Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von: Gewisser Grund christlicher Lehre. Leipzig, 1725.Erinnerung an den Leser. Worte JEsu zur Samariterin, Joh. 4.Jch weiß, du würdest nicht ferner glauben, daß du JEsum bedienen köntest, und was du bißhero dahin angewendet, würde sich künfftig deinen erleuchteten Augen, als der gröste Dienst, den du dir selber erzeigetest, aufdecken: Du würdest beschämet und flüchtig werden, daß du keinen Weg sähesi, deinem HErrn zu dienen, ihme, der sich täg- lich zu Bewirthung deiner Seelen begierlich aufschürtzet. Würde dich dieses an der leib- lichen Arbeit hindern? Nichts weniger; Aber dein Geist würde bemühet leben, dei- nem holden Erlöser in Demuth zuzuhören, und aus seinem Worte zu lernen; Das nennet Petrus den verborgenen Menschen des Hertzens mit sanfftem und stillem Gei- ste, der köstlich vor GOTT ist, 1. Petr. 3. v. 4. Gehe denn hin in solcher deiner Krafft, nen
Erinnerung an den Leſer. Worte JEſu zur Samariterin, Joh. 4.Jch weiß, du wuͤrdeſt nicht ferner glauben, daß du JEſum bedienen koͤnteſt, und was du bißhero dahin angewendet, wuͤrde ſich kuͤnfftig deinen erleuchteten Augen, als der groͤſte Dienſt, den du dir ſelber erzeigeteſt, aufdecken: Du wuͤrdeſt beſchaͤmet und fluͤchtig werden, daß du keinen Weg ſaͤheſi, deinem HErrn zu dienen, ihme, der ſich taͤg- lich zu Bewirthung deiner Seelen begierlich aufſchuͤrtzet. Wuͤrde dich dieſes an der leib- lichen Arbeit hindern? Nichts weniger; Aber dein Geiſt wuͤrde bemuͤhet leben, dei- nem holden Erloͤſer in Demuth zuzuhoͤren, und aus ſeinem Worte zu lernen; Das nennet Petrus den verborgenen Menſchen des Hertzens mit ſanfftem und ſtillem Gei- ſte, der koͤſtlich vor GOTT iſt, 1. Petr. 3. v. 4. Gehe denn hin in ſolcher deiner Krafft, nen
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Erinnerung an den Leſer.
Worte JEſu zur Samariterin, Joh. 4.
Jch weiß, du wuͤrdeſt nicht ferner glauben,
daß du JEſum bedienen koͤnteſt, und was
du bißhero dahin angewendet, wuͤrde ſich
kuͤnfftig deinen erleuchteten Augen, als der
groͤſte Dienſt, den du dir ſelber erzeigeteſt,
aufdecken: Du wuͤrdeſt beſchaͤmet und
fluͤchtig werden, daß du keinen Weg ſaͤheſi,
deinem HErrn zu dienen, ihme, der ſich taͤg-
lich zu Bewirthung deiner Seelen begierlich
aufſchuͤrtzet. Wuͤrde dich dieſes an der leib-
lichen Arbeit hindern? Nichts weniger;
Aber dein Geiſt wuͤrde bemuͤhet leben, dei-
nem holden Erloͤſer in Demuth zuzuhoͤren,
und aus ſeinem Worte zu lernen; Das
nennet Petrus den verborgenen Menſchen
des Hertzens mit ſanfftem und ſtillem Gei-
ſte, der koͤſtlich vor GOTT iſt, 1. Petr. 3.
v. 4.
Gehe denn hin in ſolcher deiner Krafft,
du erleuchtete Seele! ſiehe an deine aͤuſſere
Arbeit, als eine Nothdurfft deiner und dei-
nes Naͤchſten Beduͤrffniß wegen, ſiehe an
deine ſaure Muͤhe, als eine Wohlthat, da-
runter der aͤuſſere und fleiſchliche Menſch
fein gebeuget wird. Halte aber deine Sin-
nen
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