Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1729.

Da ward sein Geist von einem Mann erquickt,
Der immer denckt, daß er nur Netze flickt.

Hier brach er aus, und zeigte munter an,
Er mache sich nunmehr das Creutz zur Ehre,
Drum brachte er der Böhmen Märtrer Heere,
Und ihre Zucht, gleich Luthern, auf die Bahn.
Er sagte frey: So wars, und so wars gut,
Und selig ist, (beschloß er,) wer es thut.
So gehe, sprach der heilge Wächter Rath,
Und thue nun an deinem Ort deßgleichen,
Nach Jena hin: Du wirst den Zweck erreichen,
Du wünschest viel, bereite dich zur That.
Du kömmst zurecht; denn der getreue Stolt,
Jst bald vorbey: Nimm seinen Dienst und Sold.
Buddeus trat, auf seines Meisters Wort,
Jn Jena auf, und zeugte vom Catheder,
Der Stolte war, in seinem Theil, nicht blöder,
Nur band er sich an keine Zeit und Ort:
Und da er sah', man wäre seiner satt,
So gieng er dann in eine andre Stadt.
Buddeus blieb des Himmel-Reichs Agent
Bey einem Volck, dem unsers Königs Fahnen
Nicht anders sind, als Feindes Unterthanen,
Da ist man gern nicht sonderlich gekennt,
Man öfnet sich den Wohlgesinnten bloß,
Und würckt indeß aufs Königs Nutzen loß.
Hört Cramern nur, (den treu-Gesinnten) an,
Herr Rambach mag sich ebenfalls erklären,
Den dritten Mann kan uns Herr Christ gewähren,
Die lieben: Hildebrandt und Zimmermann,
Die zeugen ja dem selgen Manne frey:
Daß er ein Freund des HErrn gewesen sey.
Wer giebet doch den Thoren Unterricht,
Jch meyne hier dieselbigen Gelehrten,
Die Christi Stuhl gern überall zerstöhrten,
Und krümmen ihm doch keinen Nagel nicht;
Daß
N 4

1729.

Da ward ſein Geiſt von einem Mann erquickt,
Der immer denckt, daß er nur Netze flickt.

Hier brach er aus, und zeigte munter an,
Er mache ſich nunmehr das Creutz zur Ehre,
Drum brachte er der Boͤhmen Maͤrtrer Heere,
Und ihre Zucht, gleich Luthern, auf die Bahn.
Er ſagte frey: So wars, und ſo wars gut,
Und ſelig iſt, (beſchloß er,) wer es thut.
So gehe, ſprach der heilge Waͤchter Rath,
Und thue nun an deinem Ort deßgleichen,
Nach Jena hin: Du wirſt den Zweck erreichen,
Du wuͤnſcheſt viel, bereite dich zur That.
Du koͤmmſt zurecht; denn der getreue Stolt,
Jſt bald vorbey: Nimm ſeinen Dienſt und Sold.
Buddeus trat, auf ſeines Meiſters Wort,
Jn Jena auf, und zeugte vom Catheder,
Der Stolte war, in ſeinem Theil, nicht bloͤder,
Nur band er ſich an keine Zeit und Ort:
Und da er ſah’, man waͤre ſeiner ſatt,
So gieng er dann in eine andre Stadt.
Buddeus blieb des Himmel-Reichs Agent
Bey einem Volck, dem unſers Koͤnigs Fahnen
Nicht anders ſind, als Feindes Unterthanen,
Da iſt man gern nicht ſonderlich gekennt,
Man oͤfnet ſich den Wohlgeſinnten bloß,
Und wuͤrckt indeß aufs Koͤnigs Nutzen loß.
Hoͤrt Cramern nur, (den treu-Geſinnten) an,
Herr Rambach mag ſich ebenfalls erklaͤren,
Den dritten Mann kan uns Herr Chriſt gewaͤhren,
Die lieben: Hildebrandt und Zimmermann,
Die zeugen ja dem ſelgen Manne frey:
Daß er ein Freund des HErrn geweſen ſey.
Wer giebet doch den Thoren Unterricht,
Jch meyne hier dieſelbigen Gelehrten,
Die Chriſti Stuhl gern uͤberall zerſtoͤhrten,
Und kruͤmmen ihm doch keinen Nagel nicht;
Daß
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="150">
            <l>
              <pb facs="#f0209" n="199"/>
              <fw place="top" type="header">1729.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Da ward &#x017F;ein Gei&#x017F;t von einem Mann erquickt,</l><lb/>
            <l>Der immer denckt, daß er nur Netze flickt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="151">
            <l>Hier brach er aus, und zeigte munter an,</l><lb/>
            <l>Er mache &#x017F;ich nunmehr das Creutz zur Ehre,</l><lb/>
            <l>Drum brachte er der Bo&#x0364;hmen Ma&#x0364;rtrer Heere,</l><lb/>
            <l>Und ihre Zucht, gleich Luthern, auf die Bahn.</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;agte frey: So <hi rendition="#fr">wars,</hi> und &#x017F;o <hi rendition="#fr">wars gut,</hi></l><lb/>
            <l>Und <hi rendition="#fr">&#x017F;elig i&#x017F;t,</hi> (be&#x017F;chloß er,) <hi rendition="#fr">wer es thut.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="152">
            <l>So gehe, &#x017F;prach der heilge Wa&#x0364;chter Rath,</l><lb/>
            <l>Und thue nun an deinem Ort deßgleichen,</l><lb/>
            <l>Nach Jena hin: Du wir&#x017F;t den Zweck erreichen,</l><lb/>
            <l>Du wu&#x0364;n&#x017F;che&#x017F;t viel, bereite dich zur That.</l><lb/>
            <l>Du ko&#x0364;mm&#x017F;t zurecht; denn der getreue <hi rendition="#fr">Stolt,</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t bald vorbey: Nimm &#x017F;einen Dien&#x017F;t und Sold.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="153">
            <l><hi rendition="#fr">Buddeus</hi> trat, auf &#x017F;eines Mei&#x017F;ters Wort,</l><lb/>
            <l>Jn Jena auf, und zeugte vom Catheder,</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">Stolte</hi> war, in &#x017F;einem Theil, nicht blo&#x0364;der,</l><lb/>
            <l>Nur band er &#x017F;ich an keine Zeit und Ort:</l><lb/>
            <l>Und da er &#x017F;ah&#x2019;, man wa&#x0364;re &#x017F;einer &#x017F;att,</l><lb/>
            <l>So gieng er dann in eine andre Stadt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="154">
            <l> <hi rendition="#fr">Buddeus blieb des Himmel-Reichs Agent</hi> </l><lb/>
            <l>Bey einem Volck, dem un&#x017F;ers Ko&#x0364;nigs Fahnen</l><lb/>
            <l>Nicht anders &#x017F;ind, als Feindes Unterthanen,</l><lb/>
            <l>Da i&#x017F;t man gern nicht &#x017F;onderlich gekennt,</l><lb/>
            <l>Man o&#x0364;fnet &#x017F;ich den Wohlge&#x017F;innten bloß,</l><lb/>
            <l>Und wu&#x0364;rckt indeß aufs Ko&#x0364;nigs Nutzen loß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="155">
            <l>Ho&#x0364;rt <hi rendition="#fr">Cramern</hi> nur, (den treu-Ge&#x017F;innten) an,</l><lb/>
            <l>Herr <hi rendition="#fr">Rambach</hi> mag &#x017F;ich ebenfalls erkla&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Den dritten Mann kan uns Herr <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;t</hi> gewa&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Die lieben: <hi rendition="#fr">Hildebrandt</hi> und <hi rendition="#fr">Zimmermann,</hi></l><lb/>
            <l>Die zeugen ja dem <hi rendition="#fr">&#x017F;elgen Manne</hi> frey:<lb/><hi rendition="#fr">Daß er ein Freund des HErrn gewe&#x017F;en &#x017F;ey.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="156">
            <l>Wer giebet doch den Thoren Unterricht,</l><lb/>
            <l>Jch meyne hier die&#x017F;elbigen Gelehrten,</l><lb/>
            <l>Die Chri&#x017F;ti Stuhl gern u&#x0364;berall zer&#x017F;to&#x0364;hrten,</l><lb/>
            <l>Und kru&#x0364;mmen ihm doch keinen Nagel nicht;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0209] 1729. Da ward ſein Geiſt von einem Mann erquickt, Der immer denckt, daß er nur Netze flickt. Hier brach er aus, und zeigte munter an, Er mache ſich nunmehr das Creutz zur Ehre, Drum brachte er der Boͤhmen Maͤrtrer Heere, Und ihre Zucht, gleich Luthern, auf die Bahn. Er ſagte frey: So wars, und ſo wars gut, Und ſelig iſt, (beſchloß er,) wer es thut. So gehe, ſprach der heilge Waͤchter Rath, Und thue nun an deinem Ort deßgleichen, Nach Jena hin: Du wirſt den Zweck erreichen, Du wuͤnſcheſt viel, bereite dich zur That. Du koͤmmſt zurecht; denn der getreue Stolt, Jſt bald vorbey: Nimm ſeinen Dienſt und Sold. Buddeus trat, auf ſeines Meiſters Wort, Jn Jena auf, und zeugte vom Catheder, Der Stolte war, in ſeinem Theil, nicht bloͤder, Nur band er ſich an keine Zeit und Ort: Und da er ſah’, man waͤre ſeiner ſatt, So gieng er dann in eine andre Stadt. Buddeus blieb des Himmel-Reichs Agent Bey einem Volck, dem unſers Koͤnigs Fahnen Nicht anders ſind, als Feindes Unterthanen, Da iſt man gern nicht ſonderlich gekennt, Man oͤfnet ſich den Wohlgeſinnten bloß, Und wuͤrckt indeß aufs Koͤnigs Nutzen loß. Hoͤrt Cramern nur, (den treu-Geſinnten) an, Herr Rambach mag ſich ebenfalls erklaͤren, Den dritten Mann kan uns Herr Chriſt gewaͤhren, Die lieben: Hildebrandt und Zimmermann, Die zeugen ja dem ſelgen Manne frey: Daß er ein Freund des HErrn geweſen ſey. Wer giebet doch den Thoren Unterricht, Jch meyne hier dieſelbigen Gelehrten, Die Chriſti Stuhl gern uͤberall zerſtoͤhrten, Und kruͤmmen ihm doch keinen Nagel nicht; Daß N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/209
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/209>, abgerufen am 21.11.2024.