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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1734.

Des Euch so lieben HErrn.
Er liebte eure Hütte,
Er liebte mit Verstand
(Wie eins in unsrer Mitte;)

Er ist uns noch verwandt.

JEsu Christe einger Mensch in Gnaden,
Der du selber dich mit uns beladen,
Verbinde deine
Streitende und siegende Gemeine.
König der Hertzen!
Höre unser Flehen:
Martins Kertzen

Sollen nie vergehen!
Elia!

Dein Geist bleib uns auch noch nah!
Nun regt den theuren Aeltsten nicht!
Weckt nicht Elia Seel,
Sie lächeln über dem Gesicht,
Von Christi Seiten-Höhl.
CXXIII. Auf Democritum (*)
den Christianer. (**)
So ist Democritus dann aus dem Streiter-Thal
Jns Feld der Ewigkeit den Saamen schauen gangen
Den er so lange her zu säen angefangen?
Er warb wohl eigentlich nicht zu des Lammes Mahl,
Dagegen wollt er sich aus Kirchen-Wesen machen,
Was Spener nicht erweint, das wolte Er erlachen.
Democritus, mein Freund! Mein Auge thränt zum HErrn,
Daß dein so muntrer Geist beym Triebe der Gedancken
Des
(*) Den Caracter dieses grossen Mannes, (elakhisou de en te
basileia ton ouranon) hat niemand accurater getrof-
fen als der seelige Spener, dessen Rath der Autor im Um-
gang mit Jhm pünktlich befolget hat.
(**) Ein Christ ist ein Gesalbter, d. i. ein würcklicher Mitgenoß
JEsu Christi; Ein Christianer aber einer, der der Lehre
Christi Beyfall giebt.

1734.

Des Euch ſo lieben HErrn.
Er liebte eure Huͤtte,
Er liebte mit Verſtand
(Wie eins in unſrer Mitte;)

Er iſt uns noch verwandt.

JEſu Chriſte einger Menſch in Gnaden,
Der du ſelber dich mit uns beladen,
Verbinde deine
Streitende und ſiegende Gemeine.
Koͤnig der Hertzen!
Hoͤre unſer Flehen:
Martins Kertzen

Sollen nie vergehen!
Elia!

Dein Geiſt bleib uns auch noch nah!
Nun regt den theuren Aeltſten nicht!
Weckt nicht Elia Seel,
Sie laͤcheln uͤber dem Geſicht,
Von Chriſti Seiten-Hoͤhl.
CXXIII. Auf Democritum (*)
den Chriſtianer. (**)
So iſt Democritus dann aus dem Streiter-Thal
Jns Feld der Ewigkeit den Saamen ſchauen gangen
Den er ſo lange her zu ſaͤen angefangen?
Er warb wohl eigentlich nicht zu des Lammes Mahl,
Dagegen wollt er ſich aus Kirchen-Weſen machen,
Was Spener nicht erweint, das wolte Er erlachen.
Democritus, mein Freund! Mein Auge thraͤnt zum HErrn,
Daß dein ſo muntrer Geiſt beym Triebe der Gedancken
Des
(*) Den Caracter dieſes groſſen Mannes, (ἐλαχίςου δε ἐν τῆ
βασιλεία τῶν ούρανῶν) hat niemand accurater getrof-
fen als der ſeelige Spener, deſſen Rath der Autor im Um-
gang mit Jhm puͤnktlich befolget hat.
(**) Ein Chriſt iſt ein Geſalbter, d. i. ein wuͤrcklicher Mitgenoß
JEſu Chriſti; Ein Chriſtianer aber einer, der der Lehre
Chriſti Beyfall giebt.
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[298/0308] 1734. Des Euch ſo lieben HErrn. Er liebte eure Huͤtte, Er liebte mit Verſtand (Wie eins in unſrer Mitte;) Er iſt uns noch verwandt. JEſu Chriſte einger Menſch in Gnaden, Der du ſelber dich mit uns beladen, Verbinde deine Streitende und ſiegende Gemeine. Koͤnig der Hertzen! Hoͤre unſer Flehen: Martins Kertzen Sollen nie vergehen! Elia! Dein Geiſt bleib uns auch noch nah! Nun regt den theuren Aeltſten nicht! Weckt nicht Elia Seel, Sie laͤcheln uͤber dem Geſicht, Von Chriſti Seiten-Hoͤhl. CXXIII. Auf Democritum (*) den Chriſtianer. (**) So iſt Democritus dann aus dem Streiter-Thal Jns Feld der Ewigkeit den Saamen ſchauen gangen Den er ſo lange her zu ſaͤen angefangen? Er warb wohl eigentlich nicht zu des Lammes Mahl, Dagegen wollt er ſich aus Kirchen-Weſen machen, Was Spener nicht erweint, das wolte Er erlachen. Democritus, mein Freund! Mein Auge thraͤnt zum HErrn, Daß dein ſo muntrer Geiſt beym Triebe der Gedancken Des (*) Den Caracter dieſes groſſen Mannes, (ἐλαχίςου δε ἐν τῆ βασιλεία τῶν ούρανῶν) hat niemand accurater getrof- fen als der ſeelige Spener, deſſen Rath der Autor im Um- gang mit Jhm puͤnktlich befolget hat. (**) Ein Chriſt iſt ein Geſalbter, d. i. ein wuͤrcklicher Mitgenoß JEſu Chriſti; Ein Chriſtianer aber einer, der der Lehre Chriſti Beyfall giebt.

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/308>, abgerufen am 21.11.2024.