Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.III. Die Traditionen des Heidenthums. Brüder wird als Erfinder des Feuers (aus Anlaß eines Wald-brands), der Thieropfer und auch schon der Schifffahrt dargestellt.1) Den Babyloniern hat man neuerdings auf Grund ver- 1) Josephus, Antt. I, 3, 9; Plinius, H. N. VII, 49; Sanchu- niath ed. Orelli c, 3. Vgl. Ebrard, Apologet. II, 176, sowie das weiter unten von uns über Sanchuniathon Bemerkte. 2) S. Oppert in den Gött. Gel.-Anzeigen 1878, St. 34. Der Smithschen
Deutung von kirkir tikamtiv = "Seeschlange, große Schlange" stellt hier Oppert seine Erklärung des fraglichen Namens durch "Wirbel des Meeres" gegenüber. Zugleich mit dieser Beseitigung der Schlange aus dem betr. Be- richte erklärt er, unter Berufung auf Menant, es für einen Jrrthum, daß die bekannte von Smith mitgetheilte Abbildung das erste Menschenpaar zu beiden Seiten der verführenden Schlange darstelle. Die betreffenden menschlichen Figuren seien in Wahrheit nicht Mann und Frau, sondern zwei Männer; die angebliche Schlange zwischen Beiden sei ein theilender Strich, u. s. f. -- Vgl. auch schon v. Gutschmids Zweifel an der Haltbarkeit der Smithschen Sündenfalls-Deu- tungen: "Neue Beiträge zur Gesch. des alten Orients" etc., S 147. Trotzdem ist erst jüngst wieder Fischer a. a. O., S. 208 f. den Annahmen Smiths ohne jede kritische Reserve gefolgt. III. Die Traditionen des Heidenthums. Brüder wird als Erfinder des Feuers (aus Anlaß eines Wald-brands), der Thieropfer und auch ſchon der Schifffahrt dargeſtellt.1) Den Babyloniern hat man neuerdings auf Grund ver- 1) Joſephus, Antt. I, 3, 9; Plinius, H. N. VII, 49; Sanchu- niath ed. Orelli c, 3. Vgl. Ebrard, Apologet. II, 176, ſowie das weiter unten von uns über Sanchuniathon Bemerkte. 2) S. Oppert in den Gött. Gel.-Anzeigen 1878, St. 34. Der Smithſchen
Deutung von kirkir tikamtiv = „Seeſchlange, große Schlange‟ ſtellt hier Oppert ſeine Erklärung des fraglichen Namens durch „Wirbel des Meeres‟ gegenüber. Zugleich mit dieſer Beſeitigung der Schlange aus dem betr. Be- richte erklärt er, unter Berufung auf Ménant, es für einen Jrrthum, daß die bekannte von Smith mitgetheilte Abbildung das erſte Menſchenpaar zu beiden Seiten der verführenden Schlange darſtelle. Die betreffenden menſchlichen Figuren ſeien in Wahrheit nicht Mann und Frau, ſondern zwei Männer; die angebliche Schlange zwiſchen Beiden ſei ein theilender Strich, u. ſ. f. — Vgl. auch ſchon v. Gutſchmids Zweifel an der Haltbarkeit der Smithſchen Sündenfalls-Deu- tungen: „Neue Beiträge zur Geſch. des alten Orients‟ ꝛc., S 147. Trotzdem iſt erſt jüngſt wieder Fiſcher a. a. O., S. 208 f. den Annahmen Smiths ohne jede kritiſche Reſerve gefolgt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Die Traditionen des Heidenthums.</fw><lb/> Brüder wird als Erfinder des Feuers (aus Anlaß eines Wald-<lb/> brands), der Thieropfer und auch ſchon der Schifffahrt dargeſtellt.<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Joſephus,</hi><hi rendition="#aq">Antt. I,</hi> 3, 9; <hi rendition="#g">Plinius,</hi> <hi rendition="#aq">H. N. VII,</hi> 49; <hi rendition="#g">Sanchu-<lb/> niath</hi> <hi rendition="#aq">ed. Orelli c,</hi> 3. Vgl. <hi rendition="#g">Ebrard,</hi> Apologet. <hi rendition="#aq">II,</hi> 176, ſowie das weiter<lb/> unten von uns über Sanchuniathon Bemerkte.</note></p><lb/> <p>Den <hi rendition="#g">Babyloniern</hi> hat man neuerdings auf Grund ver-<lb/> meinter Ausſagen ihrer Keilſchrift-Monumente eine ſehr genaue<lb/> Uebereinſtimmung mit der altteſtamentlichen Paradieſes- und Sünden-<lb/> fallsgeſchichte zuſchreiben zu dürfen geglaubt. Man hat hierin freilich<lb/> geirrt; namentlich die angebliche Abbildung vom erſten Menſchen-<lb/> paare im Paradieſe ſammt der ſie verführenden Schlange, welche<lb/> George Smith entdeckt haben wollte, iſt durch die franzöſiſchen<lb/> Aſſyriologen (M<hi rendition="#aq">é</hi>nant, Oppert ꝛc.) als weſentlich nur in der Phan-<lb/> taſie jenes Forſchers exiſtirend erwieſen worden.<note place="foot" n="2)">S. <hi rendition="#g">Oppert</hi> in den Gött. Gel.-Anzeigen 1878, St. 34. Der Smithſchen<lb/> Deutung von <hi rendition="#aq">kirkir tikamtiv</hi> = „Seeſchlange, große Schlange‟ ſtellt hier<lb/> Oppert ſeine Erklärung des fraglichen Namens durch „Wirbel des Meeres‟<lb/> gegenüber. Zugleich mit dieſer Beſeitigung der Schlange aus dem betr. Be-<lb/> richte erklärt er, unter Berufung auf M<hi rendition="#aq">é</hi>nant, es für einen Jrrthum, daß die<lb/> bekannte von Smith mitgetheilte Abbildung das erſte Menſchenpaar zu beiden<lb/> Seiten der verführenden Schlange darſtelle. Die betreffenden menſchlichen Figuren<lb/> ſeien in Wahrheit nicht Mann und Frau, ſondern zwei Männer; die angebliche<lb/> Schlange zwiſchen Beiden ſei ein theilender Strich, u. ſ. f. — Vgl. auch ſchon<lb/> v. <hi rendition="#g">Gutſchmids</hi> Zweifel an der Haltbarkeit der Smithſchen Sündenfalls-Deu-<lb/> tungen: „Neue Beiträge zur Geſch. des alten Orients‟ ꝛc., S 147. Trotzdem<lb/> iſt erſt jüngſt wieder <hi rendition="#g">Fiſcher</hi> a. a. O., S. 208 f. den Annahmen Smiths<lb/> ohne jede kritiſche Reſerve gefolgt.</note> Jndeſſen ſpielt<lb/> unzweifelhaft der paradieſiſche Lebensbaum, das Aequivalent des<lb/> perſiſch-indiſchen Soma, eine wichtige Rolle auf den Denkmälern und<lb/> in den Traditionen der Euphratvölker. Und jedenfalls iſt betreffs<lb/> der 10 vorſintfluthlichen Patriarchen, ebenſo wie auch betreffs der<lb/> Fluth ſelbſt, die Uebereinſtimmung der chaldäiſchen Berichte mit<lb/> den bibliſchen eine merkwürdig durchgreifende. Nach Beroſus re-<lb/> gierten bis zum Sintfluthpatriarchen Xiſuthros (keilinſchriftl. Khaſi-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
III. Die Traditionen des Heidenthums.
Brüder wird als Erfinder des Feuers (aus Anlaß eines Wald-
brands), der Thieropfer und auch ſchon der Schifffahrt dargeſtellt. 1)
Den Babyloniern hat man neuerdings auf Grund ver-
meinter Ausſagen ihrer Keilſchrift-Monumente eine ſehr genaue
Uebereinſtimmung mit der altteſtamentlichen Paradieſes- und Sünden-
fallsgeſchichte zuſchreiben zu dürfen geglaubt. Man hat hierin freilich
geirrt; namentlich die angebliche Abbildung vom erſten Menſchen-
paare im Paradieſe ſammt der ſie verführenden Schlange, welche
George Smith entdeckt haben wollte, iſt durch die franzöſiſchen
Aſſyriologen (Ménant, Oppert ꝛc.) als weſentlich nur in der Phan-
taſie jenes Forſchers exiſtirend erwieſen worden. 2) Jndeſſen ſpielt
unzweifelhaft der paradieſiſche Lebensbaum, das Aequivalent des
perſiſch-indiſchen Soma, eine wichtige Rolle auf den Denkmälern und
in den Traditionen der Euphratvölker. Und jedenfalls iſt betreffs
der 10 vorſintfluthlichen Patriarchen, ebenſo wie auch betreffs der
Fluth ſelbſt, die Uebereinſtimmung der chaldäiſchen Berichte mit
den bibliſchen eine merkwürdig durchgreifende. Nach Beroſus re-
gierten bis zum Sintfluthpatriarchen Xiſuthros (keilinſchriftl. Khaſi-
1) Joſephus, Antt. I, 3, 9; Plinius, H. N. VII, 49; Sanchu-
niath ed. Orelli c, 3. Vgl. Ebrard, Apologet. II, 176, ſowie das weiter
unten von uns über Sanchuniathon Bemerkte.
2) S. Oppert in den Gött. Gel.-Anzeigen 1878, St. 34. Der Smithſchen
Deutung von kirkir tikamtiv = „Seeſchlange, große Schlange‟ ſtellt hier
Oppert ſeine Erklärung des fraglichen Namens durch „Wirbel des Meeres‟
gegenüber. Zugleich mit dieſer Beſeitigung der Schlange aus dem betr. Be-
richte erklärt er, unter Berufung auf Ménant, es für einen Jrrthum, daß die
bekannte von Smith mitgetheilte Abbildung das erſte Menſchenpaar zu beiden
Seiten der verführenden Schlange darſtelle. Die betreffenden menſchlichen Figuren
ſeien in Wahrheit nicht Mann und Frau, ſondern zwei Männer; die angebliche
Schlange zwiſchen Beiden ſei ein theilender Strich, u. ſ. f. — Vgl. auch ſchon
v. Gutſchmids Zweifel an der Haltbarkeit der Smithſchen Sündenfalls-Deu-
tungen: „Neue Beiträge zur Geſch. des alten Orients‟ ꝛc., S 147. Trotzdem
iſt erſt jüngſt wieder Fiſcher a. a. O., S. 208 f. den Annahmen Smiths
ohne jede kritiſche Reſerve gefolgt.
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