Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Was sagt dein Hertz? Die Trägheit rüget mich. Was saget denn die seelige Beklagte? War ich nicht ehemahls ein scheinend Licht, Weiß niemand mehr, was ich im Glauben wagte? Land, zeuge! Bracht ich dir die Wahrheit nicht? Führt ich die Einfalt nicht ins Hauß, Und sah nicht Ebersdorff vorlängst wie Laubach aus? Das sagt sie nicht (sie ist erfahren,) Wir wissens besser, was sie sagt, Sie und mit ihr mehr Streiter-Schaaren: Jch bin des HErren geringe Magd, Jch habe mich vor meinen König Bemühet; Aber ach wie wenig? Er ist vergnügt, ich schäme mich. HErr hilf uns durch beym Reichs-Erscheinen, Wie dieser deiner Magd der kleinen, Denn, ach! wer dient dir würdiglich! Zeuch denn hin, du theur erstritten Und durchs Recht erlöstes Hertz, Und vergiß den Nahmen: Schmertz: Denn der ist das Theil der Hütten. Unser Vorsatz wird erneuet: Keines wird als anverwandt, Nach wie vor, von uns erkandt, Keins :,: :,: :,: Keins das Christi Schande scheuet. Wer den HErrn nicht liebt noch sucht: Dem ist beym Amen, dem GOttes Nahmen, einmahl ge- flucht. CIX. Auf seiner Gemahlin 32ten Geburts- Tag. Wenn man glauben solte, Daß die klugen Tichter, Unsers Kampffes Splitter-Richter, Chri-
Was ſagt dein Hertz? Die Traͤgheit ruͤget mich. Was ſaget denn die ſeelige Beklagte? War ich nicht ehemahls ein ſcheinend Licht, Weiß niemand mehr, was ich im Glauben wagte? Land, zeuge! Bracht ich dir die Wahrheit nicht? Fuͤhrt ich die Einfalt nicht ins Hauß, Und ſah nicht Ebersdorff vorlaͤngſt wie Laubach aus? Das ſagt ſie nicht (ſie iſt erfahren,) Wir wiſſens beſſer, was ſie ſagt, Sie und mit ihr mehr Streiter-Schaaren: Jch bin des HErren geringe Magd, Jch habe mich vor meinen Koͤnig Bemuͤhet; Aber ach wie wenig? Er iſt vergnuͤgt, ich ſchaͤme mich. HErr hilf uns durch beym Reichs-Erſcheinen, Wie dieſer deiner Magd der kleinen, Denn, ach! wer dient dir wuͤrdiglich! Zeuch denn hin, du theur erſtritten Und durchs Recht erloͤſtes Hertz, Und vergiß den Nahmen: Schmertz: Denn der iſt das Theil der Huͤtten. Unſer Vorſatz wird erneuet: Keines wird als anverwandt, Nach wie vor, von uns erkandt, Keins :,: :,: :,: Keins das Chriſti Schande ſcheuet. Wer den HErrn nicht liebt noch ſucht: Dem iſt beym Amen, dem GOttes Nahmen, einmahl ge- flucht. CIX. Auf ſeiner Gemahlin 32ten Geburts- Tag. Wenn man glauben ſolte, Daß die klugen Tichter, Unſers Kampffes Splitter-Richter, Chri-
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1732.
Des Argen wenig ſagen:
Denn ſie lag ſtill in ſich.
Wir moͤgen uns nur alle ſelber fragen:
Was ſagt dein Hertz? Die Traͤgheit ruͤget mich.
Was ſaget denn die ſeelige Beklagte?
War ich nicht ehemahls ein ſcheinend Licht,
Weiß niemand mehr, was ich im Glauben wagte?
Land, zeuge! Bracht ich dir die Wahrheit nicht?
Fuͤhrt ich die Einfalt nicht ins Hauß,
Und ſah nicht Ebersdorff vorlaͤngſt wie Laubach aus?
Das ſagt ſie nicht (ſie iſt erfahren,)
Wir wiſſens beſſer, was ſie ſagt,
Sie und mit ihr mehr Streiter-Schaaren:
Jch bin des HErren geringe Magd,
Jch habe mich vor meinen Koͤnig
Bemuͤhet; Aber ach wie wenig?
Er iſt vergnuͤgt, ich ſchaͤme mich.
HErr hilf uns durch beym Reichs-Erſcheinen,
Wie dieſer deiner Magd der kleinen,
Denn, ach! wer dient dir wuͤrdiglich!
Zeuch denn hin, du theur erſtritten
Und durchs Recht erloͤſtes Hertz,
Und vergiß den Nahmen: Schmertz:
Denn der iſt das Theil der Huͤtten.
Unſer Vorſatz wird erneuet:
Keines wird als anverwandt,
Nach wie vor, von uns erkandt,
Keins :,: :,: :,: Keins das Chriſti Schande ſcheuet.
Wer den HErrn nicht liebt noch ſucht:
Dem iſt beym Amen, dem GOttes Nahmen, einmahl ge-
flucht.
CIX. Auf ſeiner Gemahlin 32ten Geburts-
Tag.
Wenn man glauben ſolte,
Daß die klugen Tichter,
Unſers Kampffes Splitter-Richter,
Chri-
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