Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von: Gewisser Grund christlicher Lehre. Leipzig, 1725.Erinnerung an den Leser. nen zurücke, bewahre dein Hertz, versiegleden Born deines Geistes, und verwehre ih- nen, in die Geschäffte sich zu verstreuen; Bleibe du daheime bey deinem Freunde, und laß deinen verborgenen Menschen vor allem, was ihn verstöhren kan, wohl ver- zäunen; Laß dir es nicht gefallen, zu dem Geräusche der Dinge dieser Welt erreget, oder gar aufgeweckt zu werden, und wenn du aufstehen must, aus der äussern Stille in die äussere Arbeit, so lehne dein Jnnwendi- ges auf den Freund, steige hinauf zu ihm, als ein gerader Rauch, und verbirge dich in seine geheime Schule, da lerne mit aller Unterthänigkeit und Stille, biß du den tief- sten Grund aufgedecket, und den Schatz ge- funden hast. Ey! spricht ein Theil meiner Leser: Das sind mir hohe Reden; das ist nicht einfältig. Jch glaube es dir; aber erlaube meiner Empfindung, sich der Em- pfindung mancher Seele, die zu den Füssen JEsu sich niedergelassen, ein wenig mitzu- theilen, um, daß sie aus dem Grunde ih- res Hertzens zu dieser Erzehlung ihr Amen fügen, dir aber, daß du es auch fühlen ler- nest, erbitten helffe: alsdenn wirst du ein glückseeliger Mensch, alsdenn wirst du den Schatz b 3
Erinnerung an den Leſer. nen zuruͤcke, bewahre dein Hertz, verſiegleden Born deines Geiſtes, und verwehre ih- nen, in die Geſchaͤffte ſich zu verſtreuen; Bleibe du daheime bey deinem Freunde, und laß deinen verborgenen Menſchen vor allem, was ihn verſtoͤhren kan, wohl ver- zaͤunen; Laß dir es nicht gefallen, zu dem Geraͤuſche der Dinge dieſer Welt erreget, oder gar aufgeweckt zu werden, und wenn du aufſtehen muſt, aus der aͤuſſern Stille in die aͤuſſere Arbeit, ſo lehne dein Jnnwendi- ges auf den Freund, ſteige hinauf zu ihm, als ein gerader Rauch, und verbirge dich in ſeine geheime Schule, da lerne mit aller Unterthaͤnigkeit und Stille, biß du den tief- ſten Grund aufgedecket, und den Schatz ge- funden haſt. Ey! ſpricht ein Theil meiner Leſer: Das ſind mir hohe Reden; das iſt nicht einfaͤltig. Jch glaube es dir; aber erlaube meiner Empfindung, ſich der Em- pfindung mancher Seele, die zu den Fuͤſſen JEſu ſich niedergelaſſen, ein wenig mitzu- theilen, um, daß ſie aus dem Grunde ih- res Hertzens zu dieſer Erzehlung ihr Amen fuͤgen, dir aber, daß du es auch fuͤhlen ler- neſt, erbitten helffe: alsdenn wirſt du ein gluͤckſeeliger Menſch, alsdenn wirſt du den Schatz b 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024"/><fw place="top" type="header">Erinnerung an den Leſer.</fw><lb/> nen zuruͤcke, bewahre dein Hertz, verſiegle<lb/> den Born deines Geiſtes, und verwehre ih-<lb/> nen, in die Geſchaͤffte ſich zu verſtreuen;<lb/> Bleibe du daheime bey deinem Freunde,<lb/> und laß deinen verborgenen Menſchen vor<lb/> allem, was ihn verſtoͤhren kan, wohl ver-<lb/> zaͤunen; Laß dir es nicht gefallen, zu dem<lb/> Geraͤuſche der Dinge dieſer Welt erreget,<lb/> oder gar aufgeweckt zu werden, und wenn<lb/> du aufſtehen muſt, aus der aͤuſſern Stille in<lb/> die aͤuſſere Arbeit, ſo lehne dein Jnnwendi-<lb/> ges auf den Freund, ſteige hinauf zu ihm,<lb/> als ein gerader Rauch, und verbirge dich<lb/> in ſeine geheime Schule, da lerne mit aller<lb/> Unterthaͤnigkeit und Stille, biß du den tief-<lb/> ſten Grund aufgedecket, und den Schatz ge-<lb/> funden haſt. Ey! ſpricht ein Theil meiner<lb/> Leſer: Das ſind mir hohe Reden; das iſt<lb/> nicht einfaͤltig. Jch glaube es dir; aber<lb/> erlaube meiner Empfindung, ſich der Em-<lb/> pfindung mancher Seele, die zu den Fuͤſſen<lb/> JEſu ſich niedergelaſſen, ein wenig mitzu-<lb/> theilen, um, daß ſie aus dem Grunde ih-<lb/> res Hertzens zu dieſer Erzehlung ihr Amen<lb/> fuͤgen, dir aber, daß du es auch fuͤhlen ler-<lb/> neſt, erbitten helffe: alsdenn wirſt du ein<lb/> gluͤckſeeliger Menſch, alsdenn wirſt du den<lb/> <fw place="bottom" type="sig">b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Schatz</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
Erinnerung an den Leſer.
nen zuruͤcke, bewahre dein Hertz, verſiegle
den Born deines Geiſtes, und verwehre ih-
nen, in die Geſchaͤffte ſich zu verſtreuen;
Bleibe du daheime bey deinem Freunde,
und laß deinen verborgenen Menſchen vor
allem, was ihn verſtoͤhren kan, wohl ver-
zaͤunen; Laß dir es nicht gefallen, zu dem
Geraͤuſche der Dinge dieſer Welt erreget,
oder gar aufgeweckt zu werden, und wenn
du aufſtehen muſt, aus der aͤuſſern Stille in
die aͤuſſere Arbeit, ſo lehne dein Jnnwendi-
ges auf den Freund, ſteige hinauf zu ihm,
als ein gerader Rauch, und verbirge dich
in ſeine geheime Schule, da lerne mit aller
Unterthaͤnigkeit und Stille, biß du den tief-
ſten Grund aufgedecket, und den Schatz ge-
funden haſt. Ey! ſpricht ein Theil meiner
Leſer: Das ſind mir hohe Reden; das iſt
nicht einfaͤltig. Jch glaube es dir; aber
erlaube meiner Empfindung, ſich der Em-
pfindung mancher Seele, die zu den Fuͤſſen
JEſu ſich niedergelaſſen, ein wenig mitzu-
theilen, um, daß ſie aus dem Grunde ih-
res Hertzens zu dieſer Erzehlung ihr Amen
fuͤgen, dir aber, daß du es auch fuͤhlen ler-
neſt, erbitten helffe: alsdenn wirſt du ein
gluͤckſeeliger Menſch, alsdenn wirſt du den
Schatz
b 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |