Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1722. Drum ists ein sonderlicher Seegen, Wen, in der Grund-verderbten Welt, Der HErr in seinen schlechten Wegen Und in dem rechten Gleiß erhält. Wenn einige Jn ihrer Eh So ehrlich sind und unbefleckt, Daß sie der Bräutgam einst nicht schreckt. Daß Ehen so bestehen können, Muß ewig eine Wahrheit seyn. Paul darff sie Ehrenwürdig nennen. Das stimmte ja nicht überein; Wenn einge Lust GOtt unbewust, Und die nicht in sein Reich gehör, Jm Ehestand erlaubet wär. Es wird zwar Fleisch vom Fleisch gebohren, Und das aus GOttes weisem Rath, Der, eh der Mensch sein Bild verlohren, Jhm schon ein Weib erbauet hat: Die Lüsternheit Drang nach der Zeit Auch auf die liebe Ehe an, Und machte sie ihr unterthan. Jn denen drauf gefolgten Tagen, Wards endlich so wie ietzt bestellt; Da sich die Kinder GOttes wagen Jn das Gedränge dieser Welt. Sie trauen sich Gar sonderlich, Und gehen mit der Lust zum Tantz; So kommen sie um ihren Crantz. Da mengen sich die Kinder GOttes Jn allen Koth der Eitelkeit, Und
1722. Drum iſts ein ſonderlicher Seegen, Wen, in der Grund-verderbten Welt, Der HErr in ſeinen ſchlechten Wegen Und in dem rechten Gleiß erhaͤlt. Wenn einige Jn ihrer Eh So ehrlich ſind und unbefleckt, Daß ſie der Braͤutgam einſt nicht ſchreckt. Daß Ehen ſo beſtehen koͤnnen, Muß ewig eine Wahrheit ſeyn. Paul darff ſie Ehrenwuͤrdig nennen. Das ſtimmte ja nicht uͤberein; Wenn einge Luſt GOtt unbewuſt, Und die nicht in ſein Reich gehoͤr, Jm Eheſtand erlaubet waͤr. Es wird zwar Fleiſch vom Fleiſch gebohren, Und das aus GOttes weiſem Rath, Der, eh der Menſch ſein Bild verlohren, Jhm ſchon ein Weib erbauet hat: Die Luͤſternheit Drang nach der Zeit Auch auf die liebe Ehe an, Und machte ſie ihr unterthan. Jn denen drauf gefolgten Tagen, Wards endlich ſo wie ietzt beſtellt; Da ſich die Kinder GOttes wagen Jn das Gedraͤnge dieſer Welt. Sie trauen ſich Gar ſonderlich, Und gehen mit der Luſt zum Tantz; So kommen ſie um ihren Crantz. Da mengen ſich die Kinder GOttes Jn allen Koth der Eitelkeit, Und
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0046" n="36"/> <fw place="top" type="header">1722.</fw><lb/> <lg n="24"> <l>Drum iſts ein ſonderlicher Seegen,</l><lb/> <l>Wen, in der Grund-verderbten Welt,</l><lb/> <l>Der HErr in ſeinen ſchlechten Wegen</l><lb/> <l>Und in dem rechten Gleiß erhaͤlt.</l><lb/> <l>Wenn einige</l><lb/> <l>Jn ihrer Eh</l><lb/> <l>So ehrlich ſind und unbefleckt,</l><lb/> <l>Daß ſie der Braͤutgam einſt nicht ſchreckt.</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Daß Ehen ſo beſtehen koͤnnen,</l><lb/> <l>Muß ewig eine Wahrheit ſeyn.</l><lb/> <l>Paul darff ſie Ehrenwuͤrdig nennen.</l><lb/> <l>Das ſtimmte ja nicht uͤberein;</l><lb/> <l>Wenn einge Luſt</l><lb/> <l>GOtt unbewuſt,</l><lb/> <l>Und die nicht in ſein Reich gehoͤr,</l><lb/> <l>Jm Eheſtand erlaubet waͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Es wird zwar Fleiſch vom Fleiſch gebohren,</l><lb/> <l>Und das aus GOttes weiſem Rath,</l><lb/> <l>Der, eh der Menſch ſein Bild verlohren,</l><lb/> <l>Jhm ſchon ein Weib erbauet hat:</l><lb/> <l>Die Luͤſternheit</l><lb/> <l>Drang nach der Zeit</l><lb/> <l>Auch auf die liebe Ehe an,</l><lb/> <l>Und machte ſie ihr unterthan.</l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>Jn denen drauf gefolgten Tagen,</l><lb/> <l>Wards endlich ſo wie ietzt beſtellt;</l><lb/> <l>Da ſich die Kinder GOttes wagen</l><lb/> <l>Jn das Gedraͤnge dieſer Welt.</l><lb/> <l>Sie trauen ſich</l><lb/> <l>Gar ſonderlich,</l><lb/> <l>Und gehen mit der Luſt zum Tantz;</l><lb/> <l>So kommen ſie um ihren Crantz.</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Da mengen ſich die Kinder GOttes</l><lb/> <l>Jn allen Koth der Eitelkeit,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
1722.
Drum iſts ein ſonderlicher Seegen,
Wen, in der Grund-verderbten Welt,
Der HErr in ſeinen ſchlechten Wegen
Und in dem rechten Gleiß erhaͤlt.
Wenn einige
Jn ihrer Eh
So ehrlich ſind und unbefleckt,
Daß ſie der Braͤutgam einſt nicht ſchreckt.
Daß Ehen ſo beſtehen koͤnnen,
Muß ewig eine Wahrheit ſeyn.
Paul darff ſie Ehrenwuͤrdig nennen.
Das ſtimmte ja nicht uͤberein;
Wenn einge Luſt
GOtt unbewuſt,
Und die nicht in ſein Reich gehoͤr,
Jm Eheſtand erlaubet waͤr.
Es wird zwar Fleiſch vom Fleiſch gebohren,
Und das aus GOttes weiſem Rath,
Der, eh der Menſch ſein Bild verlohren,
Jhm ſchon ein Weib erbauet hat:
Die Luͤſternheit
Drang nach der Zeit
Auch auf die liebe Ehe an,
Und machte ſie ihr unterthan.
Jn denen drauf gefolgten Tagen,
Wards endlich ſo wie ietzt beſtellt;
Da ſich die Kinder GOttes wagen
Jn das Gedraͤnge dieſer Welt.
Sie trauen ſich
Gar ſonderlich,
Und gehen mit der Luſt zum Tantz;
So kommen ſie um ihren Crantz.
Da mengen ſich die Kinder GOttes
Jn allen Koth der Eitelkeit,
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |