Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VII. Der Ursitz des Menschengeschlechts. irgendwelche nähere Rücksicht nehmen und sich der Urgeschichte derh. Schrift soviel als dieß möglich anzupassen suchen, mögen hier noch kurz besprochen werden. Einige dieser Condamiten- oder Präadamiten-Theorien -- wir 1) Erste Begründung dieser Lehre von einer activen und einer passiven
Race bei Peyroux de la Cordonniere, Memoires sur les sept especes des hommes, Paris 1814. Jhm folgten dann Graf Gobineau, Klemm, Waitz, H. Wuttke u. s. f. VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts. irgendwelche nähere Rückſicht nehmen und ſich der Urgeſchichte derh. Schrift ſoviel als dieß möglich anzupaſſen ſuchen, mögen hier noch kurz beſprochen werden. Einige dieſer Condamiten- oder Präadamiten-Theorien — wir 1) Erſte Begründung dieſer Lehre von einer activen und einer paſſiven
Race bei Peyroux de la Cordonniere, Mémoires sur les sept espèces des hommes, Paris 1814. Jhm folgten dann Graf Gobineau, Klemm, Waitz, H. Wuttke u. ſ. f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Der Urſitz des Menſchengeſchlechts.</fw><lb/> irgendwelche nähere Rückſicht nehmen und ſich der Urgeſchichte der<lb/> h. Schrift ſoviel als dieß möglich anzupaſſen ſuchen, mögen hier<lb/> noch kurz beſprochen werden.</p><lb/> <p>Einige dieſer Condamiten- oder Präadamiten-Theorien — wir<lb/> können die beiden Namen unbedenklich als gleichbedeutend gebrauchen,<lb/> weil faſt ſtets zwiſchen den verſchiednen Adamitengeſchlechtern, die<lb/> man annimmt, auch ein Altersunterſchied ſtatuirt zu werden pflegt —<lb/> begnügen ſich mit Verdopplung des Menſchheits-Stammelternpaars,<lb/> laſſen alſo ſämmtliche Racen des Menſchengeſchlechts von <hi rendition="#g">zwei Ur-<lb/> racen,</hi> und zwar die hellfarbige kaukaſiſche (ariſch-ſemitiſche oder<lb/> mittelländiſche) Race vom Adam der h. Schrift, die Geſammtheit<lb/> der dunkelfarbigen Menſchheitstypen aber von einem älteren Stamm-<lb/> vater herrühren. Es findet dabei Anlehnung ſtatt einerſeits an das<lb/> 4. Kapitel der Geneſis, wo angeblich ſchon Spuren vom Bewohnt-<lb/> ſein eines Theils der Erde durch Menſchen vor-adamiſcher Abkunft<lb/> zu Kains Zeit enthalten ſein ſollen, andrerſeits an jenes bekannte<lb/> Lieblingsdogma neuerer Ethnologen, wonach alle Menſchen cultur-<lb/> geſchichtlich betrachtet in zwei Racen zerfallen: eine dunkelfarbige<lb/> paſſive, welche zu höheren Culturfortſchritten abſolut unfähig ſei und<lb/> die ſ. g. Aboriginer der meiſten Länder in ſich ſchließe, und eine<lb/> active civiliſationsfähige Race, beſtehend in den verſchiednen Zweigen<lb/> der kaukaſiſchen Menſchheit.<note place="foot" n="1)">Erſte Begründung dieſer Lehre von einer activen und einer paſſiven<lb/> Race bei <hi rendition="#g">Peyroux de la Cordonniere,</hi> <hi rendition="#aq">Mémoires sur les sept espèces<lb/> des hommes, Paris</hi> 1814. Jhm folgten dann Graf Gobineau, Klemm, Waitz,<lb/> H. Wuttke u. ſ. f.</note> Ein Hauptvertreter dieſer <hi rendition="#g">monoge-<lb/> niſtiſchen</hi> Form des Präadamitismus iſt der anonyme Verfaſſer<lb/> einer 1860 erſchienenen „Urgeſchichte (<hi rendition="#aq">Genesis</hi>) der Erde und des<lb/> Menſchen‟, welche der gelehrte Reginald Stuart Poole bevorwortete<lb/> und herausgab. Er läßt die paſſive Menſchheit, beſtehend in Ne-<lb/> gern, Negritos, Papuas, überhaupt in den dunklen Urbewohnern<lb/> aller Länder, mehrere Jahrtauſende vor der weißen oder activen<lb/> Race im äquatorialen Afrika durch einen ſchwarzen Ur-Adam ihren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [232/0242]
VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts.
irgendwelche nähere Rückſicht nehmen und ſich der Urgeſchichte der
h. Schrift ſoviel als dieß möglich anzupaſſen ſuchen, mögen hier
noch kurz beſprochen werden.
Einige dieſer Condamiten- oder Präadamiten-Theorien — wir
können die beiden Namen unbedenklich als gleichbedeutend gebrauchen,
weil faſt ſtets zwiſchen den verſchiednen Adamitengeſchlechtern, die
man annimmt, auch ein Altersunterſchied ſtatuirt zu werden pflegt —
begnügen ſich mit Verdopplung des Menſchheits-Stammelternpaars,
laſſen alſo ſämmtliche Racen des Menſchengeſchlechts von zwei Ur-
racen, und zwar die hellfarbige kaukaſiſche (ariſch-ſemitiſche oder
mittelländiſche) Race vom Adam der h. Schrift, die Geſammtheit
der dunkelfarbigen Menſchheitstypen aber von einem älteren Stamm-
vater herrühren. Es findet dabei Anlehnung ſtatt einerſeits an das
4. Kapitel der Geneſis, wo angeblich ſchon Spuren vom Bewohnt-
ſein eines Theils der Erde durch Menſchen vor-adamiſcher Abkunft
zu Kains Zeit enthalten ſein ſollen, andrerſeits an jenes bekannte
Lieblingsdogma neuerer Ethnologen, wonach alle Menſchen cultur-
geſchichtlich betrachtet in zwei Racen zerfallen: eine dunkelfarbige
paſſive, welche zu höheren Culturfortſchritten abſolut unfähig ſei und
die ſ. g. Aboriginer der meiſten Länder in ſich ſchließe, und eine
active civiliſationsfähige Race, beſtehend in den verſchiednen Zweigen
der kaukaſiſchen Menſchheit. 1) Ein Hauptvertreter dieſer monoge-
niſtiſchen Form des Präadamitismus iſt der anonyme Verfaſſer
einer 1860 erſchienenen „Urgeſchichte (Genesis) der Erde und des
Menſchen‟, welche der gelehrte Reginald Stuart Poole bevorwortete
und herausgab. Er läßt die paſſive Menſchheit, beſtehend in Ne-
gern, Negritos, Papuas, überhaupt in den dunklen Urbewohnern
aller Länder, mehrere Jahrtauſende vor der weißen oder activen
Race im äquatorialen Afrika durch einen ſchwarzen Ur-Adam ihren
1) Erſte Begründung dieſer Lehre von einer activen und einer paſſiven
Race bei Peyroux de la Cordonniere, Mémoires sur les sept espèces
des hommes, Paris 1814. Jhm folgten dann Graf Gobineau, Klemm, Waitz,
H. Wuttke u. ſ. f.
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