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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.
LXIV.
An die theure Brüderschaft, die ihm GOtt in Jena
sammlet,
Von mir, der ich lieben kan, ob die Zunge gleich noch
stammlet,
Gnad und Friede von dem Vater, und von JEsu un-
serm HErrn,
Allen, die da nahe worden, angelockt von nah und
fern.
THeure Brüder! gönnet mir, daß ich in gebundner Rede
Euer aller Angesicht zu gesegnen mich entblöde:
Also gehets in der Schnelle etwa noch zum besten an,
Daß ich meines Hertzens Meynung eurer Lieb entdecken kan.
JEsus, unser ewiger und lebendiger Monarche,
Der uns durch sein eigen Blut in die sichre Kirchen-Arche,
Zur Befreyung vor dem Sturme der gemeinen Sündfluth,
bracht,

Und diß angeflochtne Schiflein noch unsichtbarlich bewacht;
JEsus sey gebenedeyt, der im Nahmen GOttes kommen,
Und den Nahmen offenbahrt allen, die ihn angenommen;
Der noch itzo in den Höhen unaufhörlich selig spricht
Alle, die den neuen Nahmen in der Zeugung weggekriegt.
Seine Liebe lasse sich auf das theure Jena nieder,
Und bereite ihm daselbst eine Hütte vieler Brüder.
JEsus habe Lust zu wohnen ums Gebürge dort herum,
Oefne Thüren, theile Zungen, daß der Widrige verstumm.
Glaubets, wenn des Teufels Macht unter euch zertheilet würde,
Und die Leute glaubeten, daß die Sünden eine Bürde,
Daß die Welt nicht redlich handelt, sondern uns die Ruh nicht
gönnt;

Würde JEsus Hertzen kriegen, die er selig machen könt.
Unser schlechtes Herrenhut, welches GOtt gewiß erbauet,
Weil man ihme selber nichts, und GOtt alles zugetrauet,
Wimmelt in der That von Zeugen unsrer Ohnmacht seiner Kraft,
Und ein Theil von dieser Wolcke hat diß Zeugniß angeschaft.
Nehmts
1728.
LXIV.
An die theure Bruͤderſchaft, die ihm GOtt in Jena
ſammlet,
Von mir, der ich lieben kan, ob die Zunge gleich noch
ſtammlet,
Gnad und Friede von dem Vater, und von JEſu un-
ſerm HErrn,
Allen, die da nahe worden, angelockt von nah und
fern.
THeure Bruͤder! goͤnnet mir, daß ich in gebundner Rede
Euer aller Angeſicht zu geſegnen mich entbloͤde:
Alſo gehets in der Schnelle etwa noch zum beſten an,
Daß ich meines Hertzens Meynung eurer Lieb entdecken kan.
JEſus, unſer ewiger und lebendiger Monarche,
Der uns durch ſein eigen Blut in die ſichre Kirchen-Arche,
Zur Befreyung vor dem Sturme der gemeinen Suͤndfluth,
bracht,

Und diß angeflochtne Schiflein noch unſichtbarlich bewacht;
JEſus ſey gebenedeyt, der im Nahmen GOttes kommen,
Und den Nahmen offenbahrt allen, die ihn angenommen;
Der noch itzo in den Hoͤhen unaufhoͤrlich ſelig ſpricht
Alle, die den neuen Nahmen in der Zeugung weggekriegt.
Seine Liebe laſſe ſich auf das theure Jena nieder,
Und bereite ihm daſelbſt eine Huͤtte vieler Bruͤder.
JEſus habe Luſt zu wohnen ums Gebuͤrge dort herum,
Oefne Thuͤren, theile Zungen, daß der Widrige verſtumm.
Glaubets, wenn des Teufels Macht unter euch zertheilet wuͤrde,
Und die Leute glaubeten, daß die Suͤnden eine Buͤrde,
Daß die Welt nicht redlich handelt, ſondern uns die Ruh nicht
goͤnnt;

Wuͤrde JEſus Hertzen kriegen, die er ſelig machen koͤnt.
Unſer ſchlechtes Herrenhut, welches GOtt gewiß erbauet,
Weil man ihme ſelber nichts, und GOtt alles zugetrauet,
Wimmelt in der That von Zeugen unſrer Ohnmacht ſeiner Kraft,
Und ein Theil von dieſer Wolcke hat diß Zeugniß angeſchaft.
Nehmts
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[148/0158] 1728. LXIV. An die theure Bruͤderſchaft, die ihm GOtt in Jena ſammlet, Von mir, der ich lieben kan, ob die Zunge gleich noch ſtammlet, Gnad und Friede von dem Vater, und von JEſu un- ſerm HErrn, Allen, die da nahe worden, angelockt von nah und fern. THeure Bruͤder! goͤnnet mir, daß ich in gebundner Rede Euer aller Angeſicht zu geſegnen mich entbloͤde: Alſo gehets in der Schnelle etwa noch zum beſten an, Daß ich meines Hertzens Meynung eurer Lieb entdecken kan. JEſus, unſer ewiger und lebendiger Monarche, Der uns durch ſein eigen Blut in die ſichre Kirchen-Arche, Zur Befreyung vor dem Sturme der gemeinen Suͤndfluth, bracht, Und diß angeflochtne Schiflein noch unſichtbarlich bewacht; JEſus ſey gebenedeyt, der im Nahmen GOttes kommen, Und den Nahmen offenbahrt allen, die ihn angenommen; Der noch itzo in den Hoͤhen unaufhoͤrlich ſelig ſpricht Alle, die den neuen Nahmen in der Zeugung weggekriegt. Seine Liebe laſſe ſich auf das theure Jena nieder, Und bereite ihm daſelbſt eine Huͤtte vieler Bruͤder. JEſus habe Luſt zu wohnen ums Gebuͤrge dort herum, Oefne Thuͤren, theile Zungen, daß der Widrige verſtumm. Glaubets, wenn des Teufels Macht unter euch zertheilet wuͤrde, Und die Leute glaubeten, daß die Suͤnden eine Buͤrde, Daß die Welt nicht redlich handelt, ſondern uns die Ruh nicht goͤnnt; Wuͤrde JEſus Hertzen kriegen, die er ſelig machen koͤnt. Unſer ſchlechtes Herrenhut, welches GOtt gewiß erbauet, Weil man ihme ſelber nichts, und GOtt alles zugetrauet, Wimmelt in der That von Zeugen unſrer Ohnmacht ſeiner Kraft, Und ein Theil von dieſer Wolcke hat diß Zeugniß angeſchaft. Nehmts

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/158>, abgerufen am 29.04.2024.