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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1732.

Und zu des Bräutgams Zier
Beredet und geübt:
Will ich euch zum letzten Seegen
Meinen Sinn vor Augen legen.

Jch liebt euch über mich:
Jhr war't der Liebe werth,
Jhr kämpfftet ritterlich,
Jhr habt des HErrn begehrt;
Euch wars Ernst um Christi Heerde,
Daß sie rein und heilig werde.
Mir, so gering ich bin,
Jsts auch darum zu thun,
Daß JEsu Christi Sinn
Mög' in den Seelen ruh'n,
Und, ob alles Fleisch betröge,
GOtt vor wahrhafft gelten möge.
Jch wende keine Müh'
Auf falsch berühmte Kunst:
Die Blut Theologie1. Pet. 1, 13-23.
Hat meine gantze Gunst,
Die vom Creutze hergekommen,
Und am Creutz wird eingenommen.
GOtt ist kein harter Mann,
Der nimmt, was er nicht giebt,
Und welcher hassen kan,
Was er zuvor geliebt:
Jhm gehören alle Seelen
Jn und ausser ihren Hölen.
Doch leget GOttes Wort
Handgreiflich an den Tag,
Daß GOtt der Sünde Tort
Unmöglich leiden mag,
Und daß, vor die Sünden-Bisse,
GOttes Sohn sich opffern müsse.
Es. 53. Joh. 3.
Der Fall ist offenbar,
Er stehet in der Schrifft,
Und ist uns selber klar,
Auf

1732.

Und zu des Braͤutgams Zier
Beredet und geuͤbt:
Will ich euch zum letzten Seegen
Meinen Sinn vor Augen legen.

Jch liebt euch uͤber mich:
Jhr war’t der Liebe werth,
Jhr kaͤmpfftet ritterlich,
Jhr habt des HErrn begehrt;
Euch wars Ernſt um Chriſti Heerde,
Daß ſie rein und heilig werde.
Mir, ſo gering ich bin,
Jſts auch darum zu thun,
Daß JEſu Chriſti Sinn
Moͤg’ in den Seelen ruh’n,
Und, ob alles Fleiſch betroͤge,
GOtt vor wahrhafft gelten moͤge.
Jch wende keine Muͤh’
Auf falſch beruͤhmte Kunſt:
Die Blut Theologie1. Pet. 1, 13-23.
Hat meine gantze Gunſt,
Die vom Creutze hergekommen,
Und am Creutz wird eingenommen.
GOtt iſt kein harter Mann,
Der nimmt, was er nicht giebt,
Und welcher haſſen kan,
Was er zuvor geliebt:
Jhm gehoͤren alle Seelen
Jn und auſſer ihren Hoͤlen.
Doch leget GOttes Wort
Handgreiflich an den Tag,
Daß GOtt der Suͤnde Tort
Unmoͤglich leiden mag,
Und daß, vor die Suͤnden-Biſſe,
GOttes Sohn ſich opffern muͤſſe.
Eſ. 53. Joh. 3.
Der Fall iſt offenbar,
Er ſtehet in der Schrifft,
Und iſt uns ſelber klar,
Auf
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[249/0259] 1732. Und zu des Braͤutgams Zier Beredet und geuͤbt: Will ich euch zum letzten Seegen Meinen Sinn vor Augen legen. Jch liebt euch uͤber mich: Jhr war’t der Liebe werth, Jhr kaͤmpfftet ritterlich, Jhr habt des HErrn begehrt; Euch wars Ernſt um Chriſti Heerde, Daß ſie rein und heilig werde. Mir, ſo gering ich bin, Jſts auch darum zu thun, Daß JEſu Chriſti Sinn Moͤg’ in den Seelen ruh’n, Und, ob alles Fleiſch betroͤge, GOtt vor wahrhafft gelten moͤge. Jch wende keine Muͤh’ Auf falſch beruͤhmte Kunſt: Die Blut Theologie Hat meine gantze Gunſt, Die vom Creutze hergekommen, Und am Creutz wird eingenommen. GOtt iſt kein harter Mann, Der nimmt, was er nicht giebt, Und welcher haſſen kan, Was er zuvor geliebt: Jhm gehoͤren alle Seelen Jn und auſſer ihren Hoͤlen. Doch leget GOttes Wort Handgreiflich an den Tag, Daß GOtt der Suͤnde Tort Unmoͤglich leiden mag, Und daß, vor die Suͤnden-Biſſe, GOttes Sohn ſich opffern muͤſſe. Der Fall iſt offenbar, Er ſtehet in der Schrifft, Und iſt uns ſelber klar, Auf

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/259>, abgerufen am 14.05.2024.