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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1727.
LX. Auf seiner Tochter Benigne zweyten
Geburts-Tag.
JEsulein, man hat gelesen,
Daß du auch ein Kind gewesen,
Und daß wir durch dich genesen,
Weil wir gar verdorben sind.
Und darnach so steht geschrieben,
Daß du sollst die Kinder lieben,
Und es immer sehr getrieben,
Daß man dir sie bringen soll.
Heute sind unschuldge Kindlein,
Gestern sah man dich in Windlein,
JEsu bind in dieses Bindlein
Der Benigne Seele ein.
Mache du sie dir zum Lamme,
Und gewöhn zum Creutzes-Stamme,
Jhrem Seelen-Bräutigamme
Ohnedem geweyhtes Hertz.
Weil du ja die Eltern liebest,
Und auf ihr Gebet was giebest,
Und sie nicht mit Lust betrübest,
So beleb auch dieses Kind.
Diesem Lämmlein von der Heerde,
Die du weidest auf der Erde,
Gib, daß es gehorsam werde,
Und dir völlig angenehm.
Lehre dieses Kindes Eltern,
Unter deines Creutzes-Zeltern,
Jhren Eigenwillen keltern
Und der Tochter Eigensinn.
Wasche sie in deinem Blute,
Halt ihr mancherley zu gute,
Das aus einem schwachen Muthe
Und aus keiner Boßheit kömmt.
Wo
1727.
LX. Auf ſeiner Tochter Benigne zweyten
Geburts-Tag.
JEſulein, man hat geleſen,
Daß du auch ein Kind geweſen,
Und daß wir durch dich geneſen,
Weil wir gar verdorben ſind.
Und darnach ſo ſteht geſchrieben,
Daß du ſollſt die Kinder lieben,
Und es immer ſehr getrieben,
Daß man dir ſie bringen ſoll.
Heute ſind unſchuldge Kindlein,
Geſtern ſah man dich in Windlein,
JEſu bind in dieſes Bindlein
Der Benigne Seele ein.
Mache du ſie dir zum Lamme,
Und gewoͤhn zum Creutzes-Stamme,
Jhrem Seelen-Braͤutigamme
Ohnedem geweyhtes Hertz.
Weil du ja die Eltern liebeſt,
Und auf ihr Gebet was giebeſt,
Und ſie nicht mit Luſt betruͤbeſt,
So beleb auch dieſes Kind.
Dieſem Laͤmmlein von der Heerde,
Die du weideſt auf der Erde,
Gib, daß es gehorſam werde,
Und dir voͤllig angenehm.
Lehre dieſes Kindes Eltern,
Unter deines Creutzes-Zeltern,
Jhren Eigenwillen keltern
Und der Tochter Eigenſinn.
Waſche ſie in deinem Blute,
Halt ihr mancherley zu gute,
Das aus einem ſchwachen Muthe
Und aus keiner Boßheit koͤmmt.
Wo
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[140/0150] 1727. LX. Auf ſeiner Tochter Benigne zweyten Geburts-Tag. JEſulein, man hat geleſen, Daß du auch ein Kind geweſen, Und daß wir durch dich geneſen, Weil wir gar verdorben ſind. Und darnach ſo ſteht geſchrieben, Daß du ſollſt die Kinder lieben, Und es immer ſehr getrieben, Daß man dir ſie bringen ſoll. Heute ſind unſchuldge Kindlein, Geſtern ſah man dich in Windlein, JEſu bind in dieſes Bindlein Der Benigne Seele ein. Mache du ſie dir zum Lamme, Und gewoͤhn zum Creutzes-Stamme, Jhrem Seelen-Braͤutigamme Ohnedem geweyhtes Hertz. Weil du ja die Eltern liebeſt, Und auf ihr Gebet was giebeſt, Und ſie nicht mit Luſt betruͤbeſt, So beleb auch dieſes Kind. Dieſem Laͤmmlein von der Heerde, Die du weideſt auf der Erde, Gib, daß es gehorſam werde, Und dir voͤllig angenehm. Lehre dieſes Kindes Eltern, Unter deines Creutzes-Zeltern, Jhren Eigenwillen keltern Und der Tochter Eigenſinn. Waſche ſie in deinem Blute, Halt ihr mancherley zu gute, Das aus einem ſchwachen Muthe Und aus keiner Boßheit koͤmmt. Wo

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/150>, abgerufen am 01.05.2024.