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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1730.

Nimm den Demuths-vollen Kuß, weil der unterthän'ge
Glaube

Sich vor Schwedlern zu bedancken allzu wenig Worte findt.

Zeuch dahin, du treuer Knecht! wohl bekannt durch viele
Siege,

Bete an den GOtt der Götter, der dem Sohne zugericht't;
Sage: HErr, es ist geschehn! Millionen deiner Züge
Bracht ich an die Menschen-Seelen, aber Alle bring ich
nicht.
Knechte! die ihr hier und dar auf den Strassen Gäste ladet,
Hört ihrs? Schwedler ist zur Ruhe, dieser Knecht hat
ausgedient.

Hat ihm nun der Feinde Wut, hat ihm Christi Schmach ge-
schadet?
Fragt den Ort, wo sein Gebeine nun in sichrer Stille
grünt!
Staupen-Schläge, Rad und Pfahl machen allzu viele Christen,
Darum läßts der Erb-Feind bleiben, daß er Christen mar-
tern läst.

Dient ihr noch der Menschen-Furcht, einer von den Fleisches-
Lüsten:

Wißt, daß ihr das Brod der Streiter, Christi Fleisch, mit
Sünden eßt.
O ihr Wagen Jsrael! wollt ihr wie ein Lösch-Brand rauchen?
Wo die Räder Glut gefangen, da schlägt auch die Flamme
hin.Ez. 1.

Seyd ihr Helden, die der Fürst (das erwürgte Lamm) soll
brauchen,

O so habt auch einen Lammes (eines Würge-Lammes) Sinn!
Bleibt bey ihm, so seyd ihr Eins, haltet alle Meynungs Lappen,
An die Glut der ewgen Liebe, (diese gilt vor Hof und
Hauß;)Hohel. 8.

So behaltet, ihr die Kraft, werdet nicht nach Schatten
schnappen,

Und das Reich der Finsternissen weicht dem Licht der
Wahrheit aus.
HErr

1730.

Nimm den Demuths-vollen Kuß, weil der unterthaͤn’ge
Glaube

Sich vor Schwedlern zu bedancken allzu wenig Worte findt.

Zeuch dahin, du treuer Knecht! wohl bekannt durch viele
Siege,

Bete an den GOtt der Goͤtter, der dem Sohne zugericht’t;
Sage: HErr, es iſt geſchehn! Millionen deiner Zuͤge
Bracht ich an die Menſchen-Seelen, aber Alle bring ich
nicht.
Knechte! die ihr hier und dar auf den Straſſen Gaͤſte ladet,
Hoͤrt ihrs? Schwedler iſt zur Ruhe, dieſer Knecht hat
ausgedient.

Hat ihm nun der Feinde Wut, hat ihm Chriſti Schmach ge-
ſchadet?
Fragt den Ort, wo ſein Gebeine nun in ſichrer Stille
gruͤnt!
Staupen-Schlaͤge, Rad und Pfahl machen allzu viele Chriſten,
Darum laͤßts der Erb-Feind bleiben, daß er Chriſten mar-
tern laͤſt.

Dient ihr noch der Menſchen-Furcht, einer von den Fleiſches-
Luͤſten:

Wißt, daß ihr das Brod der Streiter, Chriſti Fleiſch, mit
Suͤnden eßt.
O ihr Wagen Jſrael! wollt ihr wie ein Loͤſch-Brand rauchen?
Wo die Raͤder Glut gefangen, da ſchlaͤgt auch die Flamme
hin.Ez. 1.

Seyd ihr Helden, die der Fuͤrſt (das erwuͤrgte Lamm) ſoll
brauchen,

O ſo habt auch einen Lammes (eines Wuͤrge-Lammes) Sinn!
Bleibt bey ihm, ſo ſeyd ihr Eins, haltet alle Meynungs Lappen,
An die Glut der ewgen Liebe, (dieſe gilt vor Hof und
Hauß;)Hohel. 8.

So behaltet, ihr die Kraft, werdet nicht nach Schatten
ſchnappen,

Und das Reich der Finſterniſſen weicht dem Licht der
Wahrheit aus.
HErr
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[206/0216] 1730. Nimm den Demuths-vollen Kuß, weil der unterthaͤn’ge Glaube Sich vor Schwedlern zu bedancken allzu wenig Worte findt. Zeuch dahin, du treuer Knecht! wohl bekannt durch viele Siege, Bete an den GOtt der Goͤtter, der dem Sohne zugericht’t; Sage: HErr, es iſt geſchehn! Millionen deiner Zuͤge Bracht ich an die Menſchen-Seelen, aber Alle bring ich nicht. Knechte! die ihr hier und dar auf den Straſſen Gaͤſte ladet, Hoͤrt ihrs? Schwedler iſt zur Ruhe, dieſer Knecht hat ausgedient. Hat ihm nun der Feinde Wut, hat ihm Chriſti Schmach ge- ſchadet? Fragt den Ort, wo ſein Gebeine nun in ſichrer Stille gruͤnt! Staupen-Schlaͤge, Rad und Pfahl machen allzu viele Chriſten, Darum laͤßts der Erb-Feind bleiben, daß er Chriſten mar- tern laͤſt. Dient ihr noch der Menſchen-Furcht, einer von den Fleiſches- Luͤſten: Wißt, daß ihr das Brod der Streiter, Chriſti Fleiſch, mit Suͤnden eßt. O ihr Wagen Jſrael! wollt ihr wie ein Loͤſch-Brand rauchen? Wo die Raͤder Glut gefangen, da ſchlaͤgt auch die Flamme hin. Seyd ihr Helden, die der Fuͤrſt (das erwuͤrgte Lamm) ſoll brauchen, O ſo habt auch einen Lammes (eines Wuͤrge-Lammes) Sinn! Bleibt bey ihm, ſo ſeyd ihr Eins, haltet alle Meynungs Lappen, An die Glut der ewgen Liebe, (dieſe gilt vor Hof und Hauß;) So behaltet, ihr die Kraft, werdet nicht nach Schatten ſchnappen, Und das Reich der Finſterniſſen weicht dem Licht der Wahrheit aus. HErr

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/216>, abgerufen am 21.11.2024.