Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1720. Diese Hoffnung wird dir bleiben, Wann der andern Hoffnung fällt: Die sich GOttes Hand verschreiben, Sind schon seelig in der Welt. Wann sie alle Menschen hassen, Wird der Freund sie nicht verlassen, Dessen treue Liebes-Hand Sich genau an sie verband. Jn dem Freunde, lieber Bruder! Sind wir ewig ungetrennt: Durch ihn führest Du das Ruder Von dem gantzen Regiment, Das er Dir in deinem Leben Zu bestreiten heim gegeben; Und in seinem Friedens-Schein Wirst Du immer ruhig seyn. Du must aber nicht vergessen, Daß du vor das grosse Heyl, So der HErr Dir zugemessen, Jhme auch an deinem Theil Ewiglich verbunden bleibest, Und sein Werck nicht läßig treibest: Du must, biß zum letzten Schein, Ein Bekenner JEsu seyn. Wann Du nun genug gestritten, Und dein Amt bewähret hast; Wann Du hie und da gelitten, Wird der Heyland dir die Last Endlich von den Schultern heben: Und nach einem harten (*) Leben Fällt Dir in der stoltzen Ruh Der Bekenner Erbtheil zu. VIII. Ein- (*) Hier wird nicht so wol auf das allgemeine Christen-Leben, als
auf die besonders harte und rauhe Umstände der Regierungs-Last eines Kindes GOttes gesehen, von welchen man sagen kan, daß sie ohne die besondre Handleitung der Gnade und Trost der Lie- be unerträglich seyn würden, es wäre denn, daß man die Sache nicht verstünde, und sich nur wol dabey seyn liesse. 1720. Dieſe Hoffnung wird dir bleiben, Wann der andern Hoffnung faͤllt: Die ſich GOttes Hand verſchreiben, Sind ſchon ſeelig in der Welt. Wann ſie alle Menſchen haſſen, Wird der Freund ſie nicht verlaſſen, Deſſen treue Liebes-Hand Sich genau an ſie verband. Jn dem Freunde, lieber Bruder! Sind wir ewig ungetrennt: Durch ihn fuͤhreſt Du das Ruder Von dem gantzen Regiment, Das er Dir in deinem Leben Zu beſtreiten heim gegeben; Und in ſeinem Friedens-Schein Wirſt Du immer ruhig ſeyn. Du muſt aber nicht vergeſſen, Daß du vor das groſſe Heyl, So der HErr Dir zugemeſſen, Jhme auch an deinem Theil Ewiglich verbunden bleibeſt, Und ſein Werck nicht laͤßig treibeſt: Du muſt, biß zum letzten Schein, Ein Bekenner JEſu ſeyn. Wann Du nun genug geſtritten, Und dein Amt bewaͤhret haſt; Wann Du hie und da gelitten, Wird der Heyland dir die Laſt Endlich von den Schultern heben: Und nach einem harten (*) Leben Faͤllt Dir in der ſtoltzen Ruh Der Bekenner Erbtheil zu. VIII. Ein- (*) Hier wird nicht ſo wol auf das allgemeine Chriſten-Leben, als
auf die beſonders harte und rauhe Umſtaͤnde der Regierungs-Laſt eines Kindes GOttes geſehen, von welchen man ſagen kan, daß ſie ohne die beſondre Handleitung der Gnade und Troſt der Lie- be unertraͤglich ſeyn wuͤrden, es waͤre denn, daß man die Sache nicht verſtuͤnde, und ſich nur wol dabey ſeyn lieſſe. <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0021" n="11"/> <fw place="top" type="header">1720.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Dieſe Hoffnung wird dir bleiben,</l><lb/> <l>Wann der andern Hoffnung faͤllt:</l><lb/> <l>Die ſich GOttes Hand verſchreiben,</l><lb/> <l>Sind ſchon ſeelig in der Welt.</l><lb/> <l>Wann ſie alle Menſchen haſſen,</l><lb/> <l>Wird der Freund ſie nicht verlaſſen,</l><lb/> <l>Deſſen treue Liebes-Hand</l><lb/> <l>Sich genau an ſie verband.</l><lb/> <l>Jn dem Freunde, lieber Bruder!</l><lb/> <l>Sind wir ewig ungetrennt:</l><lb/> <l>Durch ihn fuͤhreſt Du das Ruder</l><lb/> <l>Von dem gantzen Regiment,</l><lb/> <l>Das er Dir in deinem Leben</l><lb/> <l>Zu beſtreiten heim gegeben;</l><lb/> <l>Und in ſeinem Friedens-Schein</l><lb/> <l>Wirſt Du immer ruhig ſeyn.</l><lb/> <l>Du muſt aber nicht vergeſſen,</l><lb/> <l>Daß du vor das groſſe Heyl,</l><lb/> <l>So der HErr Dir zugemeſſen,</l><lb/> <l>Jhme auch an deinem Theil</l><lb/> <l>Ewiglich verbunden bleibeſt,</l><lb/> <l>Und ſein Werck nicht laͤßig treibeſt:</l><lb/> <l>Du muſt, biß zum letzten Schein,</l><lb/> <l>Ein <hi rendition="#fr">Bekenner</hi> JEſu ſeyn.</l><lb/> <l>Wann Du nun genug geſtritten,</l><lb/> <l>Und dein Amt bewaͤhret haſt;</l><lb/> <l>Wann Du hie und da gelitten,</l><lb/> <l>Wird der Heyland dir die Laſt</l><lb/> <l>Endlich von den Schultern heben:</l><lb/> <l>Und nach einem <hi rendition="#fr">harten</hi> <note place="foot" n="(*)">Hier wird nicht ſo wol auf das allgemeine Chriſten-Leben, als<lb/> auf die beſonders harte und rauhe Umſtaͤnde der Regierungs-Laſt<lb/> eines Kindes GOttes geſehen, von welchen man ſagen kan, daß<lb/> ſie ohne die beſondre Handleitung der Gnade und Troſt der Lie-<lb/> be unertraͤglich ſeyn wuͤrden, es waͤre denn, daß man die Sache<lb/> nicht verſtuͤnde, und ſich nur wol dabey ſeyn lieſſe.</note> Leben</l><lb/> <l>Faͤllt Dir in der ſtoltzen Ruh</l><lb/> <l>Der <hi rendition="#fr">Bekenner</hi> Erbtheil zu.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> <hi rendition="#b">Ein-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
1720.
Dieſe Hoffnung wird dir bleiben,
Wann der andern Hoffnung faͤllt:
Die ſich GOttes Hand verſchreiben,
Sind ſchon ſeelig in der Welt.
Wann ſie alle Menſchen haſſen,
Wird der Freund ſie nicht verlaſſen,
Deſſen treue Liebes-Hand
Sich genau an ſie verband.
Jn dem Freunde, lieber Bruder!
Sind wir ewig ungetrennt:
Durch ihn fuͤhreſt Du das Ruder
Von dem gantzen Regiment,
Das er Dir in deinem Leben
Zu beſtreiten heim gegeben;
Und in ſeinem Friedens-Schein
Wirſt Du immer ruhig ſeyn.
Du muſt aber nicht vergeſſen,
Daß du vor das groſſe Heyl,
So der HErr Dir zugemeſſen,
Jhme auch an deinem Theil
Ewiglich verbunden bleibeſt,
Und ſein Werck nicht laͤßig treibeſt:
Du muſt, biß zum letzten Schein,
Ein Bekenner JEſu ſeyn.
Wann Du nun genug geſtritten,
Und dein Amt bewaͤhret haſt;
Wann Du hie und da gelitten,
Wird der Heyland dir die Laſt
Endlich von den Schultern heben:
Und nach einem harten (*) Leben
Faͤllt Dir in der ſtoltzen Ruh
Der Bekenner Erbtheil zu.
VIII. Ein-
(*) Hier wird nicht ſo wol auf das allgemeine Chriſten-Leben, als
auf die beſonders harte und rauhe Umſtaͤnde der Regierungs-Laſt
eines Kindes GOttes geſehen, von welchen man ſagen kan, daß
ſie ohne die beſondre Handleitung der Gnade und Troſt der Lie-
be unertraͤglich ſeyn wuͤrden, es waͤre denn, daß man die Sache
nicht verſtuͤnde, und ſich nur wol dabey ſeyn lieſſe.
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