Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
1730.
[Spaltenumbruch] Engel, der das Räuchwerck
nimmet, Ap. 8, 3. sq.

Das aus unsern Beten glim-
met,

Dessen Hand zu GOtt es bringt.
Wenn der Rauch hinaufwärts
dringt:

Nimm, und trage die Bewe-
gung,

Diese heisse Seufzer Re-
gung,

Mit vermehrter Altars-Glut,
Von Berlin nach Herrenhut:
So kömmt unsre Zahl der Väter
Auch mit ihrem Wunsch nicht
später.

[Spaltenumbruch] Priester! der kein Ende nim-
met,

Dessen Opfer ewig glim-
met,

Deß Gehorsam Segen bringt,
Deß Gebet den Vater
zwingt,

Hertz, der ewgen Liebs-Bewe-
gung;

Komm auch über uns in Re-
gung,

Zeitige durchs Wortes Glut,
Jn Berlin und Herrenhut,
Lehrer, Könige und Beter,
Diese früher, andre spä-
ter!
XCI. Auf des Mannes GOttes, Paul An-
tonii zu Halle, Auflosung.
VAter! (*) ey wohin,
Mit so sanftem Sinn?
Jn die sichern Friedens-Hütten,

Zum Genuß der sieben Bitten,
Und des Theils des Stamms,
Und des gantzen Lamms.
Heute geht mit mir
Etwas Grosses für:
Denn ein Theil von meiner Seele
Zeucht dahin aus dieser Höhle;
Aber
(*) Paulus Antonius, Theol. D. P. P. O. und Jnspector des
Saal-Creyses, war ein gebohrner Ober-Lausitzer von Hirsch-
felde bey Zittau, ein gantz ungemeiner Geist, der in der
Kraft besessen, was so viele mystische Lehrer beschrieben
haben. Seine von GOtt beschiedene Gabe war, nach-
drücklich und kurtz zu reden. Er war ein sehr unpartheyi-
scher Mann. Er lobte das Gute an denen, so er sonst
nicht loben konte.
O 4
1730.
[Spaltenumbruch] Engel, der das Raͤuchwerck
nimmet, Ap. 8, 3. ſq.

Das aus unſern Beten glim-
met,

Deſſen Hand zu GOtt es bringt.
Wenn der Rauch hinaufwaͤrts
dringt:

Nimm, und trage die Bewe-
gung,

Dieſe heiſſe Seufzer Re-
gung,

Mit vermehrter Altars-Glut,
Von Berlin nach Herrenhut:
So koͤmmt unſre Zahl der Vaͤter
Auch mit ihrem Wunſch nicht
ſpaͤter.

[Spaltenumbruch] Prieſter! der kein Ende nim-
met,

Deſſen Opfer ewig glim-
met,

Deß Gehorſam Segen bringt,
Deß Gebet den Vater
zwingt,

Hertz, der ewgen Liebs-Bewe-
gung;

Komm auch uͤber uns in Re-
gung,

Zeitige durchs Wortes Glut,
Jn Berlin und Herrenhut,
Lehrer, Koͤnige und Beter,
Dieſe fruͤher, andre ſpaͤ-
ter!
XCI. Auf des Mannes GOttes, Paul An-
tonii zu Halle, Aufloſung.
VAter! (*) ey wohin,
Mit ſo ſanftem Sinn?
Jn die ſichern Friedens-Huͤtten,

Zum Genuß der ſieben Bitten,
Und des Theils des Stamms,
Und des gantzen Lamms.
Heute geht mit mir
Etwas Groſſes fuͤr:
Denn ein Theil von meiner Seele
Zeucht dahin aus dieſer Hoͤhle;
Aber
(*) Paulus Antonius, Theol. D. P. P. O. und Jnſpector des
Saal-Creyſes, war ein gebohrner Ober-Lauſitzer von Hirſch-
felde bey Zittau, ein gantz ungemeiner Geiſt, der in der
Kraft beſeſſen, was ſo viele myſtiſche Lehrer beſchrieben
haben. Seine von GOtt beſchiedene Gabe war, nach-
druͤcklich und kurtz zu reden. Er war ein ſehr unpartheyi-
ſcher Mann. Er lobte das Gute an denen, ſo er ſonſt
nicht loben konte.
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0225" n="215"/>
          <fw place="top" type="header">1730.</fw><lb/>
          <cb/>
          <l>Engel, der das Ra&#x0364;uchwerck<lb/><hi rendition="#et">nimmet, Ap. 8, 3. &#x017F;q.</hi></l><lb/>
          <l>Das aus un&#x017F;ern Beten glim-<lb/><hi rendition="#et">met,</hi></l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en Hand zu GOtt es bringt.</l><lb/>
          <l>Wenn der Rauch hinaufwa&#x0364;rts<lb/><hi rendition="#et">dringt:</hi></l><lb/>
          <l>Nimm, und trage die Bewe-<lb/><hi rendition="#et">gung,</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e hei&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#g">Seufzer</hi> Re-<lb/><hi rendition="#et">gung,</hi></l><lb/>
          <l>Mit vermehrter Altars-Glut,</l><lb/>
          <l>Von Berlin nach Herrenhut:</l><lb/>
          <l>So ko&#x0364;mmt un&#x017F;re Zahl der Va&#x0364;ter</l><lb/>
          <l>Auch mit ihrem Wun&#x017F;ch nicht<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pa&#x0364;ter.</hi></l><lb/>
          <cb/>
          <l>Prie&#x017F;ter! der kein Ende nim-<lb/><hi rendition="#et">met,</hi></l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#g">Opfer</hi> ewig glim-<lb/><hi rendition="#et">met,</hi></l><lb/>
          <l>Deß Gehor&#x017F;am Segen bringt,</l><lb/>
          <l>Deß <hi rendition="#g">Gebet</hi> den <hi rendition="#g">Vater</hi><lb/><hi rendition="#et">zwingt,</hi></l><lb/>
          <l>Hertz, der ewgen Liebs-Bewe-<lb/><hi rendition="#et">gung;</hi></l><lb/>
          <l>Komm auch u&#x0364;ber uns in Re-<lb/><hi rendition="#et">gung,</hi></l><lb/>
          <l>Zeitige durchs Wortes Glut,</l><lb/>
          <l>Jn Berlin und Herrenhut,</l><lb/>
          <l>Lehrer, Ko&#x0364;nige und Beter,</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e fru&#x0364;her, andre &#x017F;pa&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">ter!</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#aq">XCI.</hi> <hi rendition="#b">Auf des Mannes GOttes, Paul An-<lb/>
tonii zu Halle, Auflo&#x017F;ung.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">V</hi>Ater! <note place="foot" n="(*)">Paulus Antonius, Theol. D. P. P. O. und Jn&#x017F;pector des<lb/>
Saal-Crey&#x017F;es, war ein gebohrner Ober-Lau&#x017F;itzer von Hir&#x017F;ch-<lb/>
felde bey Zittau, ein gantz ungemeiner Gei&#x017F;t, der in der<lb/>
Kraft be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;o viele my&#x017F;ti&#x017F;che Lehrer be&#x017F;chrieben<lb/>
haben. Seine von GOtt be&#x017F;chiedene Gabe war, nach-<lb/>
dru&#x0364;cklich und kurtz zu reden. Er war ein &#x017F;ehr unpartheyi-<lb/>
&#x017F;cher Mann. Er lobte das Gute an denen, &#x017F;o er &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
nicht loben konte.</note> ey wohin,</l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;o &#x017F;anftem Sinn?<lb/><hi rendition="#fr">Jn die &#x017F;ichern Friedens-Hu&#x0364;tten,</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Zum Genuß der &#x017F;ieben Bitten,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Und des Theils des Stamms,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Und des gantzen Lamms.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Heute geht mit mir</l><lb/>
            <l>Etwas Gro&#x017F;&#x017F;es fu&#x0364;r:</l><lb/>
            <l>Denn ein Theil von meiner Seele</l><lb/>
            <l>Zeucht dahin aus die&#x017F;er Ho&#x0364;hle;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0225] 1730. Engel, der das Raͤuchwerck nimmet, Ap. 8, 3. ſq. Das aus unſern Beten glim- met, Deſſen Hand zu GOtt es bringt. Wenn der Rauch hinaufwaͤrts dringt: Nimm, und trage die Bewe- gung, Dieſe heiſſe Seufzer Re- gung, Mit vermehrter Altars-Glut, Von Berlin nach Herrenhut: So koͤmmt unſre Zahl der Vaͤter Auch mit ihrem Wunſch nicht ſpaͤter. Prieſter! der kein Ende nim- met, Deſſen Opfer ewig glim- met, Deß Gehorſam Segen bringt, Deß Gebet den Vater zwingt, Hertz, der ewgen Liebs-Bewe- gung; Komm auch uͤber uns in Re- gung, Zeitige durchs Wortes Glut, Jn Berlin und Herrenhut, Lehrer, Koͤnige und Beter, Dieſe fruͤher, andre ſpaͤ- ter! XCI. Auf des Mannes GOttes, Paul An- tonii zu Halle, Aufloſung. VAter! (*) ey wohin, Mit ſo ſanftem Sinn? Jn die ſichern Friedens-Huͤtten, Zum Genuß der ſieben Bitten, Und des Theils des Stamms, Und des gantzen Lamms. Heute geht mit mir Etwas Groſſes fuͤr: Denn ein Theil von meiner Seele Zeucht dahin aus dieſer Hoͤhle; Aber (*) Paulus Antonius, Theol. D. P. P. O. und Jnſpector des Saal-Creyſes, war ein gebohrner Ober-Lauſitzer von Hirſch- felde bey Zittau, ein gantz ungemeiner Geiſt, der in der Kraft beſeſſen, was ſo viele myſtiſche Lehrer beſchrieben haben. Seine von GOtt beſchiedene Gabe war, nach- druͤcklich und kurtz zu reden. Er war ein ſehr unpartheyi- ſcher Mann. Er lobte das Gute an denen, ſo er ſonſt nicht loben konte. O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/225
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/225>, abgerufen am 04.05.2024.