Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1720. Der dich vor der falschen Geister Und der schnöden Erde Gunst Väterlich bewahren wollen, Daß sie dich nicht reitzen sollen, Denn dergleichen Wegefahrt Jst entfernt von ihrer Art. Wann sich andere ergötzten Uber allem, was geschehn, Und sich dann zusammen setzten, Es aufs neue zu besehn, Kamst du von des Hofes Brause Oeffters mißvergnügt nach Hause, Wende, sprachst du, meinen Blick, Und das war dein gröstes Glück. Also gieng es auf der Reise Nach der werthen Mutter Sinn; Und du folgetest der Weise Deines ehrlichen Bonin. Wo man seine Mutter ehret, Und die Vorgesetzte höret, Da weicht nach der Liebe Zweck Alles Unvergnügen weg. Darum wird im Regimente GOttes Rechte um dich seyn. Der sich sonst gehorsam nennte, Fordert nun Gehorsam ein; Und nach dem Vergeltungs-Rechte, Sehen alle deine Knechte, Und wer Dir sonst zugethan, Dich mit Ehrerbietung an. Du hingegen kanst den Banden Deiner Knechtschafft nicht entgehn; Es ist noch ein HErr vorhanden, Dem Du must zu Dienste stehn: Seine Fesseln sind gelinde, Dieser Dienst bekommt geschwinde Eine andere Gestalt, Und wir ewige Gewalt. Die-
1720. Der dich vor der falſchen Geiſter Und der ſchnoͤden Erde Gunſt Vaͤterlich bewahren wollen, Daß ſie dich nicht reitzen ſollen, Denn dergleichen Wegefahrt Jſt entfernt von ihrer Art. Wann ſich andere ergoͤtzten Uber allem, was geſchehn, Und ſich dann zuſammen ſetzten, Es aufs neue zu beſehn, Kamſt du von des Hofes Brauſe Oeffters mißvergnuͤgt nach Hauſe, Wende, ſprachſt du, meinen Blick, Und das war dein groͤſtes Gluͤck. Alſo gieng es auf der Reiſe Nach der werthen Mutter Sinn; Und du folgeteſt der Weiſe Deines ehrlichen Bonin. Wo man ſeine Mutter ehret, Und die Vorgeſetzte hoͤret, Da weicht nach der Liebe Zweck Alles Unvergnuͤgen weg. Darum wird im Regimente GOttes Rechte um dich ſeyn. Der ſich ſonſt gehorſam nennte, Fordert nun Gehorſam ein; Und nach dem Vergeltungs-Rechte, Sehen alle deine Knechte, Und wer Dir ſonſt zugethan, Dich mit Ehrerbietung an. Du hingegen kanſt den Banden Deiner Knechtſchafft nicht entgehn; Es iſt noch ein HErr vorhanden, Dem Du muſt zu Dienſte ſtehn: Seine Feſſeln ſind gelinde, Dieſer Dienſt bekommt geſchwinde Eine andere Geſtalt, Und wir ewige Gewalt. Die-
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0020" n="10"/> <fw place="top" type="header">1720.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Der dich vor der falſchen Geiſter</l><lb/> <l>Und der ſchnoͤden Erde Gunſt</l><lb/> <l>Vaͤterlich bewahren wollen,</l><lb/> <l>Daß ſie dich nicht reitzen ſollen,</l><lb/> <l>Denn dergleichen Wegefahrt</l><lb/> <l>Jſt entfernt von ihrer Art.</l><lb/> <l>Wann ſich andere ergoͤtzten</l><lb/> <l>Uber allem, was geſchehn,</l><lb/> <l>Und ſich dann zuſammen ſetzten,</l><lb/> <l>Es aufs neue zu beſehn,</l><lb/> <l>Kamſt du von des Hofes Brauſe</l><lb/> <l>Oeffters mißvergnuͤgt nach Hauſe,</l><lb/> <l>Wende, ſprachſt du, meinen Blick,</l><lb/> <l>Und das war dein groͤſtes Gluͤck.</l><lb/> <l>Alſo gieng es auf der Reiſe</l><lb/> <l>Nach der werthen Mutter Sinn;</l><lb/> <l>Und du folgeteſt der Weiſe</l><lb/> <l>Deines ehrlichen Bonin.</l><lb/> <l>Wo man ſeine Mutter ehret,</l><lb/> <l>Und die Vorgeſetzte hoͤret,</l><lb/> <l>Da weicht nach der Liebe Zweck</l><lb/> <l>Alles Unvergnuͤgen weg.</l><lb/> <l>Darum wird im Regimente</l><lb/> <l>GOttes Rechte um dich ſeyn.</l><lb/> <l>Der ſich ſonſt gehorſam nennte,</l><lb/> <l>Fordert nun Gehorſam ein;</l><lb/> <l>Und nach dem Vergeltungs-Rechte,</l><lb/> <l>Sehen alle deine Knechte,</l><lb/> <l>Und wer Dir ſonſt zugethan,</l><lb/> <l>Dich mit Ehrerbietung an.</l><lb/> <l>Du hingegen kanſt den Banden</l><lb/> <l>Deiner Knechtſchafft nicht entgehn;</l><lb/> <l>Es iſt noch ein HErr vorhanden,</l><lb/> <l>Dem Du muſt zu Dienſte ſtehn:</l><lb/> <l>Seine Feſſeln ſind gelinde,</l><lb/> <l>Dieſer Dienſt bekommt geſchwinde</l><lb/> <l>Eine andere Geſtalt,</l><lb/> <l>Und wir ewige Gewalt.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
1720.
Der dich vor der falſchen Geiſter
Und der ſchnoͤden Erde Gunſt
Vaͤterlich bewahren wollen,
Daß ſie dich nicht reitzen ſollen,
Denn dergleichen Wegefahrt
Jſt entfernt von ihrer Art.
Wann ſich andere ergoͤtzten
Uber allem, was geſchehn,
Und ſich dann zuſammen ſetzten,
Es aufs neue zu beſehn,
Kamſt du von des Hofes Brauſe
Oeffters mißvergnuͤgt nach Hauſe,
Wende, ſprachſt du, meinen Blick,
Und das war dein groͤſtes Gluͤck.
Alſo gieng es auf der Reiſe
Nach der werthen Mutter Sinn;
Und du folgeteſt der Weiſe
Deines ehrlichen Bonin.
Wo man ſeine Mutter ehret,
Und die Vorgeſetzte hoͤret,
Da weicht nach der Liebe Zweck
Alles Unvergnuͤgen weg.
Darum wird im Regimente
GOttes Rechte um dich ſeyn.
Der ſich ſonſt gehorſam nennte,
Fordert nun Gehorſam ein;
Und nach dem Vergeltungs-Rechte,
Sehen alle deine Knechte,
Und wer Dir ſonſt zugethan,
Dich mit Ehrerbietung an.
Du hingegen kanſt den Banden
Deiner Knechtſchafft nicht entgehn;
Es iſt noch ein HErr vorhanden,
Dem Du muſt zu Dienſte ſtehn:
Seine Feſſeln ſind gelinde,
Dieſer Dienſt bekommt geſchwinde
Eine andere Geſtalt,
Und wir ewige Gewalt.
Die-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |