Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1734.

An dem, der sie beredte,
So sehr sie kan
Sie lieben in die Wette,
Sie und ihr Mann:
Sie denckt; wer Flügel hätte,
Jch flög ins Bette,
Die Bau-Arbeiter-Kette,
Steht Jhr nicht an.

Sie jagt im Streiter-Wagen,
Man möchte fragen:
Was solche Seelen jagen
Dem Glücke nach.

Was will das Glücke sagen
Nach ihrer Sprach,
Wenns Hüttlein eingeschlagen

Und abgetragen,
So endigt sich ihr Klagen
Und ihre Schmach.
Nun Seele! sey gelinde,
Dein Wunsch ist Sünde;
Bedenck das Hauß-Gesinde,
Die Creutz-Gemein,
Verlaß nicht so geschwinde
Dein Fleisch und Bein.
Schweigt still ihr rauhen Winde

Vernünfftger Gründe,
Wo ich den Bräutgam finde,
Da will ich seyn.
Jst dieses dein Begehren,
So still die Zähren,
Das wird dir niemand währen,
Du hast den HErrn,
Der Held ist von den Heeren,
Gewiß nicht fern,
Der Priester von den Chören,
Das Korn von Aehren,
Der Safft von seinen Beeren,
Vom Keim der Kern.
Komm

1734.

An dem, der ſie beredte,
So ſehr ſie kan
Sie lieben in die Wette,
Sie und ihr Mann:
Sie denckt; wer Fluͤgel haͤtte,
Jch floͤg ins Bette,
Die Bau-Arbeiter-Kette,
Steht Jhr nicht an.

Sie jagt im Streiter-Wagen,
Man moͤchte fragen:
Was ſolche Seelen jagen
Dem Gluͤcke nach.

Was will das Gluͤcke ſagen
Nach ihrer Sprach,
Wenns Huͤttlein eingeſchlagen

Und abgetragen,
So endigt ſich ihr Klagen
Und ihre Schmach.
Nun Seele! ſey gelinde,
Dein Wunſch iſt Suͤnde;
Bedenck das Hauß-Geſinde,
Die Creutz-Gemein,
Verlaß nicht ſo geſchwinde
Dein Fleiſch und Bein.
Schweigt ſtill ihr rauhen Winde

Vernuͤnfftger Gruͤnde,
Wo ich den Braͤutgam finde,
Da will ich ſeyn.
Jſt dieſes dein Begehren,
So ſtill die Zaͤhren,
Das wird dir niemand waͤhren,
Du haſt den HErrn,
Der Held iſt von den Heeren,
Gewiß nicht fern,
Der Prieſter von den Choͤren,
Das Korn von Aehren,
Der Safft von ſeinen Beeren,
Vom Keim der Kern.
Komm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="271">
            <l>
              <pb facs="#f0310" n="300"/>
              <fw place="top" type="header">1734.</fw>
            </l><lb/>
            <l>An dem, der &#x017F;ie beredte,</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ehr &#x017F;ie kan</l><lb/>
            <l>Sie lieben in die Wette,</l><lb/>
            <l>Sie und ihr Mann:</l><lb/>
            <l>Sie denckt; <hi rendition="#fr">wer Flu&#x0364;gel ha&#x0364;tte,</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Jch flo&#x0364;g ins Bette,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Die Bau-Arbeiter-Kette,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Steht Jhr nicht an.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="272">
            <l>Sie jagt im Streiter-Wagen,</l><lb/>
            <l>Man mo&#x0364;chte fragen:</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;olche Seelen jagen<lb/><hi rendition="#fr">Dem Glu&#x0364;cke nach.</hi></l><lb/>
            <l>Was will das Glu&#x0364;cke &#x017F;agen</l><lb/>
            <l>Nach ihrer Sprach,<lb/><hi rendition="#fr">Wenns Hu&#x0364;ttlein einge&#x017F;chlagen</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Und abgetragen,</hi> </l><lb/>
            <l>So endigt &#x017F;ich ihr Klagen</l><lb/>
            <l>Und ihre Schmach.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="273">
            <l>Nun Seele! &#x017F;ey gelinde,</l><lb/>
            <l>Dein Wun&#x017F;ch i&#x017F;t Su&#x0364;nde;</l><lb/>
            <l>Bedenck das Hauß-Ge&#x017F;inde,</l><lb/>
            <l>Die Creutz-Gemein,</l><lb/>
            <l>Verlaß nicht &#x017F;o ge&#x017F;chwinde</l><lb/>
            <l>Dein Flei&#x017F;ch und Bein.<lb/><hi rendition="#fr">Schweigt &#x017F;till ihr rauhen Winde</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Vernu&#x0364;nfftger Gru&#x0364;nde,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wo ich den Bra&#x0364;utgam finde,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Da will ich &#x017F;eyn.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="274">
            <l>J&#x017F;t die&#x017F;es dein Begehren,</l><lb/>
            <l>So &#x017F;till die Za&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Das wird dir niemand wa&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t den HErrn,</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">Held</hi> i&#x017F;t von den <hi rendition="#fr">Heeren,</hi></l><lb/>
            <l>Gewiß nicht fern,</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">Prie&#x017F;ter</hi> von den <hi rendition="#fr">Cho&#x0364;ren,</hi></l><lb/>
            <l>Das Korn von Aehren,</l><lb/>
            <l>Der Safft von &#x017F;einen Beeren,</l><lb/>
            <l>Vom Keim der <hi rendition="#fr">Kern.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Komm</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0310] 1734. An dem, der ſie beredte, So ſehr ſie kan Sie lieben in die Wette, Sie und ihr Mann: Sie denckt; wer Fluͤgel haͤtte, Jch floͤg ins Bette, Die Bau-Arbeiter-Kette, Steht Jhr nicht an. Sie jagt im Streiter-Wagen, Man moͤchte fragen: Was ſolche Seelen jagen Dem Gluͤcke nach. Was will das Gluͤcke ſagen Nach ihrer Sprach, Wenns Huͤttlein eingeſchlagen Und abgetragen, So endigt ſich ihr Klagen Und ihre Schmach. Nun Seele! ſey gelinde, Dein Wunſch iſt Suͤnde; Bedenck das Hauß-Geſinde, Die Creutz-Gemein, Verlaß nicht ſo geſchwinde Dein Fleiſch und Bein. Schweigt ſtill ihr rauhen Winde Vernuͤnfftger Gruͤnde, Wo ich den Braͤutgam finde, Da will ich ſeyn. Jſt dieſes dein Begehren, So ſtill die Zaͤhren, Das wird dir niemand waͤhren, Du haſt den HErrn, Der Held iſt von den Heeren, Gewiß nicht fern, Der Prieſter von den Choͤren, Das Korn von Aehren, Der Safft von ſeinen Beeren, Vom Keim der Kern. Komm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/310
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/310>, abgerufen am 21.11.2024.