Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Franz W. Ziegler wurde am 3. Februar 1803 in Warchau bei Brandenburg geboren, besuchte das Gymnasium zu Brandenburg und studirte Jura in Halle a. S. Nachdem er England, Frankreich, die Schweiz bereis't hatte, ließ er sich als Advocat in Brandenburg nieder, wo er 1840 zum Oberbürgermeister ernannt wurde. 1848 in die Nationalversammlung gewählt, betheiligte er sich an dem Steuerverweigerungsbeschluß, wurde in Folge dessen auf Hochverrath und Aufruhr angeklagt, seines Amtes, der Nationalcocarde und seiner Orden verlustig erklärt und zur Festungsstrafe verurtheilt. Nach Verbüßung der letzteren auf ein Jahr aus seinem Wohnorte Brandenburg verbannt, siedelte er nach Berlin über, von wo er ebenfalls ausgewiesen wurde. Er fuhr gleichwohl unerschütterlich fort, seinen demokratischen Ueberzeugungen Ausdruck zu verleihen, und veröffentlichte u. A. die Schriften: "Wie ist dem Handwerkerstande zu helfen?" "Zur socialen Reform des Abgabenwesens", "Die Fabrik-Creditgesellschaft", worauf er eine Reihe novellistischer und memoirenartiger Dichtungen folgen ließ, die im Jahre 1860 in drei Bänden gesammelt erschienen. Von 1864-70 saß er im preußischen Abgeordnetenhause als Vertreter der Stadt Breslau, seit 1867 war er Mitglied der Fortschrittspartei des Reichstages und hat seitdem in Berlin seinen dauernden Wohnsitz genommen. Eine eigenthümlich herbe Kraft und derbe Frische, denen aber auch Anmuth und Zartheit nicht fremd sind, zeichnet Ziegler's Novellen aus. Es weht hier die Luft der Mark, die zu sittlicher Tüchtigkeit und strenger Selbstüberwindung heranreift, den Humor wie die unscheinbare Heideblume aus zähem, nüchternem Boden aufsprießen läßt und die Einförmigkeit einer tiefgefärbten, scheinbar unergiebigen landschaftlichen Natur mit Franz W. Ziegler wurde am 3. Februar 1803 in Warchau bei Brandenburg geboren, besuchte das Gymnasium zu Brandenburg und studirte Jura in Halle a. S. Nachdem er England, Frankreich, die Schweiz bereis't hatte, ließ er sich als Advocat in Brandenburg nieder, wo er 1840 zum Oberbürgermeister ernannt wurde. 1848 in die Nationalversammlung gewählt, betheiligte er sich an dem Steuerverweigerungsbeschluß, wurde in Folge dessen auf Hochverrath und Aufruhr angeklagt, seines Amtes, der Nationalcocarde und seiner Orden verlustig erklärt und zur Festungsstrafe verurtheilt. Nach Verbüßung der letzteren auf ein Jahr aus seinem Wohnorte Brandenburg verbannt, siedelte er nach Berlin über, von wo er ebenfalls ausgewiesen wurde. Er fuhr gleichwohl unerschütterlich fort, seinen demokratischen Ueberzeugungen Ausdruck zu verleihen, und veröffentlichte u. A. die Schriften: „Wie ist dem Handwerkerstande zu helfen?“ „Zur socialen Reform des Abgabenwesens“, „Die Fabrik-Creditgesellschaft“, worauf er eine Reihe novellistischer und memoirenartiger Dichtungen folgen ließ, die im Jahre 1860 in drei Bänden gesammelt erschienen. Von 1864-70 saß er im preußischen Abgeordnetenhause als Vertreter der Stadt Breslau, seit 1867 war er Mitglied der Fortschrittspartei des Reichstages und hat seitdem in Berlin seinen dauernden Wohnsitz genommen. Eine eigenthümlich herbe Kraft und derbe Frische, denen aber auch Anmuth und Zartheit nicht fremd sind, zeichnet Ziegler's Novellen aus. Es weht hier die Luft der Mark, die zu sittlicher Tüchtigkeit und strenger Selbstüberwindung heranreift, den Humor wie die unscheinbare Heideblume aus zähem, nüchternem Boden aufsprießen läßt und die Einförmigkeit einer tiefgefärbten, scheinbar unergiebigen landschaftlichen Natur mit <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Franz W. Ziegler wurde am 3. Februar 1803 in Warchau bei Brandenburg geboren, besuchte das Gymnasium zu Brandenburg und studirte Jura in Halle a. S. Nachdem er England, Frankreich, die Schweiz bereis't hatte, ließ er sich als Advocat in Brandenburg nieder, wo er 1840 zum Oberbürgermeister ernannt wurde. 1848 in die Nationalversammlung gewählt, betheiligte er sich an dem Steuerverweigerungsbeschluß, wurde in Folge dessen auf Hochverrath und Aufruhr angeklagt, seines Amtes, der Nationalcocarde und seiner Orden verlustig erklärt und zur Festungsstrafe verurtheilt. Nach Verbüßung der letzteren auf ein Jahr aus seinem Wohnorte Brandenburg verbannt, siedelte er nach Berlin über, von wo er ebenfalls ausgewiesen wurde. Er fuhr gleichwohl unerschütterlich fort, seinen demokratischen Ueberzeugungen Ausdruck zu verleihen, und veröffentlichte u. A. die Schriften: „Wie ist dem Handwerkerstande zu helfen?“ „Zur socialen Reform des Abgabenwesens“, „Die Fabrik-Creditgesellschaft“, worauf er eine Reihe novellistischer und memoirenartiger Dichtungen folgen ließ, die im Jahre 1860 in drei Bänden gesammelt erschienen. Von 1864-70 saß er im preußischen Abgeordnetenhause als Vertreter der Stadt Breslau, seit 1867 war er Mitglied der Fortschrittspartei des Reichstages und hat seitdem in Berlin seinen dauernden Wohnsitz genommen.</p><lb/> <p>Eine eigenthümlich herbe Kraft und derbe Frische, denen aber auch Anmuth und Zartheit nicht fremd sind, zeichnet Ziegler's Novellen aus. Es weht hier die Luft der Mark, die zu sittlicher Tüchtigkeit und strenger Selbstüberwindung heranreift, den Humor wie die unscheinbare Heideblume aus zähem, nüchternem Boden aufsprießen läßt und die Einförmigkeit einer tiefgefärbten, scheinbar unergiebigen landschaftlichen Natur mit<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Franz W. Ziegler wurde am 3. Februar 1803 in Warchau bei Brandenburg geboren, besuchte das Gymnasium zu Brandenburg und studirte Jura in Halle a. S. Nachdem er England, Frankreich, die Schweiz bereis't hatte, ließ er sich als Advocat in Brandenburg nieder, wo er 1840 zum Oberbürgermeister ernannt wurde. 1848 in die Nationalversammlung gewählt, betheiligte er sich an dem Steuerverweigerungsbeschluß, wurde in Folge dessen auf Hochverrath und Aufruhr angeklagt, seines Amtes, der Nationalcocarde und seiner Orden verlustig erklärt und zur Festungsstrafe verurtheilt. Nach Verbüßung der letzteren auf ein Jahr aus seinem Wohnorte Brandenburg verbannt, siedelte er nach Berlin über, von wo er ebenfalls ausgewiesen wurde. Er fuhr gleichwohl unerschütterlich fort, seinen demokratischen Ueberzeugungen Ausdruck zu verleihen, und veröffentlichte u. A. die Schriften: „Wie ist dem Handwerkerstande zu helfen?“ „Zur socialen Reform des Abgabenwesens“, „Die Fabrik-Creditgesellschaft“, worauf er eine Reihe novellistischer und memoirenartiger Dichtungen folgen ließ, die im Jahre 1860 in drei Bänden gesammelt erschienen. Von 1864-70 saß er im preußischen Abgeordnetenhause als Vertreter der Stadt Breslau, seit 1867 war er Mitglied der Fortschrittspartei des Reichstages und hat seitdem in Berlin seinen dauernden Wohnsitz genommen.
Eine eigenthümlich herbe Kraft und derbe Frische, denen aber auch Anmuth und Zartheit nicht fremd sind, zeichnet Ziegler's Novellen aus. Es weht hier die Luft der Mark, die zu sittlicher Tüchtigkeit und strenger Selbstüberwindung heranreift, den Humor wie die unscheinbare Heideblume aus zähem, nüchternem Boden aufsprießen läßt und die Einförmigkeit einer tiefgefärbten, scheinbar unergiebigen landschaftlichen Natur mit
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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