Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Die eigne und der Brüder-Qvaal Hat uns so tief hinein geführet, Daß wir in diesem Jammerthal, Auch selbst der Feinde Pfad gespühret, Und über ihrem böse thun, Jn sanfften Sinn verharren können. Da reitzet uns die Sünde nun, Zu erst in Rache zu entbrennen, Wenn man uns was gethan; Und wenn sie das nicht kan, So wandelt sie den Grund der Ruhe, Daß man aus Furcht vergiebt, Damit wer uns geübt, Uns nicht noch etwas Aergers thue. Das Braut-Hertz kehrt in sich zurück, Und sieht sich vor bey seiner Liebe, Daß ja nicht durch des Feindes Tück, Was Fremdes an ihr hangen bliebe. Es heißt: Das Hertz bewahret sich, Vor allen Fleisch- und Augen-Lüsten, Die uns die Feinde listiglich Zur Schau und Kost entgegen rüsten. Allein nun ist es Zeit Auf die Unleidlichkeit Zu mercken, die sich so verkeidet, Biß sie nach ihrer Art, Wenn man sich nicht bewahrt, Uns Bös' und Guts zugleich verleidet. Die Reinigkeit, das seelge Loß Der allerinnigsten Genossen, Jns Bräutgams reinem Liebes-Schooß, Entweicht der Sünde unverdrossen. Hat nun der Feind der Heiligkeit Nicht gnug gefährliche Gestalten Jn
Die eigne und der Bruͤder-Qvaal Hat uns ſo tief hinein gefuͤhret, Daß wir in dieſem Jammerthal, Auch ſelbſt der Feinde Pfad geſpuͤhret, Und uͤber ihrem boͤſe thun, Jn ſanfften Sinn verharren koͤnnen. Da reitzet uns die Suͤnde nun, Zu erſt in Rache zu entbrennen, Wenn man uns was gethan; Und wenn ſie das nicht kan, So wandelt ſie den Grund der Ruhe, Daß man aus Furcht vergiebt, Damit wer uns geuͤbt, Uns nicht noch etwas Aergers thue. Das Braut-Hertz kehrt in ſich zuruͤck, Und ſieht ſich vor bey ſeiner Liebe, Daß ja nicht durch des Feindes Tuͤck, Was Fremdes an ihr hangen bliebe. Es heißt: Das Hertz bewahret ſich, Vor allen Fleiſch- und Augen-Luͤſten, Die uns die Feinde liſtiglich Zur Schau und Koſt entgegen ruͤſten. Allein nun iſt es Zeit Auf die Unleidlichkeit Zu mercken, die ſich ſo verkeidet, Biß ſie nach ihrer Art, Wenn man ſich nicht bewahrt, Uns Boͤſ’ und Guts zugleich verleidet. Die Reinigkeit, das ſeelge Loß Der allerinnigſten Genoſſen, Jns Braͤutgams reinem Liebes-Schooß, Entweicht der Suͤnde unverdroſſen. Hat nun der Feind der Heiligkeit Nicht gnug gefaͤhrliche Geſtalten Jn
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1731.
Sich in die Heuchel-Liebe ſetzet,
Und zaͤrtlet jederman,
Das eins verderben kan,
Eh man die Hoͤflichkeit verletzet.
Die eigne und der Bruͤder-Qvaal
Hat uns ſo tief hinein gefuͤhret,
Daß wir in dieſem Jammerthal,
Auch ſelbſt der Feinde Pfad geſpuͤhret,
Und uͤber ihrem boͤſe thun,
Jn ſanfften Sinn verharren koͤnnen.
Da reitzet uns die Suͤnde nun,
Zu erſt in Rache zu entbrennen,
Wenn man uns was gethan;
Und wenn ſie das nicht kan,
So wandelt ſie den Grund der Ruhe,
Daß man aus Furcht vergiebt,
Damit wer uns geuͤbt,
Uns nicht noch etwas Aergers thue.
Das Braut-Hertz kehrt in ſich zuruͤck,
Und ſieht ſich vor bey ſeiner Liebe,
Daß ja nicht durch des Feindes Tuͤck,
Was Fremdes an ihr hangen bliebe.
Es heißt: Das Hertz bewahret ſich,
Vor allen Fleiſch- und Augen-Luͤſten,
Die uns die Feinde liſtiglich
Zur Schau und Koſt entgegen ruͤſten.
Allein nun iſt es Zeit
Auf die Unleidlichkeit
Zu mercken, die ſich ſo verkeidet,
Biß ſie nach ihrer Art,
Wenn man ſich nicht bewahrt,
Uns Boͤſ’ und Guts zugleich verleidet.
Die Reinigkeit, das ſeelge Loß
Der allerinnigſten Genoſſen,
Jns Braͤutgams reinem Liebes-Schooß,
Entweicht der Suͤnde unverdroſſen.
Hat nun der Feind der Heiligkeit
Nicht gnug gefaͤhrliche Geſtalten
Jn
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