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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1733.

Des verklärten Manns der Schmertzen,
Stecken als ein reiner Pfeil!

Hörst du deines Vaters Rath;
Oder singst du deine Lieder
Etwa wieder?
Daß dir ja der Worte Sinn
Nicht entrinn!
Laß dich deinen König küssen;
Will er aber sonst was wissen,
Statt der Antwort, sincke hin.
Meine Sorg ist aus vor dich.
Drum, du Fürst der Seelen-Pflege,
Theurer Hege!
Es erstreckt sich ja die Macht
Meiner Wacht
Nur auf die in Hütten wohnen;
Du bist Hüter bey den Thronen;
Nimm die Dorel gut in acht!
CXI. Neu-Jahrs Gedancken über des Hey-
lands Nahmen.
Brüder, last uns Jhn erheben,
Den ihr ohne Nahmen kennt;
Aber er muß selber geben,
Wie man Jhn am besten nennt.
Nahme über alle Nahmen!
Unsre Knie beugen sich.
Gieb uns, wesentliches Amen,
Dir zu knien würdiglich.
GOtt! du unbeschriebnes Wesen,
Bliebst verschwiegen fort und fort,
Niemand hätte was gelesen
Von dir ohne GOttes Wort.
Erstgeburt der Creaturen!
Fang in uns zu leben an.
Schaff

1733.

Des verklaͤrten Manns der Schmertzen,
Stecken als ein reiner Pfeil!

Hoͤrſt du deines Vaters Rath;
Oder ſingſt du deine Lieder
Etwa wieder?
Daß dir ja der Worte Sinn
Nicht entrinn!
Laß dich deinen Koͤnig kuͤſſen;
Will er aber ſonſt was wiſſen,
Statt der Antwort, ſincke hin.
Meine Sorg iſt aus vor dich.
Drum, du Fuͤrſt der Seelen-Pflege,
Theurer Hege!
Es erſtreckt ſich ja die Macht
Meiner Wacht
Nur auf die in Huͤtten wohnen;
Du biſt Huͤter bey den Thronen;
Nimm die Dorel gut in acht!
CXI. Neu-Jahrs Gedancken uͤber des Hey-
lands Nahmen.
Bruͤder, laſt uns Jhn erheben,
Den ihr ohne Nahmen kennt;
Aber er muß ſelber geben,
Wie man Jhn am beſten nennt.
Nahme uͤber alle Nahmen!
Unſre Knie beugen ſich.
Gieb uns, weſentliches Amen,
Dir zu knien wuͤrdiglich.
GOtt! du unbeſchriebnes Weſen,
Bliebſt verſchwiegen fort und fort,
Niemand haͤtte was geleſen
Von dir ohne GOttes Wort.
Erſtgeburt der Creaturen!
Fang in uns zu leben an.
Schaff
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[265/0275] 1733. Des verklaͤrten Manns der Schmertzen, Stecken als ein reiner Pfeil! Hoͤrſt du deines Vaters Rath; Oder ſingſt du deine Lieder Etwa wieder? Daß dir ja der Worte Sinn Nicht entrinn! Laß dich deinen Koͤnig kuͤſſen; Will er aber ſonſt was wiſſen, Statt der Antwort, ſincke hin. Meine Sorg iſt aus vor dich. Drum, du Fuͤrſt der Seelen-Pflege, Theurer Hege! Es erſtreckt ſich ja die Macht Meiner Wacht Nur auf die in Huͤtten wohnen; Du biſt Huͤter bey den Thronen; Nimm die Dorel gut in acht! CXI. Neu-Jahrs Gedancken uͤber des Hey- lands Nahmen. Bruͤder, laſt uns Jhn erheben, Den ihr ohne Nahmen kennt; Aber er muß ſelber geben, Wie man Jhn am beſten nennt. Nahme uͤber alle Nahmen! Unſre Knie beugen ſich. Gieb uns, weſentliches Amen, Dir zu knien wuͤrdiglich. GOtt! du unbeſchriebnes Weſen, Bliebſt verſchwiegen fort und fort, Niemand haͤtte was geleſen Von dir ohne GOttes Wort. Erſtgeburt der Creaturen! Fang in uns zu leben an. Schaff

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/275>, abgerufen am 14.05.2024.