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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1726.
So will ich dich erhöhn.
Jch offenbahre mich dir, ich die Wahrheit,
Und lehre deinen Fuß auf Felsen stehn.

Jch thats. Und du gedachtest deiner Worte,
Du sandtest mir die Weißheit deines Throns.
Du zeigtest mir den Pfad zur engen Pforte,
Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menschen Sohns.
Die falsch-berühmten Weiden lernt man nicht besser
meiden,

Als auf der Gnaden-Au.
Du öfnetest die hohe Schul der Leiden,
Das war der Grund zu einem Wunder-Bau.
Da ward ich nun in deinem Hause Sprecher,
Jch predigte, was Wort und Geist gebot.
Er sagts ins Ohr, ich bracht es auf die Dächer.
Jnsonderheit erhub ich deinen Tod,
Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Mühe
Um die Philosophie.
Jch zeigte nur, wie unser Hertz erglühe,
Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh.
Das Wort vom Creutz must' alles niederbohren,
Jn Leipzig schon, in Erfurt und in Glauch',
Es bändigte die frechesten Halloren,
Der Pfäfferey zerriß es ihren Bauch.
Es ward ein Gift der Sünden, ein Staar-Stich vor die
Blinden,

Der Welt ein Donner-Strahl,
Den Kämpfenden ein Schwerdt zum Uberwinden,
Den Weinenden ein Seelen-Abendmahl.
Die Friedrichs-Schul ward aufgeklährt und heiter,
Ein Wäysen-Hauß stieg über die Natur.
Das Wort vom Creutz drang alle Tage weiter.
Man half dem Volck durch Schriften auf die Spur.
Die Wahrheits-Zeugen schritten hinüber zu den Britten,
Jn Scandinavien,
Auch rissen sie ins Reich der Moscowitten,
Und endlich fuhren sie in Jndien.
Das
J 2

1726.
So will ich dich erhoͤhn.
Jch offenbahre mich dir, ich die Wahrheit,
Und lehre deinen Fuß auf Felſen ſtehn.

Jch thats. Und du gedachteſt deiner Worte,
Du ſandteſt mir die Weißheit deines Throns.
Du zeigteſt mir den Pfad zur engen Pforte,
Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menſchen Sohns.
Die falſch-beruͤhmten Weiden lernt man nicht beſſer
meiden,

Als auf der Gnaden-Au.
Du oͤfneteſt die hohe Schul der Leiden,
Das war der Grund zu einem Wunder-Bau.
Da ward ich nun in deinem Hauſe Sprecher,
Jch predigte, was Wort und Geiſt gebot.
Er ſagts ins Ohr, ich bracht es auf die Daͤcher.
Jnſonderheit erhub ich deinen Tod,
Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Muͤhe
Um die Philoſophie.
Jch zeigte nur, wie unſer Hertz ergluͤhe,
Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh.
Das Wort vom Creutz muſt’ alles niederbohren,
Jn Leipzig ſchon, in Erfurt und in Glauch’,
Es baͤndigte die frecheſten Halloren,
Der Pfaͤfferey zerriß es ihren Bauch.
Es ward ein Gift der Suͤnden, ein Staar-Stich vor die
Blinden,

Der Welt ein Donner-Strahl,
Den Kaͤmpfenden ein Schwerdt zum Uberwinden,
Den Weinenden ein Seelen-Abendmahl.
Die Friedrichs-Schul ward aufgeklaͤhrt und heiter,
Ein Waͤyſen-Hauß ſtieg uͤber die Natur.
Das Wort vom Creutz drang alle Tage weiter.
Man half dem Volck durch Schriften auf die Spur.
Die Wahrheits-Zeugen ſchritten hinuͤber zu den Britten,
Jn Scandinavien,
Auch riſſen ſie ins Reich der Moſcowitten,
Und endlich fuhren ſie in Jndien.
Das
J 2
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[131/0141] 1726. So will ich dich erhoͤhn. Jch offenbahre mich dir, ich die Wahrheit, Und lehre deinen Fuß auf Felſen ſtehn. Jch thats. Und du gedachteſt deiner Worte, Du ſandteſt mir die Weißheit deines Throns. Du zeigteſt mir den Pfad zur engen Pforte, Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menſchen Sohns. Die falſch-beruͤhmten Weiden lernt man nicht beſſer meiden, Als auf der Gnaden-Au. Du oͤfneteſt die hohe Schul der Leiden, Das war der Grund zu einem Wunder-Bau. Da ward ich nun in deinem Hauſe Sprecher, Jch predigte, was Wort und Geiſt gebot. Er ſagts ins Ohr, ich bracht es auf die Daͤcher. Jnſonderheit erhub ich deinen Tod, Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Muͤhe Um die Philoſophie. Jch zeigte nur, wie unſer Hertz ergluͤhe, Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh. Das Wort vom Creutz muſt’ alles niederbohren, Jn Leipzig ſchon, in Erfurt und in Glauch’, Es baͤndigte die frecheſten Halloren, Der Pfaͤfferey zerriß es ihren Bauch. Es ward ein Gift der Suͤnden, ein Staar-Stich vor die Blinden, Der Welt ein Donner-Strahl, Den Kaͤmpfenden ein Schwerdt zum Uberwinden, Den Weinenden ein Seelen-Abendmahl. Die Friedrichs-Schul ward aufgeklaͤhrt und heiter, Ein Waͤyſen-Hauß ſtieg uͤber die Natur. Das Wort vom Creutz drang alle Tage weiter. Man half dem Volck durch Schriften auf die Spur. Die Wahrheits-Zeugen ſchritten hinuͤber zu den Britten, Jn Scandinavien, Auch riſſen ſie ins Reich der Moſcowitten, Und endlich fuhren ſie in Jndien. Das J 2

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/141>, abgerufen am 24.11.2024.