Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1733. CXIX. Weynachts-Gedancken. Für uns gebohrnes Kind! O Sohn! vor unser Leben Jn einen Tod gegeben, Der Tod und Hölle bindt. O möchten wir uns schmiegen Kind! biß zu deinen Wiegen! O wären wir so klein, Als du im Krippelein. Hierher Vernunfft und Witz! Da liegt ein Mann in Bindlein Der abgerißnen Windlein, Der auf dem stoltzen Sitz Der rechten Hand der Kräffte Und siegenden Geschäffte, Den Nahmen und die That GOtt aller Götter hat. Er heisset Wunderbahr: Und alle seine Nahmen Versiegelt er mit Amen, (Dem Ewigen fürwahr) Der Eingang war zur Krippe; Der Ausgang durch die Klippe. Ein ungebahnter Weg, Ein wunderbahrer Steg. Jhr Männer hergenaht! Hier sind die Weißheits Throne: Jhr findet bey dem Sohne Den allertreusten Rath; Und euer Pilger-Wandel Und euer Streiter-Handel Wird, durch dis klare Licht, Vollkommen eingericht. Jhr Frauen! eure Last, Jn diesen Arbeits-Tagen, Mit
1733. CXIX. Weynachts-Gedancken. Fuͤr uns gebohrnes Kind! O Sohn! vor unſer Leben Jn einen Tod gegeben, Der Tod und Hoͤlle bindt. O moͤchten wir uns ſchmiegen Kind! biß zu deinen Wiegen! O waͤren wir ſo klein, Als du im Krippelein. Hierher Vernunfft und Witz! Da liegt ein Mann in Bindlein Der abgerißnen Windlein, Der auf dem ſtoltzen Sitz Der rechten Hand der Kraͤffte Und ſiegenden Geſchaͤffte, Den Nahmen und die That GOtt aller Goͤtter hat. Er heiſſet Wunderbahr: Und alle ſeine Nahmen Verſiegelt er mit Amen, (Dem Ewigen fuͤrwahr) Der Eingang war zur Krippe; Der Ausgang durch die Klippe. Ein ungebahnter Weg, Ein wunderbahrer Steg. Jhr Maͤnner hergenaht! Hier ſind die Weißheits Throne: Jhr findet bey dem Sohne Den allertreuſten Rath; Und euer Pilger-Wandel Und euer Streiter-Handel Wird, durch dis klare Licht, Vollkommen eingericht. Jhr Frauen! eure Laſt, Jn dieſen Arbeits-Tagen, Mit
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1733.
CXIX. Weynachts-Gedancken.
Fuͤr uns gebohrnes Kind!
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O moͤchten wir uns ſchmiegen
Kind! biß zu deinen Wiegen!
O waͤren wir ſo klein,
Als du im Krippelein.
Hierher Vernunfft und Witz!
Da liegt ein Mann in Bindlein
Der abgerißnen Windlein,
Der auf dem ſtoltzen Sitz
Der rechten Hand der Kraͤffte
Und ſiegenden Geſchaͤffte,
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GOtt aller Goͤtter hat.
Er heiſſet Wunderbahr:
Und alle ſeine Nahmen
Verſiegelt er mit Amen,
(Dem Ewigen fuͤrwahr)
Der Eingang war zur Krippe;
Der Ausgang durch die Klippe.
Ein ungebahnter Weg,
Ein wunderbahrer Steg.
Jhr Maͤnner hergenaht!
Hier ſind die Weißheits Throne:
Jhr findet bey dem Sohne
Den allertreuſten Rath;
Und euer Pilger-Wandel
Und euer Streiter-Handel
Wird, durch dis klare Licht,
Vollkommen eingericht.
Jhr Frauen! eure Laſt,
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