Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1730. HErr der Erndte! fahre fort Tagelöhner auszustossen, Wilst du mich zum Diener haben, deiner Diener Lohn und Cron: O so ist mein Glück gemacht, du nimmst Kleine mit den Grossen, Nimm vorlieb mit treuem Wollen, gieb mir Kraft, so hab ich Lohn! LXXXIX. Als dem itzigen Cron-Printzen, Friedrich zu Dennemarck, sein Hofmeister von Söhlenthal zugeordnet ward. PRintz! der erstgebohrne Sohn, Des unendlichen Monarchen, Sitzt zur rechten Hand im Thron, Und ist Noah von den Archen, Wo die Menschen vor den Stürmen Dieses Welt-Laufs sicher ruhn; Und sein Arm hat Macht zu schirmen Alle, die sich zu ihm thun. War er gleich ein Potentat, Der dem Erb Recht nach regierte, Der im hohen Wächter Rath, Von Geburt den Zepter führte; Doch beschloß der Herr und er, Daß der Erb-Herr aller Seelen Nirgends anders König wär, Als bey denen, die ihn wehlen. Freude war ihm zugedacht; Aber ihm gefiel das Leiden; Und des ewgen Felsen Pracht Setzt er dran im Thal zu weyden. Was ein Mensch erfahren kan, Daß auch einen Stein bewegte, Nahm er alles auf und an, Biß man ihn aufs Creutze legte. Erb-
1730. HErr der Erndte! fahre fort Tageloͤhner auszuſtoſſen, Wilſt du mich zum Diener haben, deiner Diener Lohn und Cron: O ſo iſt mein Gluͤck gemacht, du nimmſt Kleine mit den Groſſen, Nimm vorlieb mit treuem Wollen, gieb mir Kraft, ſo hab ich Lohn! LXXXIX. Als dem itzigen Cron-Printzen, Friedrich zu Dennemarck, ſein Hofmeiſter von Soͤhlenthal zugeordnet ward. PRintz! der erſtgebohrne Sohn, Des unendlichen Monarchen, Sitzt zur rechten Hand im Thron, Und iſt Noah von den Archen, Wo die Menſchen vor den Stuͤrmen Dieſes Welt-Laufs ſicher ruhn; Und ſein Arm hat Macht zu ſchirmen Alle, die ſich zu ihm thun. War er gleich ein Potentat, Der dem Erb Recht nach regierte, Der im hohen Waͤchter Rath, Von Geburt den Zepter fuͤhrte; Doch beſchloß der Herr und er, Daß der Erb-Herr aller Seelen Nirgends anders Koͤnig waͤr, Als bey denen, die ihn wehlen. Freude war ihm zugedacht; Aber ihm gefiel das Leiden; Und des ewgen Felſen Pracht Setzt er dran im Thal zu weyden. Was ein Menſch erfahren kan, Daß auch einen Stein bewegte, Nahm er alles auf und an, Biß man ihn aufs Creutze legte. Erb-
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HErr der Erndte! fahre fort Tageloͤhner auszuſtoſſen,
Wilſt du mich zum Diener haben, deiner Diener Lohn und
Cron:
O ſo iſt mein Gluͤck gemacht, du nimmſt Kleine mit den
Groſſen,
Nimm vorlieb mit treuem Wollen, gieb mir Kraft, ſo
hab ich Lohn!
LXXXIX. Als dem itzigen Cron-Printzen,
Friedrich zu Dennemarck, ſein Hofmeiſter
von Soͤhlenthal zugeordnet ward.
PRintz! der erſtgebohrne Sohn,
Des unendlichen Monarchen,
Sitzt zur rechten Hand im Thron,
Und iſt Noah von den Archen,
Wo die Menſchen vor den Stuͤrmen
Dieſes Welt-Laufs ſicher ruhn;
Und ſein Arm hat Macht zu ſchirmen
Alle, die ſich zu ihm thun.
War er gleich ein Potentat,
Der dem Erb Recht nach regierte,
Der im hohen Waͤchter Rath,
Von Geburt den Zepter fuͤhrte;
Doch beſchloß der Herr und er,
Daß der Erb-Herr aller Seelen
Nirgends anders Koͤnig waͤr,
Als bey denen, die ihn wehlen.
Freude war ihm zugedacht;
Aber ihm gefiel das Leiden;
Und des ewgen Felſen Pracht
Setzt er dran im Thal zu weyden.
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