Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Leitern, Stricke, Schlitten und Bretter herbei und brachte eine Mannschaft zusammen, die Mittag mit ihm auf Entdeckung ausging. Wir verließen den Müller, als er vor zwei Tagen mit dem Justizrath floh. Der Weg war beschwerlich da der Justizrath stark und ziemlich unbehülflich war. Sehr erhitzt erreichten sie endlich nach mehreren Stunden eine ganz kleine Oase, die sich unmerklich über die Fläche erhob, aber festeren Grund hatte und mit einigen wenigen niedrigen Büschen bewachsen war. Hier können wir die Sache abwarten, sagte der Müller, und vielleicht schon am Abend zurückkehren oder sehen, wie wir über die Grenze kommen. Lassen Sie uns ein wenig ruhen, Sie sind sehr erschöpft, und wir haben Beide bei so vielen Anstrengungen nicht geschlafen. Die Natur forderte ihr Recht. Die Männer wickelten sich ein, der Müller machte es seinen Schützling so bequem als möglich, und Beide schliefen ein. Der Justizrath erwachte zuerst. Es war Nachmittag geworden, der Sprühregen war durch den Mantel gekommen, während der Pelz des Müllers länger Stand hielt, auch dieser Wetter und Wind gewohnte Mensch öfter im Freien zu schlafen gewohnt war. Gott im Himmel, sagte der Justizrath, was soll das werden? Mir ist die ganze Seite gelähmt, ich kann nicht Arm, nicht Bein rühren. Ich bin zu erhitzt gewesen, und ich fürchte mein Podagra. -- Leitern, Stricke, Schlitten und Bretter herbei und brachte eine Mannschaft zusammen, die Mittag mit ihm auf Entdeckung ausging. Wir verließen den Müller, als er vor zwei Tagen mit dem Justizrath floh. Der Weg war beschwerlich da der Justizrath stark und ziemlich unbehülflich war. Sehr erhitzt erreichten sie endlich nach mehreren Stunden eine ganz kleine Oase, die sich unmerklich über die Fläche erhob, aber festeren Grund hatte und mit einigen wenigen niedrigen Büschen bewachsen war. Hier können wir die Sache abwarten, sagte der Müller, und vielleicht schon am Abend zurückkehren oder sehen, wie wir über die Grenze kommen. Lassen Sie uns ein wenig ruhen, Sie sind sehr erschöpft, und wir haben Beide bei so vielen Anstrengungen nicht geschlafen. Die Natur forderte ihr Recht. Die Männer wickelten sich ein, der Müller machte es seinen Schützling so bequem als möglich, und Beide schliefen ein. Der Justizrath erwachte zuerst. Es war Nachmittag geworden, der Sprühregen war durch den Mantel gekommen, während der Pelz des Müllers länger Stand hielt, auch dieser Wetter und Wind gewohnte Mensch öfter im Freien zu schlafen gewohnt war. Gott im Himmel, sagte der Justizrath, was soll das werden? Mir ist die ganze Seite gelähmt, ich kann nicht Arm, nicht Bein rühren. Ich bin zu erhitzt gewesen, und ich fürchte mein Podagra. — <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0061"/> Leitern, Stricke, Schlitten und Bretter herbei und brachte eine Mannschaft zusammen, die Mittag mit ihm auf Entdeckung ausging.</p><lb/> <p>Wir verließen den Müller, als er vor zwei Tagen mit dem Justizrath floh. Der Weg war beschwerlich da der Justizrath stark und ziemlich unbehülflich war. Sehr erhitzt erreichten sie endlich nach mehreren Stunden eine ganz kleine Oase, die sich unmerklich über die Fläche erhob, aber festeren Grund hatte und mit einigen wenigen niedrigen Büschen bewachsen war.</p><lb/> <p>Hier können wir die Sache abwarten, sagte der Müller, und vielleicht schon am Abend zurückkehren oder sehen, wie wir über die Grenze kommen. Lassen Sie uns ein wenig ruhen, Sie sind sehr erschöpft, und wir haben Beide bei so vielen Anstrengungen nicht geschlafen. Die Natur forderte ihr Recht. Die Männer wickelten sich ein, der Müller machte es seinen Schützling so bequem als möglich, und Beide schliefen ein.</p><lb/> <p>Der Justizrath erwachte zuerst. Es war Nachmittag geworden, der Sprühregen war durch den Mantel gekommen, während der Pelz des Müllers länger Stand hielt, auch dieser Wetter und Wind gewohnte Mensch öfter im Freien zu schlafen gewohnt war.</p><lb/> <p>Gott im Himmel, sagte der Justizrath, was soll das werden? Mir ist die ganze Seite gelähmt, ich kann nicht Arm, nicht Bein rühren. Ich bin zu erhitzt gewesen, und ich fürchte mein Podagra. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
Leitern, Stricke, Schlitten und Bretter herbei und brachte eine Mannschaft zusammen, die Mittag mit ihm auf Entdeckung ausging.
Wir verließen den Müller, als er vor zwei Tagen mit dem Justizrath floh. Der Weg war beschwerlich da der Justizrath stark und ziemlich unbehülflich war. Sehr erhitzt erreichten sie endlich nach mehreren Stunden eine ganz kleine Oase, die sich unmerklich über die Fläche erhob, aber festeren Grund hatte und mit einigen wenigen niedrigen Büschen bewachsen war.
Hier können wir die Sache abwarten, sagte der Müller, und vielleicht schon am Abend zurückkehren oder sehen, wie wir über die Grenze kommen. Lassen Sie uns ein wenig ruhen, Sie sind sehr erschöpft, und wir haben Beide bei so vielen Anstrengungen nicht geschlafen. Die Natur forderte ihr Recht. Die Männer wickelten sich ein, der Müller machte es seinen Schützling so bequem als möglich, und Beide schliefen ein.
Der Justizrath erwachte zuerst. Es war Nachmittag geworden, der Sprühregen war durch den Mantel gekommen, während der Pelz des Müllers länger Stand hielt, auch dieser Wetter und Wind gewohnte Mensch öfter im Freien zu schlafen gewohnt war.
Gott im Himmel, sagte der Justizrath, was soll das werden? Mir ist die ganze Seite gelähmt, ich kann nicht Arm, nicht Bein rühren. Ich bin zu erhitzt gewesen, und ich fürchte mein Podagra. —
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Zitationshilfe: | Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/61>, abgerufen am 17.02.2025. |