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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.

Und worzu mich die Posaune
Deines Reichs geruffen hat.

Hochzeit wird dem grossen Sohne,
Meinem Könige, gemacht,
Und der Sitz in seinem Throne
Jst mir Armen zugedacht.
Unter denen Engel-Chören
Stöhrte Vasthi Stoltz das Fest,
Biß du sie mit ihren Heeren
Jn den Abgrund schleudertest.
Damit bautest du den Tempel
Deiner Pracht von neuen auf,
Und das neue Liebs-Exempel
Blieb zum andernmal im Lauf. (*)
Endlich gabst du dich, o Liebe!
Selber vor die Seelen dar,
Deine tugendliche Triebe
Wurden ihr nun all zu klar.
Jener Herr von Oriente
Sprach: Was ist der Königin?
Wenn ich dich vergnügen könte!
Statt der Antwort sanck sie hin.
O du ewiges Gesichte!
O du Glantz der Herrlichkeit!
Jch versinck vor deinem Lichte,
Wenn michs noch so sehr erfreut.
Küsse mich, wenns Hertz in Wehmuth,
Geht mirs gut, so mach mich blöd,
So verbleib ich in der Demuth,
O du höchste Majestät!
LXXIV.
(*) Es ist eine Redens-Art, die so viel sagen will: als nicht
zum Zweck kommen.

1728.

Und worzu mich die Poſaune
Deines Reichs geruffen hat.

Hochzeit wird dem groſſen Sohne,
Meinem Koͤnige, gemacht,
Und der Sitz in ſeinem Throne
Jſt mir Armen zugedacht.
Unter denen Engel-Choͤren
Stoͤhrte Vaſthi Stoltz das Feſt,
Biß du ſie mit ihren Heeren
Jn den Abgrund ſchleuderteſt.
Damit bauteſt du den Tempel
Deiner Pracht von neuen auf,
Und das neue Liebs-Exempel
Blieb zum andernmal im Lauf. (*)
Endlich gabſt du dich, o Liebe!
Selber vor die Seelen dar,
Deine tugendliche Triebe
Wurden ihr nun all zu klar.
Jener Herr von Oriente
Sprach: Was iſt der Koͤnigin?
Wenn ich dich vergnuͤgen koͤnte!
Statt der Antwort ſanck ſie hin.
O du ewiges Geſichte!
O du Glantz der Herrlichkeit!
Jch verſinck vor deinem Lichte,
Wenn michs noch ſo ſehr erfreut.
Kuͤſſe mich, wenns Hertz in Wehmuth,
Geht mirs gut, ſo mach mich bloͤd,
So verbleib ich in der Demuth,
O du hoͤchſte Majeſtaͤt!
LXXIV.
(*) Es iſt eine Redens-Art, die ſo viel ſagen will: als nicht
zum Zweck kommen.
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[171/0181] 1728. Und worzu mich die Poſaune Deines Reichs geruffen hat. Hochzeit wird dem groſſen Sohne, Meinem Koͤnige, gemacht, Und der Sitz in ſeinem Throne Jſt mir Armen zugedacht. Unter denen Engel-Choͤren Stoͤhrte Vaſthi Stoltz das Feſt, Biß du ſie mit ihren Heeren Jn den Abgrund ſchleuderteſt. Damit bauteſt du den Tempel Deiner Pracht von neuen auf, Und das neue Liebs-Exempel Blieb zum andernmal im Lauf. (*) Endlich gabſt du dich, o Liebe! Selber vor die Seelen dar, Deine tugendliche Triebe Wurden ihr nun all zu klar. Jener Herr von Oriente Sprach: Was iſt der Koͤnigin? Wenn ich dich vergnuͤgen koͤnte! Statt der Antwort ſanck ſie hin. O du ewiges Geſichte! O du Glantz der Herrlichkeit! Jch verſinck vor deinem Lichte, Wenn michs noch ſo ſehr erfreut. Kuͤſſe mich, wenns Hertz in Wehmuth, Geht mirs gut, ſo mach mich bloͤd, So verbleib ich in der Demuth, O du hoͤchſte Majeſtaͤt! LXXIV. (*) Es iſt eine Redens-Art, die ſo viel ſagen will: als nicht zum Zweck kommen.

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/181>, abgerufen am 29.04.2024.