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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Warum, Gott im Himmel, mußtest du mir diesen Menschen aufbürden; es wäre vielleicht Alles anders! --

Schämt Euch, unterbrach ihn der Müller, daß Ihr auf Gott wälzen wollt, was Euer Vergehen ist. Ich weiß wohl, daß hohe Herren nur zu geneigt sind, sich mit ihren schlechten Räthen, ihrer verführerischen Umgebung zu entschuldigen. Und mancher Schwache im Volke ist geneigt, diese Ausflucht für baare Münze zu nehmen. Wenn die Fürsten die Menschen strafen und mit Recht strafen lassen für Verbrechen, weil sie Verstand und freien Willen haben, dann müssen sie auch selbst sich für Alles verantwortlich machen, was sie wußten und mit Verstand und freiem Willen prüfen konnten. Mit wem du umgehst, wessen Rathschlägen du folgst, dessen Freund und Mitschuldiger bist du. Ihr habt einen Menschen um sein Recht gekränkt. Das Recht ist heilig, wie Gott; denn es stammt von Gott, Ihr seid also schuldig gegen Gott und Menschen. Erkennt Ihr das? --

Der Justizrath blickte bittend zu ihm auf und rang die Hände.

Ich verzeihe Euch, fuhr der Müller fort, -- er nahm feierlich die Mütze ab -- und bitte Gott von Herzen, daß er Euch vergebe um seines Sohnes unschuldigen Leidens und Sterbens willen. --

Es war spät Nachmittag geworden, als der Müller in weiter Entfernung etwas zu bemerken glaubte, das sich bewegte. Ein ganz kleiner Punkt kreisete immer

Warum, Gott im Himmel, mußtest du mir diesen Menschen aufbürden; es wäre vielleicht Alles anders! —

Schämt Euch, unterbrach ihn der Müller, daß Ihr auf Gott wälzen wollt, was Euer Vergehen ist. Ich weiß wohl, daß hohe Herren nur zu geneigt sind, sich mit ihren schlechten Räthen, ihrer verführerischen Umgebung zu entschuldigen. Und mancher Schwache im Volke ist geneigt, diese Ausflucht für baare Münze zu nehmen. Wenn die Fürsten die Menschen strafen und mit Recht strafen lassen für Verbrechen, weil sie Verstand und freien Willen haben, dann müssen sie auch selbst sich für Alles verantwortlich machen, was sie wußten und mit Verstand und freiem Willen prüfen konnten. Mit wem du umgehst, wessen Rathschlägen du folgst, dessen Freund und Mitschuldiger bist du. Ihr habt einen Menschen um sein Recht gekränkt. Das Recht ist heilig, wie Gott; denn es stammt von Gott, Ihr seid also schuldig gegen Gott und Menschen. Erkennt Ihr das? —

Der Justizrath blickte bittend zu ihm auf und rang die Hände.

Ich verzeihe Euch, fuhr der Müller fort, — er nahm feierlich die Mütze ab — und bitte Gott von Herzen, daß er Euch vergebe um seines Sohnes unschuldigen Leidens und Sterbens willen. —

Es war spät Nachmittag geworden, als der Müller in weiter Entfernung etwas zu bemerken glaubte, das sich bewegte. Ein ganz kleiner Punkt kreisete immer

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[0066] Warum, Gott im Himmel, mußtest du mir diesen Menschen aufbürden; es wäre vielleicht Alles anders! — Schämt Euch, unterbrach ihn der Müller, daß Ihr auf Gott wälzen wollt, was Euer Vergehen ist. Ich weiß wohl, daß hohe Herren nur zu geneigt sind, sich mit ihren schlechten Räthen, ihrer verführerischen Umgebung zu entschuldigen. Und mancher Schwache im Volke ist geneigt, diese Ausflucht für baare Münze zu nehmen. Wenn die Fürsten die Menschen strafen und mit Recht strafen lassen für Verbrechen, weil sie Verstand und freien Willen haben, dann müssen sie auch selbst sich für Alles verantwortlich machen, was sie wußten und mit Verstand und freiem Willen prüfen konnten. Mit wem du umgehst, wessen Rathschlägen du folgst, dessen Freund und Mitschuldiger bist du. Ihr habt einen Menschen um sein Recht gekränkt. Das Recht ist heilig, wie Gott; denn es stammt von Gott, Ihr seid also schuldig gegen Gott und Menschen. Erkennt Ihr das? — Der Justizrath blickte bittend zu ihm auf und rang die Hände. Ich verzeihe Euch, fuhr der Müller fort, — er nahm feierlich die Mütze ab — und bitte Gott von Herzen, daß er Euch vergebe um seines Sohnes unschuldigen Leidens und Sterbens willen. — Es war spät Nachmittag geworden, als der Müller in weiter Entfernung etwas zu bemerken glaubte, das sich bewegte. Ein ganz kleiner Punkt kreisete immer

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/66>, abgerufen am 27.11.2024.