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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
ren: dan/ das übrige/ was an flader-wärk/ schniz-
bluhm- und laub-wärk an den simsen/ tüchern/ tage.
leuchtern und balken; jah was an köstlichen prunk-
tüchern und däkken zu sähen wahr/ halt' ich führ un-
nöhtig zu erzählen/ weil es fast überal in andern
fuhrnähmen gebäuen auch zu fünden ist. Jh doch
mus ich noch zufohr eines prunk-leuchters/ welcher
unter andern vihr kleinern mitten im zimmer hing/
gedänken. Dan er kan nicht gläuben/ was dises
führ ein schönes wunder-wärk ist/ fuhrnähmlich/
wan man ihn üm und um mit brännenden lüch-
tern bestäkket sihet.

Der leuchter an sich selbst mit alle seinem zu-
gehöhr wahr von messing/ stark vergüldet/ und
überal mit schniz- und bluhm-wärk ausgeziret.
Mitten in disem leuchter stund di Königin der Libe
Lustinne/ mit einem flämlenden härzen in der hand/
und üm si härüm schwäbeten zwölf Libes-kinder/
mit rosen-kränzen auf den häubtern/ in der luft/
di alle brännende wachs-lüchter in den händen
hihlten/ und so ahrtig geordnet wahren/ daß si di
Libinne ganz umringeten. Jn den augen diser Li-
bes-kinder/ und der Lustinnen selbst/ wahr ein
kleiner flammender tahcht/ welcher durch seine
gluht den Libes-reizzerlein di augen bewähg-
lich machte: in dem halb-eröfnetem munde glei-
chesfalls branten zwei kleine luchterlein/ deren
uber-sich-steigender dampf das gesichte der Lust-
kinder so ahrtlich benebelte/ und di kleinen gold-
hährlein/ welche durch den rauch so lihblich härführ
blikten/ bewägte/ daß es rächt mit lust an zu sä-
hen wahr. Unter disen zwölfen schwäbete noch
ein kleiner gleichsam erzürneter Lihb-reiz/ des-
sen flügel von guldenen und silbernen schupen/
mit einem gespanneten bogen/ welchen er über sich
nahch den brännenden lüchtern zu-hihlt/ gleichsam

als

Der Adriatiſchen Roſemund
ren: dan/ das uͤbrige/ was an flader-waͤrk/ ſchniz-
bluhm- und laub-waͤrk an den ſimſen/ tuͤchern/ tage.
leuchtern und balken; jah was an koͤſtlichen prunk-
tuͤchern und daͤkken zu ſaͤhen wahr/ halt’ ich fuͤhr un-
noͤhtig zu erzaͤhlen/ weil es faſt uͤberal in andern
fuhrnaͤhmen gebaͤuen auch zu fuͤnden iſt. Jh doch
mus ich noch zufohr eines prunk-leuchters/ welcher
unter andern vihr kleinern mitten im zimmer hing/
gedaͤnken. Dan er kan nicht glaͤuben/ was diſes
fuͤhr ein ſchoͤnes wunder-waͤrk iſt/ fůhrnaͤhmlich/
wan man ihn üm und ům mit braͤnnenden luͤch-
tern beſtaͤkket ſihet.

Der leuchter an ſich ſelbſt mit alle ſeinem zu-
gehoͤhr wahr von meſſing/ ſtark vergüldet/ und
uͤberal mit ſchniz- und bluhm-waͤrk ausgeziret.
Mitten in diſem leuchter ſtund di Koͤnigin der Libe
Luſtinne/ mit einem flaͤmlenden haͤrzen in der hand/
und uͤm ſi haͤruͤm ſchwaͤbeten zwoͤlf Libes-kinder/
mit roſen-kraͤnzen auf den haͤubtern/ in der luft/
di alle braͤnnende wachs-luͤchter in den haͤnden
hihlten/ und ſo ahrtig geordnet wahren/ daß ſi di
Libinne ganz ůmringeten. Jn den augen diſer Li-
bes-kinder/ und der Luſtinnen ſelbſt/ wahr ein
kleiner flammender tahcht/ welcher durch ſeine
gluht den Libes-reizzerlein di augen bewaͤhg-
lich machte: in dem halb-eroͤfnetem munde glei-
chesfalls branten zwei kleine lůchterlein/ deren
ůber-ſich-ſteigender dampf das geſichte der Luſt-
kinder ſo ahrtlich benebelte/ und di kleinen gold-
haͤhrlein/ welche durch den rauch ſo lihblich haͤrfuͤhr
blikten/ bewaͤgte/ daß es raͤcht mit luſt an zu ſaͤ-
hen wahr. Unter diſen zwoͤlfen ſchwaͤbete noch
ein kleiner gleichſam erzuͤrneter Lihb-reiz/ deſ-
ſen fluͤgel von gůldenen und ſilbernen ſchupen/
mit einem geſpanneten bogen/ welchen er uͤber ſich
nahch den braͤnnenden luͤchtern zu-hihlt/ gleichſam

als
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[58/0074] Der Adriatiſchen Roſemund ren: dan/ das uͤbrige/ was an flader-waͤrk/ ſchniz- bluhm- und laub-waͤrk an den ſimſen/ tuͤchern/ tage. leuchtern und balken; jah was an koͤſtlichen prunk- tuͤchern und daͤkken zu ſaͤhen wahr/ halt’ ich fuͤhr un- noͤhtig zu erzaͤhlen/ weil es faſt uͤberal in andern fuhrnaͤhmen gebaͤuen auch zu fuͤnden iſt. Jh doch mus ich noch zufohr eines prunk-leuchters/ welcher unter andern vihr kleinern mitten im zimmer hing/ gedaͤnken. Dan er kan nicht glaͤuben/ was diſes fuͤhr ein ſchoͤnes wunder-waͤrk iſt/ fůhrnaͤhmlich/ wan man ihn üm und ům mit braͤnnenden luͤch- tern beſtaͤkket ſihet. Der leuchter an ſich ſelbſt mit alle ſeinem zu- gehoͤhr wahr von meſſing/ ſtark vergüldet/ und uͤberal mit ſchniz- und bluhm-waͤrk ausgeziret. Mitten in diſem leuchter ſtund di Koͤnigin der Libe Luſtinne/ mit einem flaͤmlenden haͤrzen in der hand/ und uͤm ſi haͤruͤm ſchwaͤbeten zwoͤlf Libes-kinder/ mit roſen-kraͤnzen auf den haͤubtern/ in der luft/ di alle braͤnnende wachs-luͤchter in den haͤnden hihlten/ und ſo ahrtig geordnet wahren/ daß ſi di Libinne ganz ůmringeten. Jn den augen diſer Li- bes-kinder/ und der Luſtinnen ſelbſt/ wahr ein kleiner flammender tahcht/ welcher durch ſeine gluht den Libes-reizzerlein di augen bewaͤhg- lich machte: in dem halb-eroͤfnetem munde glei- chesfalls branten zwei kleine lůchterlein/ deren ůber-ſich-ſteigender dampf das geſichte der Luſt- kinder ſo ahrtlich benebelte/ und di kleinen gold- haͤhrlein/ welche durch den rauch ſo lihblich haͤrfuͤhr blikten/ bewaͤgte/ daß es raͤcht mit luſt an zu ſaͤ- hen wahr. Unter diſen zwoͤlfen ſchwaͤbete noch ein kleiner gleichſam erzuͤrneter Lihb-reiz/ deſ- ſen fluͤgel von gůldenen und ſilbernen ſchupen/ mit einem geſpanneten bogen/ welchen er uͤber ſich nahch den braͤnnenden luͤchtern zu-hihlt/ gleichſam als

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/74>, abgerufen am 24.11.2024.