutſchen Tichter-ahrt/ zu tuhn; dehrgleichen man
im lateiniſchen noch nihmahls geſaͤhen: dan er
weus wohl/ daß di eine/ und ſonderlich di verwunde-
te/ der lateiniſchen ſprache kůndig iſt. Was er ge-
gen-ſpilet/ iſt diſes
Drei-ſaͤzzige Lihd.
nach der hohch-deutſchen tichter-ahrt.
1.
HAnc acum dicitis, o Nymfæ, me feciſſe
ex arcu Gnydii? ſed negat hoc ſubmiſſe
Magnetis ſpiritus in veſtro ſanguine,
qui multùm læſus eſt, cùm traxit hanc ad ſe.
2.
O dulcis punctio! eſt talis vis in cute?
fit hoc ex ſanguinis magneticâ virtute?
quæ acum deperit & ambit protinus.
ô attractiva vis, quam cuncti ſenſimus!
3.
Non ſolùm trahitis hanc acum, o puellæ,
ſed trahitis & cor; & animæ tenellæ
vim veſtram ſentiunt; imò vos ſpiritus
attrahitis ad vos. quid, quæſo, fortius?
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