Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1726.

Suchst du mich in der Creatur?
Mein Wesen, das kein Auge schauet,
Hat sich ja einen Leib erbauet,
Und du verfehlst doch meine Spur?

Jhr Menschen! kommt herbey, und seht
Die zugedeckte Abgrunds-Schlünde,
Die eingehüllte Majestät,
Jn JEsu, dem geringen Kinde;
Seht, obs der Mensch in Gnaden sey,
Seht, ob er euer Lob verdienet,
Wem dessen Lieb im Hertzen grünet;
Wer gläubt, wird aller Sorgen frey.
Die Seel
O Ewigkeit! du schönes Licht!
Des Königs Abglantz aller Ehren!
O Liebe! die den Himmel bricht,
Jn meiner Hütten einzukehren,
Hie find ich mich, hie greif ich zu.
Zwar hab ich dich noch nicht gesehen,
Jedoch das wird einmal geschehen.
Jtzt lieb ich dich, und glaub, und ruh.
XLIV. Auf seiner Tante, der Fräulein Hen-
riette zu Hennersdorf, Geburts-Fest.
DEr Vater der Barmhertzigkeit,
Der gantz alleine gut,
Und immer neue Wunder thut,
Sey hoch gebenedeyt!
Dem Sohn der Rechten Lob und Preiß,
Der keinem Guts versagt,
Der sich auch dieser seiner Magd
Zu offenbahren weiß!
Dem Geist der Herrlichkeit des HErrn
Sey danck und Ruhm gebracht!
Er zeiget seine Kraft und Macht
Den Seelen allzu gern.
Jhr

1726.

Suchſt du mich in der Creatur?
Mein Weſen, das kein Auge ſchauet,
Hat ſich ja einen Leib erbauet,
Und du verfehlſt doch meine Spur?

Jhr Menſchen! kommt herbey, und ſeht
Die zugedeckte Abgrunds-Schluͤnde,
Die eingehuͤllte Majeſtaͤt,
Jn JEſu, dem geringen Kinde;
Seht, obs der Menſch in Gnaden ſey,
Seht, ob er euer Lob verdienet,
Wem deſſen Lieb im Hertzen gruͤnet;
Wer glaͤubt, wird aller Sorgen frey.
Die Seel
O Ewigkeit! du ſchoͤnes Licht!
Des Koͤnigs Abglantz aller Ehren!
O Liebe! die den Himmel bricht,
Jn meiner Huͤtten einzukehren,
Hie find ich mich, hie greif ich zu.
Zwar hab ich dich noch nicht geſehen,
Jedoch das wird einmal geſchehen.
Jtzt lieb ich dich, und glaub, und ruh.
XLIV. Auf ſeiner Tante, der Fraͤulein Hen-
riette zu Hennersdorf, Geburts-Feſt.
DEr Vater der Barmhertzigkeit,
Der gantz alleine gut,
Und immer neue Wunder thut,
Sey hoch gebenedeyt!
Dem Sohn der Rechten Lob und Preiß,
Der keinem Guts verſagt,
Der ſich auch dieſer ſeiner Magd
Zu offenbahren weiß!
Dem Geiſt der Herrlichkeit des HErrn
Sey danck und Ruhm gebracht!
Er zeiget ſeine Kraft und Macht
Den Seelen allzu gern.
Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="29">
            <l>
              <pb facs="#f0118" n="108"/>
              <fw place="top" type="header">1726.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Such&#x017F;t du mich in der Creatur?</l><lb/>
            <l>Mein We&#x017F;en, das kein Auge &#x017F;chauet,</l><lb/>
            <l>Hat &#x017F;ich ja einen Leib erbauet,</l><lb/>
            <l>Und du verfehl&#x017F;t doch meine Spur?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="30">
            <l>Jhr Men&#x017F;chen! kommt herbey, und &#x017F;eht</l><lb/>
            <l>Die zugedeckte Abgrunds-Schlu&#x0364;nde,</l><lb/>
            <l>Die eingehu&#x0364;llte Maje&#x017F;ta&#x0364;t,</l><lb/>
            <l>Jn JE&#x017F;u, dem geringen Kinde;</l><lb/>
            <l>Seht, obs der Men&#x017F;ch in Gnaden &#x017F;ey,</l><lb/>
            <l>Seht, ob er euer Lob verdienet,</l><lb/>
            <l>Wem de&#x017F;&#x017F;en Lieb im Hertzen gru&#x0364;net;</l><lb/>
            <l>Wer gla&#x0364;ubt, wird aller Sorgen frey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="31">
            <l> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Die Seel</hi> </hi> </l><lb/>
            <l>O Ewigkeit! du &#x017F;cho&#x0364;nes Licht!</l><lb/>
            <l>Des Ko&#x0364;nigs Abglantz aller Ehren!</l><lb/>
            <l>O Liebe! die den Himmel bricht,</l><lb/>
            <l>Jn meiner Hu&#x0364;tten einzukehren,</l><lb/>
            <l>Hie find ich mich, hie greif ich zu.</l><lb/>
            <l>Zwar hab ich dich noch nicht ge&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>Jedoch das wird einmal ge&#x017F;chehen.</l><lb/>
            <l>Jtzt <hi rendition="#fr">lieb</hi> ich dich, und <hi rendition="#fr">glaub,</hi> und <hi rendition="#fr">ruh.</hi></l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XLIV.</hi> Auf &#x017F;einer Tante, der Fra&#x0364;ulein Hen-<lb/>
riette zu Hennersdorf, Geburts-Fe&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg n="32">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Vater der Barmhertzigkeit,</l><lb/>
            <l>Der gantz alleine gut,</l><lb/>
            <l>Und immer neue Wunder thut,</l><lb/>
            <l>Sey hoch gebenedeyt!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="33">
            <l>Dem Sohn der Rechten Lob und Preiß,</l><lb/>
            <l>Der keinem Guts ver&#x017F;agt,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ich auch die&#x017F;er &#x017F;einer Magd</l><lb/>
            <l>Zu offenbahren weiß!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="34">
            <l>Dem Gei&#x017F;t der Herrlichkeit des HErrn</l><lb/>
            <l>Sey danck und Ruhm gebracht!</l><lb/>
            <l>Er zeiget &#x017F;eine Kraft und Macht</l><lb/>
            <l>Den Seelen allzu gern.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0118] 1726. Suchſt du mich in der Creatur? Mein Weſen, das kein Auge ſchauet, Hat ſich ja einen Leib erbauet, Und du verfehlſt doch meine Spur? Jhr Menſchen! kommt herbey, und ſeht Die zugedeckte Abgrunds-Schluͤnde, Die eingehuͤllte Majeſtaͤt, Jn JEſu, dem geringen Kinde; Seht, obs der Menſch in Gnaden ſey, Seht, ob er euer Lob verdienet, Wem deſſen Lieb im Hertzen gruͤnet; Wer glaͤubt, wird aller Sorgen frey. Die Seel O Ewigkeit! du ſchoͤnes Licht! Des Koͤnigs Abglantz aller Ehren! O Liebe! die den Himmel bricht, Jn meiner Huͤtten einzukehren, Hie find ich mich, hie greif ich zu. Zwar hab ich dich noch nicht geſehen, Jedoch das wird einmal geſchehen. Jtzt lieb ich dich, und glaub, und ruh. XLIV. Auf ſeiner Tante, der Fraͤulein Hen- riette zu Hennersdorf, Geburts-Feſt. DEr Vater der Barmhertzigkeit, Der gantz alleine gut, Und immer neue Wunder thut, Sey hoch gebenedeyt! Dem Sohn der Rechten Lob und Preiß, Der keinem Guts verſagt, Der ſich auch dieſer ſeiner Magd Zu offenbahren weiß! Dem Geiſt der Herrlichkeit des HErrn Sey danck und Ruhm gebracht! Er zeiget ſeine Kraft und Macht Den Seelen allzu gern. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/118
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/118>, abgerufen am 01.05.2024.