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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.
Nehmts in wahrer Liebe hin, o ihr Weisen und Gelehrte,
Die das wunderbahre Licht dieser Zeit daher Bekehrte,
Die ihr eitel Wunder werdet, wenn ihr in der Gnade bleibt,
Und euch dem Kraft-vollen Weinstock in der Einfalt einverleibt.
Jena ist vor iederman albereit zum Wunder worden,
Herrnhut steht geraume Zeit unter den geringen Horden,
Die da klein sind und doch lieblich, da der HErr zu seyn er-
wählt;

Was ists Wunder, daß diß Hütlein sich zu jenem Hause zehlt.
Lieben Seelen! bleibt bey ihm, achtet es vor eine Schande,
Dem, d[e]n seine Seelen-Gier an verfluchte Höltzer-Bande,
Um der Schmach und Schande willen, die auf Herrlichkeiten
geht,

Jn der Welt seyn untreu worden, (ihm zur Hand der Kraft
erhöht.)

Jch Geringster, bete an, zu des Höchsten Gnaden-Throne:
Daß sein Liebs-Panier und Hut über Jen' und Herrnhut wohne.
JEsu, meiner Seelen Hofnung, und der ewgen Herrlichkeit,
Mache mich zu deinem Lauffer in der letzten Gnaden-Zeit!
Gieb mir Bothschaft an die Welt, und die da heraus erwählet,
Gieb mir Mund und Stimme mit, die dein grosses Heyl er-
zehlet,

Dieser Welt, daß du gestorben, daß auch sie zu Gnaden käm,
Deinen Jüngern, daß dein Lieben sie so gern zusammen nähm.
Liebet, theure Prediger, dieser ewiglichen Gnaden,
Lobet euren Bräutigam, alles zu ihm einzuladen,
Und diß selige Geschäfte setzt nicht eher völlig aus;
Biß ihr nach dem Kampf erreichet das von GOtt erbaute
Hauß.

Lernt von unsrer Brüderschaft, daß GOtt nichts unmöglich
falle,

Daß das Evangelium auch von Bauern aus erschalle.
Und weil meine grosse Schwachheit nichts mehr von mir ler-
nen läßt,

Lernet, daß ihr nichts verliehret, wenn ihr euch um ihn ver-
geßt.
LXV. Auf
K 3
1728.
Nehmts in wahrer Liebe hin, o ihr Weiſen und Gelehrte,
Die das wunderbahre Licht dieſer Zeit daher Bekehrte,
Die ihr eitel Wunder werdet, wenn ihr in der Gnade bleibt,
Und euch dem Kraft-vollen Weinſtock in der Einfalt einverleibt.
Jena iſt vor iederman albereit zum Wunder worden,
Herrnhut ſteht geraume Zeit unter den geringen Horden,
Die da klein ſind und doch lieblich, da der HErr zu ſeyn er-
waͤhlt;

Was iſts Wunder, daß diß Huͤtlein ſich zu jenem Hauſe zehlt.
Lieben Seelen! bleibt bey ihm, achtet es vor eine Schande,
Dem, d[e]n ſeine Seelen-Gier an verfluchte Hoͤltzer-Bande,
Um der Schmach und Schande willen, die auf Herrlichkeiten
geht,

Jn der Welt ſeyn untreu worden, (ihm zur Hand der Kraft
erhoͤht.)

Jch Geringſter, bete an, zu des Hoͤchſten Gnaden-Throne:
Daß ſein Liebs-Panier und Hut uͤber Jen’ und Herrnhut wohne.
JEſu, meiner Seelen Hofnung, und der ewgen Herrlichkeit,
Mache mich zu deinem Lauffer in der letzten Gnaden-Zeit!
Gieb mir Bothſchaft an die Welt, und die da heraus erwaͤhlet,
Gieb mir Mund und Stimme mit, die dein groſſes Heyl er-
zehlet,

Dieſer Welt, daß du geſtorben, daß auch ſie zu Gnaden kaͤm,
Deinen Juͤngern, daß dein Lieben ſie ſo gern zuſammen naͤhm.
Liebet, theure Prediger, dieſer ewiglichen Gnaden,
Lobet euren Braͤutigam, alles zu ihm einzuladen,
Und diß ſelige Geſchaͤfte ſetzt nicht eher voͤllig aus;
Biß ihr nach dem Kampf erreichet das von GOtt erbaute
Hauß.

Lernt von unſrer Bruͤderſchaft, daß GOtt nichts unmoͤglich
falle,

Daß das Evangelium auch von Bauern aus erſchalle.
Und weil meine groſſe Schwachheit nichts mehr von mir ler-
nen laͤßt,

Lernet, daß ihr nichts verliehret, wenn ihr euch um ihn ver-
geßt.
LXV. Auf
K 3
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[149/0159] 1728. Nehmts in wahrer Liebe hin, o ihr Weiſen und Gelehrte, Die das wunderbahre Licht dieſer Zeit daher Bekehrte, Die ihr eitel Wunder werdet, wenn ihr in der Gnade bleibt, Und euch dem Kraft-vollen Weinſtock in der Einfalt einverleibt. Jena iſt vor iederman albereit zum Wunder worden, Herrnhut ſteht geraume Zeit unter den geringen Horden, Die da klein ſind und doch lieblich, da der HErr zu ſeyn er- waͤhlt; Was iſts Wunder, daß diß Huͤtlein ſich zu jenem Hauſe zehlt. Lieben Seelen! bleibt bey ihm, achtet es vor eine Schande, Dem, den ſeine Seelen-Gier an verfluchte Hoͤltzer-Bande, Um der Schmach und Schande willen, die auf Herrlichkeiten geht, Jn der Welt ſeyn untreu worden, (ihm zur Hand der Kraft erhoͤht.) Jch Geringſter, bete an, zu des Hoͤchſten Gnaden-Throne: Daß ſein Liebs-Panier und Hut uͤber Jen’ und Herrnhut wohne. JEſu, meiner Seelen Hofnung, und der ewgen Herrlichkeit, Mache mich zu deinem Lauffer in der letzten Gnaden-Zeit! Gieb mir Bothſchaft an die Welt, und die da heraus erwaͤhlet, Gieb mir Mund und Stimme mit, die dein groſſes Heyl er- zehlet, Dieſer Welt, daß du geſtorben, daß auch ſie zu Gnaden kaͤm, Deinen Juͤngern, daß dein Lieben ſie ſo gern zuſammen naͤhm. Liebet, theure Prediger, dieſer ewiglichen Gnaden, Lobet euren Braͤutigam, alles zu ihm einzuladen, Und diß ſelige Geſchaͤfte ſetzt nicht eher voͤllig aus; Biß ihr nach dem Kampf erreichet das von GOtt erbaute Hauß. Lernt von unſrer Bruͤderſchaft, daß GOtt nichts unmoͤglich falle, Daß das Evangelium auch von Bauern aus erſchalle. Und weil meine groſſe Schwachheit nichts mehr von mir ler- nen laͤßt, Lernet, daß ihr nichts verliehret, wenn ihr euch um ihn ver- geßt. LXV. Auf K 3

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/159>, abgerufen am 28.04.2024.