Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.III. Die Traditionen des Heidenthums. sadra) neun Urkönige der Babylonier, die er Aloros, Alaparos,Ammenon, Amelon, Amelagoros, Daon, Andorachos (Edoranchos), Amempsinos, Otiartes nennt, und auf welche er Xisuthros als zehnten Herrscher folgen läßt. Von diesen Herrschern läßt er, die biblischen Alterszahlen der Makrobier ins Ungeheuerliche steigernd, drei (den 5., 7. und 10.) je 64 800 Jahre, drei (den 1., 6. u. 8.) 36 000 Jahre etc. regieren; dem zweiten als dem kurzlebigsten gibt er wenigstens 10 800 Jahre. Die ganze Reihe läßt er 120 babyl. Saren (zu 3600 Jahren) = 432 000 Jahre lang regieren. Trotz dieser maaßlosen mythischen Verzerrung dessen, was im A. T. ein- facher erzählt wird, bleibt die Concordanz dieses Stücks altbaby- lonischer Urgeschichte mit dem entsprechenden biblischen bedeutsam genug.1) Gleichwie auch die babylonische Fluthsage, beides nach Berosus wie nach den seine Angaben theils bestätigenden theils ergänzenden Keilschrifturkunden, der entsprechenden alttestamentlichen Erzählung näher steht als irgendsonstwelcher außerbiblische Bericht. Betreten wir das Gebiet der abendländischen Sagenwelt, so 1) Berosus bei Euseb. Chron. armen. I, 11--16. 46--48. Vgl.
Beros. ed. Richt. p. 53--55. -- Ueber das Verhältniß der schwindelhaft hohen Alterszahlen bei Berosus zu den biblischen Makrobierjahren kann erst weiter unten gehandelt werden. III. Die Traditionen des Heidenthums. ſadra) neun Urkönige der Babylonier, die er Aloros, Alaparos,Ammenon, Amelon, Amelagoros, Daon, Andorachos (Edoranchos), Amempſinos, Otiartes nennt, und auf welche er Xiſuthros als zehnten Herrſcher folgen läßt. Von dieſen Herrſchern läßt er, die bibliſchen Alterszahlen der Makrobier ins Ungeheuerliche ſteigernd, drei (den 5., 7. und 10.) je 64 800 Jahre, drei (den 1., 6. u. 8.) 36 000 Jahre ꝛc. regieren; dem zweiten als dem kurzlebigſten gibt er wenigſtens 10 800 Jahre. Die ganze Reihe läßt er 120 babyl. Saren (zu 3600 Jahren) = 432 000 Jahre lang regieren. Trotz dieſer maaßloſen mythiſchen Verzerrung deſſen, was im A. T. ein- facher erzählt wird, bleibt die Concordanz dieſes Stücks altbaby- loniſcher Urgeſchichte mit dem entſprechenden bibliſchen bedeutſam genug.1) Gleichwie auch die babyloniſche Fluthſage, beides nach Beroſus wie nach den ſeine Angaben theils beſtätigenden theils ergänzenden Keilſchrifturkunden, der entſprechenden altteſtamentlichen Erzählung näher ſteht als irgendſonſtwelcher außerbibliſche Bericht. Betreten wir das Gebiet der abendländiſchen Sagenwelt, ſo 1) Beroſus bei Euſeb. Chron. armen. I, 11—16. 46—48. Vgl.
Beroſ. ed. Richt. p. 53—55. — Ueber das Verhältniß der ſchwindelhaft hohen Alterszahlen bei Beroſus zu den bibliſchen Makrobierjahren kann erſt weiter unten gehandelt werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Die Traditionen des Heidenthums.</fw><lb/> ſadra) neun Urkönige der Babylonier, die er Aloros, Alaparos,<lb/> Ammenon, Amelon, Amelagoros, Daon, Andorachos (Edoranchos),<lb/> Amempſinos, Otiartes nennt, und auf welche er Xiſuthros als<lb/> zehnten Herrſcher folgen läßt. Von dieſen Herrſchern läßt er, die<lb/> bibliſchen Alterszahlen der Makrobier ins Ungeheuerliche ſteigernd,<lb/> drei (den 5., 7. und 10.) je 64 800 Jahre, drei (den 1., 6. u. 8.)<lb/> 36 000 Jahre ꝛc. regieren; dem zweiten als dem kurzlebigſten gibt<lb/> er wenigſtens 10 800 Jahre. Die ganze Reihe läßt er 120 babyl.<lb/> Saren (zu 3600 Jahren) = 432 000 Jahre lang regieren. Trotz<lb/> dieſer maaßloſen mythiſchen Verzerrung deſſen, was im A. T. ein-<lb/> facher erzählt wird, bleibt die Concordanz dieſes Stücks altbaby-<lb/> loniſcher Urgeſchichte mit dem entſprechenden bibliſchen bedeutſam<lb/> genug.<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Beroſus</hi> bei <hi rendition="#g">Euſeb.</hi> <hi rendition="#aq">Chron. armen. I,</hi> 11—16. 46—48. Vgl.<lb/> Beroſ. <hi rendition="#aq">ed. Richt. p.</hi> 53—55. — Ueber das Verhältniß der ſchwindelhaft hohen<lb/> Alterszahlen bei Beroſus zu den bibliſchen Makrobierjahren kann erſt weiter<lb/> unten gehandelt werden.</note> Gleichwie auch die babyloniſche Fluthſage, beides nach<lb/> Beroſus wie nach den ſeine Angaben theils beſtätigenden theils<lb/> ergänzenden Keilſchrifturkunden, der entſprechenden altteſtamentlichen<lb/> Erzählung näher ſteht als irgendſonſtwelcher außerbibliſche Bericht.</p><lb/> <p>Betreten wir das Gebiet der abendländiſchen Sagenwelt, ſo<lb/> erſcheint zunächſt die urgeſchichtliche Tradition der alten <hi rendition="#g">Etrusker,</hi><lb/> ſoweit die über ſie vorhandnen fragmentariſchen und theilweiſe erſt<lb/> durch ſpäte Zeugen mitgetheilten Sagen dieß zu erkennen geben,<lb/> als theils der perſiſchen, theils der chaldäiſch-babyloniſchen und eben-<lb/> damit auch der bibliſchen Ueberlieferung ziemlich nahe verwandt.<lb/> Mit den Perſern hatten, Suidas zufolge, die Tyrrhenier die Lehre<lb/> von den 12 Jahrtauſenden gemein, welche die Welt dauern werde<lb/> und von welchen die ſechs erſten die Epochen der Weltſchöpfung geweſen<lb/> ſeien. An die chaldäiſche und bibliſche Makrobier-Sage erinnert die<lb/> den Auguren der alten Etrusker wie der Römer zugeſchriebene<lb/> Ueberlieferung von acht Generationen der erſten Menſchen, deren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
III. Die Traditionen des Heidenthums.
ſadra) neun Urkönige der Babylonier, die er Aloros, Alaparos,
Ammenon, Amelon, Amelagoros, Daon, Andorachos (Edoranchos),
Amempſinos, Otiartes nennt, und auf welche er Xiſuthros als
zehnten Herrſcher folgen läßt. Von dieſen Herrſchern läßt er, die
bibliſchen Alterszahlen der Makrobier ins Ungeheuerliche ſteigernd,
drei (den 5., 7. und 10.) je 64 800 Jahre, drei (den 1., 6. u. 8.)
36 000 Jahre ꝛc. regieren; dem zweiten als dem kurzlebigſten gibt
er wenigſtens 10 800 Jahre. Die ganze Reihe läßt er 120 babyl.
Saren (zu 3600 Jahren) = 432 000 Jahre lang regieren. Trotz
dieſer maaßloſen mythiſchen Verzerrung deſſen, was im A. T. ein-
facher erzählt wird, bleibt die Concordanz dieſes Stücks altbaby-
loniſcher Urgeſchichte mit dem entſprechenden bibliſchen bedeutſam
genug. 1) Gleichwie auch die babyloniſche Fluthſage, beides nach
Beroſus wie nach den ſeine Angaben theils beſtätigenden theils
ergänzenden Keilſchrifturkunden, der entſprechenden altteſtamentlichen
Erzählung näher ſteht als irgendſonſtwelcher außerbibliſche Bericht.
Betreten wir das Gebiet der abendländiſchen Sagenwelt, ſo
erſcheint zunächſt die urgeſchichtliche Tradition der alten Etrusker,
ſoweit die über ſie vorhandnen fragmentariſchen und theilweiſe erſt
durch ſpäte Zeugen mitgetheilten Sagen dieß zu erkennen geben,
als theils der perſiſchen, theils der chaldäiſch-babyloniſchen und eben-
damit auch der bibliſchen Ueberlieferung ziemlich nahe verwandt.
Mit den Perſern hatten, Suidas zufolge, die Tyrrhenier die Lehre
von den 12 Jahrtauſenden gemein, welche die Welt dauern werde
und von welchen die ſechs erſten die Epochen der Weltſchöpfung geweſen
ſeien. An die chaldäiſche und bibliſche Makrobier-Sage erinnert die
den Auguren der alten Etrusker wie der Römer zugeſchriebene
Ueberlieferung von acht Generationen der erſten Menſchen, deren
1) Beroſus bei Euſeb. Chron. armen. I, 11—16. 46—48. Vgl.
Beroſ. ed. Richt. p. 53—55. — Ueber das Verhältniß der ſchwindelhaft hohen
Alterszahlen bei Beroſus zu den bibliſchen Makrobierjahren kann erſt weiter
unten gehandelt werden.
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